Sandkerwa 2015: Unterwegs mit der Sandpolizei
Autor: Harald Rieger
Bamberg, Sonntag, 23. August 2015
Infranken.de war mit der Polizei bei ihren nächtlichen Einsätzen auf der Sandkerwa dabei. Allerdings: Allzu viel Aufregendes gibt es dieses Jahr darüber nicht zu berichten. Denn für die Beamten war es eine extrem ruhige Nacht.
Vorausgesetzt das Wetter passt und es regnet nicht ist seit jeher der Samstag der stärkste Besuchertag der Sandkerwa. Allein schon bedingt durch das hohe Menschenaufkommen bleiben da Reibereien und das ein oder andere Problem nicht aus und die Polizeikräfte haben an diesem Tag mit am meisten zu tun. So kam es die letzten Jahre immer wieder zu Schlägereien, Sachbeschädigungen, Beamtenbeleidigungen und der ein oder andere musste die Nacht in der Ausnüchterungszelle verbringen.
Dieses Jahr jedoch verlief alles anders. Obwohl das Wetter passte und mit milden Temperaturen ein nahezu optimales Sandkerwawetter herrschte und obwohl die Menschenmassen sich regelrecht durch das Festgebiet schoben, wird der Sandkerwasamstag aus polizeilicher Sicht als einer friedlichsten und ruhigsten in die Geschichte der Kerwa eingehen.
Einsatzleiterin Silke Gahn und ihre Kollegin Lieberth haben sich auf eine lange und vor allem arbeitsintensive Nacht eingestellt.
Kurzzeitiger Stromausfall
Doch für die nächsten Stunden soll dieser Einsatz erst einmal der letzte gewesen sein. Denn im Sandgebiet bleibt aus polizeilicher Sicht alles ruhig. Lediglich um Mitternacht herum, werden die beiden Beamtinnen ins Festgebiet gerufen. Grund: Stromausfall am Leinritt in Höhe der Markusbrücke. "Hier müssen wir reagieren. Bricht eine Panik unter den Besuchern aus, kann es schlimme Folgen haben. Zumal das Wasser in unmittelbarer Nähe ist", erläutert die Polizeihauptkommissarin Gahn. Doch beim Eintreffen der Beamten, leuchtet der Leinritt schon wieder. Eine Sicherung war ausgefallen und fünf der Stände standen plötzlich im Dunkeln.
Doch die Standbetreiber haben sich selbst geholfen und den Strom der dahinterliegenden Häuser "angezapft".
Freundliche Besucher
Um diese Zeit wimmelt es entlang des Wassers und auf der Markusbrücke nur so von Menschenmassen. Dennoch: es liegt keine Aggression in der Luft. Viele Besucher grüßen die beiden Beamtinnen und manch einer bietet ihnen sogar gebrannte Mandeln an. Lediglich eine Anwohnerin ist weniger erfreut. Sie beschwert sich bei den Polizistinnen, weil auf dem Weg zur Markusbrücke links und rechts Sitzbänke vor einem Lokal aufgestellt seien und wettert, wie diese denn in das neue Sicherheitskonzept passen würden.Doch auch dieser Fall ist schnell geklärt. Das Ordnungsamt sowie der Veranstalter sind informiert und werden handeln. Für die letzte Dreiviertelstunde bis zur Sperrstunde dürfen sie vorerst jedoch stehen bleiben, zumal weder eine Behinderung noch Gefährdung vorliegt.
Kurz darauf greifen die Beamten der Bereitschaftspolizei, die die Bamberger Polizei unterstützen, einen Betrunkenen auf, der medizinisch versorgt werden muss. Gegen 0.30 Uhr werden Gahn und ihre Kollegin zum Schiffbauplatz gerufen. Angeblich sollen sich dort fünf Männer eine Schlägerei liefern. Beim Eintreffen sind die Rettungskräfte des Roten Kreuzes bereits vor Ort, aber von einer Schlägerei keine Spur. Eine Viertel Stunde vor Sperrzeit meldet der Sicherheitsdienst, dass unter der Unteren Brücke zwei Männer baden gehen wollen. Ihre Kleidung hätten sie schon abgelegt. Bei einer Überprüfung stellt sich aber heraus, dass die beiden sich lediglich etwas abkühlen wollen und ihre Füße in die Regnitz hingen. Baden gehen wollten sie nicht.
Zwei Stunden Ruhe
Fünf Minuten später dann der letzte Einsatz für die nächsten zwei Stunden. Eine Sachbeschädigung in einer Gaststätte im Festbetrieb. Hier hat ein Unbekannter eine Vorhangstange heruntergerissen.Pünktlich um 1 Uhr schließen die Betreiber im Festgebiet ihre Stände. Die Massen wandern über die Markusbrücke und in Richtung Lange Straße ab. Während die meisten ihren Heimweg antreten, treibt es Hunderte von Nachtschwärmern in die umliegenden Lokale, die noch bis 3 Uhr morgens geöffnet haben. Zur Sicherheit und wegen der Menschenmengen entscheidet sich Gahn, die Lange Straße für den Verkehr zu schließen. Bei der Abwanderung der Kerwabesucher geht aber alles seinen Gang. Viele sind zwar betrunken und verzweifelt auf der Suche nach einem Taxi, ansonsten aber gibt es abgesehen von einer Körperverletzung, bei der ein Pärchen von einer Gruppe von Männern angegangen wurden, keinerlei Vorkommnisse. Selbst die Sperrzeiten der Gastronomie außerhalb des Festgebietes werden korrekt eingehalten. Gegen 3.30 Uhr ist die Innenstadt weitestgehend leer. Lediglich die Einsatzleiterin und ihre Kollegin werden zu ihrem letzten Sandkerwa-Einsatz des Abends gerufen: ein junger Mann soll in der Kapuzinerstraße bei einem Büro eine Scheibe eingeschlagen haben, das melden zwei jungen Studentinnen.
Erstaunlich und die Szene unterstreicht die friedliche Atmosphäre des Abends: Der Verursacher, ein junger Mann, ist mit seiner Mutter vor Ort und stellt sich freiwillig der Polizei. Angeblich wollte er mit seiner Faust seinen Frust an der Wand auslassen und hat dabei die Scheibe getroffen. Aus Sicherheitsgründe wird die Feuerwehr verständig, die das Loch in Scheibe mit einer Spannplatte verdeckt und die Scherben entsorgt.
Eine letzte Stadtrunde um 4 Uhr zeigt eine fast menschenleere Innenstadt - nur hin und wieder sitzen ein paar Betrunkene herum, verhalten sich aber ruhig. "Ich war wirklich auf eine hitzige Nacht mit vielen Einsätzen eingestellt. Und kann es nun kaum glauben, dass es so friedlich geblieben ist. Obwohl ja doch Tausende von Menschen unterwegs waren", resümiert Silke Gahn. Danach rücken beide Polizistinnen ebenso wie die Bereitschaftspolizei in die Dienststelle ein.