Windpark Hohenellern: Rückenwind von Litzendorfs Bürgern
Autor: Hans Kurz
Litzendorf, Mittwoch, 30. März 2016
Das Interesse in Litzendorf und anderen umliegenden Orten an einer Beteiligung am Windpark Hohenellern ist groß.
Vier Millionen Euro - das ist die Summe, die sich die Initiatoren des Bürgerwindparks Litzendorf-Hohenellern als tatsächliche Bürgerbeteiligung an dem 14-Millionen-Euro-Projekt erhoffen. Und schon bevor die Anteile offiziell gezeichnet werden können, schaut es gut aus, dass das Ziel erreicht wird, berichtet Georg Lunz, bei dem die Fäden in Litzendorf zusammenlaufen. Nach zwei Informationsveranstaltungen, in Litzendorf und in Tiefenellern, hätten sich weit mehr als 100 Interessenten gemeldet und für den Kauf von Anteilen vormerken lassen.
Die Interessenten kommen laut Lunz zu etwa zwei Dritteln aus Litzendorf selbst. Aus dem Landkreis Bamberg seien es etwa 98 Prozent. Sie alle werden als Erste den Verkaufsprospekt der Bürgerwindpark Litzendorf-Hohenellern GmbH & Co. KG erhalten, der derzeit bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) zu Prüfung vorliegt, was einige Wochen dauern wird.
Dass die Resonanz so groß ist, freut nicht nur Georg Lunz, Grünen-Gemeinderat und Agenda-Beauftragter, der seit vielen Jahren die treibende Kraft des Projektes ist. Auch Bürgermeister Wolfgang Möhrlein (CSU) und Marcus Dornauer, aus Mittelfranken stammender Windkraftentwickler, der vor sechs Jahren als Projektant in Litzendorf mit einstieg, freuen sich über die Resonanz.
Bürgermodell fest im Blick
Es sei von vornherein das Ziel gewesen, das Vorhaben mit den Bürgern zu realisieren, sagt Möhrlein. So sei auch der Gemeinderat - bei mal einer, mal zwei Gegenstimmen - geschlossen hinter dem Projekt gestanden. Widerstand aus der Bevölkerung habe es in Litzendorf anders als anderswo keinen gegeben. Dornauer betont, dass es sein Ziel sei, die Bürgerbeteiligung voranzubringen. Nur so ließen sich neue Modelle der Energieversorgung vor Ort verwirklichen. Er bedauert, dass ein Verbund lokaler Energieproduzenten im östlichen Landkreis Bamberg nicht zustande gekommen ist, obwohl die Möglichkeit dafür bestanden habe. Aber ein geplanter Bürgerwindpark in Heiligenstadt scheiterte nach einem Bürgerentscheid, und anderorts kamen Investoren von auswärts zum Zuge. Man arbeite aber beispielsweise mit dem Betreiber Naturstrom, der auf den angrenzenden, zu Königsfeld und Scheßlitz gehörenden, Arealen weitere Windräder aufstellen will, etwa für die Einspeisung in Würgau, zusammen.
Um die Akzeptanz zu vergrößern, erhalten die Anwohnern in den nächstgelegenen Ortschaften das gleiche Finanzierungsangebot wie die Einheimischen selbst. Einwohner von Neudorf (Scheßlitz), Poxdorf und Laibarös (Königsfeld) sowie Herzogenreuth (Heiligenstadt) können sich ebenso wie alle Litzendorfer bereits ab 5000 Euro am Bürgerwindpark beteiligen. Für alle anderen liegt die Mindestsumme bei 10 000 Euro.
Sechs Jahre Planungen
Trotz der Einigkeit, die in Litzendorf in Sachen Windkraft herrschte, dauerte es doch recht lange, bis das Projekt stand. Und genehmigt wurde es sozusagen auf den letzten Drücker. Auf dem Gebiet der Gemeinde wurden bereits Ende 2007 die ersten beiden Windräder errichtet. Es sind die beiden auf Stahlgittermasten montierten Rotoren, die sich heute noch - zusammen mit inzwischen fünf weiteren Anlagen - auf der Hochebene zwischen Neudorf, Poxdorf und Laibarös drehen. Windpark Hohenellern nannte sich das nach der Wüstung eines mittelalterlichen Ortes an dieser Stelle, der Betreiber kam aus Stuttgart.Bereits im Januar 2008 keimte der Gedanke an ein drittes Windrad, ein Bürgerwindrad, im Litzendorfer Agenda-Arbeitskreis. 2009 sprach sich auch der Gemeinderat für ein solches Vorhaben aus. 2010 wurden mit Dornauer die Planungen konkreter. Doch dann sollte der Standort im Regionalplan gestrichen werden, weil er im Landschaftsschutzgebiet liegt. Erst im Sommer 2014 ermöglichte der Bamberger Kreistag eine Ausnahme - wenige Tage bevor Bayern die Regeln für Windkraft verschärfte.