Roger Stein in Bamberg: "Lieder ohne mich"
Autor: Petra Mayer
Bamberg, Donnerstag, 19. März 2015
Roger Stein ist ein Musiker, der gegen den Strom schwimmt. Die Holzhammermethode aber liegt dem Singer-Songwriter nicht, der Menschen auf andere Weise zu berühren sucht. Am 20. März präsentiert der Wahlberliner im Bamberger Club Kaulberg "Lieder ohne mich". Vorab gibt's Videos.
Er sang in Opernproduktionen und spielte fürs Wiener Salontheater den "Nackten Schubert". Gleich mit seiner Promotion übers "deutsche Dirnenlied" hatte Roger Stein für Aufsehen gesorgt, der mittlerweile auch mit literarischem Hip-Hop punktet. Kompositionen für Film und Fernsehen, Chanson- und Klassikfans schrieb der Wahlberliner, der 2006 den Preis der deutschen Schallplattenkritik für seine "Lieder eines Postmodernen Arschlochs" gewann. Und egal, an was er gerade arbeitet: Stein ist ein Querdenker, der kein Blatt vor den Mund nimmt, was ihm auch auf der Kabarettbühne Auszeichnungen sicherte. Wir sprachen mit dem Mann, der unaufgeregt seinen Weg geht, ohne sich in Schubladen zwängen zu lassen.
"Ungehorsam sein"
"Man sollte jeden Tag ein Stück weit ungehorsam sein, um Veränderungen anzustoßen", meint Roger Stein, der am 20.
Ohne den Holzhammer
Wogegen wendet sich Stein also, ohne dabei den Holzhammer zu schwingen oder den moralischen Zeigefinger zu erheben? Die Entwicklung der Demokratie zur Lobbykratie beispielsweise. Regierungen, die am Willen des Volkes vorbeiregieren, sind dem Musiker ein Dorn im Auge. "Darüber rege ich mich auf der Bühne auf", sagt Stein, der mehr direkte Demokratie fordert. Wobei sich seine Kritik stets durch hintergründigen Humor auszeichnet, leisen Spott und - Optimismus. Auf diese Weise übt der Schweizer auch Gesellschaftskritik und regt zum Nachdenken an. Nehmen wir nur sein Lied über "Alfred" als Protagonisten, "dessen Leben in strahlendem Postkartenblau erscheint, bis sich der Mann in einen Mann verliebt".
Was brachte den Schweizer eigentlich dazu, sein Album "Lieder ohne mich" zu nennen? "Das liegt daran, dass ich Songs schreibe, die sich entwickeln - auch in Interaktion mit dem Publikum. Wie Kinder gehen die Lieder irgendwann eigene Wege", so Stein. An seinen letzten Bamberger Auftritt erinnert sich der Musiker übrigens noch sehr genau. "Ich war in dieser unglaublich schönen Stadt, in der es so regnete, dass mein Hund beim Spazierengehen fast weggespült wurde." Glücklicherweise gibt's an der Regnitz viele Möglichkeiten, Wolkenbrüchen zu entfliehen: "Ein Schäufele ist dann ein Muss."
Gegen die Vorschrift
Seinen treuen Vierbeiner schleuste Stein übrigens schon ungeniert in Hotels und Theater ein, in denen Hunde "streng verboten" waren. Wobei sich der Chihuahua stets ruhig verhielt und sein Herrchen nicht in Schwierigkeiten brachte. "Auch das ist schließlich ein Weg, ungehorsam zu sein und gegen's System zu opponieren."
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