Druckartikel: "Riskier es, Frau zu sein!"

"Riskier es, Frau zu sein!"


Autor: Petra Mayer

Bamberg, Dienstag, 21. Februar 2017

"Unverschämt weiblich" nennt sich das erste Solo-Theaterprojekt von Daniela Dillinger. In der Alten Seilerei am 9. März zu erleben.
Daniela Dillinger, die am 9. März (20 Uhr) in der Alten Seilerei auf.  Foto: Brigitte Sauer


Sie ist ein 68er-Jahrgang: In die Zeit der Studentenrebellion wurde Daniela Dillinger geboren. Die Emanzipation steckte damals noch in den Kinderschuhen, anders als heute. Ja, mittlerweile ist die Unterdrückung der Frau in Deutschland wohl Geschichte. Nachholbedarf sieht die Nürnberger Schauspielerin, Theaterpädagogin und Persönlichkeitstrainerin trotzdem. Sie fordert Geschlechtsgenossinnen auf, noch selbstbewusster zu werden: "unverschämt weiblich", wie es die Wahlfränkin in ihrem ersten Solo-Theaterprojekt auf den Punkt bringt.

Das "Frau-Sein" beschäftigt Daniela Dillinger, die sich lange Jahre als Ensemblemitglied des Nürnberger Theaters Pfütze engagierte. "Von jeher faszinierte mich dieses Thema", bekennt die 48-Jährige, die aufwuchs, während sich das Frauenbild im Zuge der Grabenkämpfe der Emanzipation veränderte. Als "Mathilda" spielt sich Dillinger auf der Bühne nun in verschiedenste Rollen und Situationen hinein - träumt, bangt, wütet, singt und tanzt "unverschämt weiblich".


"Was denken die anderen?"

"Frauen geben sich heute frecher als früher", sagt die Wahlfränkin. Gegenüber Männern autark zu sein, sei für viele eine Selbstverständlichkeit. Abhängig seien Frauen aber noch immer von ihrer Außenwirkung, der Meinung anderer. "Wir wollen gefallen - und das mit weiblichem Perfektionismus", meint die Schauspielerin. Ein Fleck auf der Bluse, Pickel im Gesicht - für Frauen Gründe, sich zu schämen. Und genau hier setzt Dillinger mit ihrem Appell an, endlich "unverschämt" zu sein, also kompromisslos zu den eigenen Schwächen, Makeln und vermeintlichen Peinlichkeiten zu stehen.


Keine Entschuldigungen mehr

"Mathilda" jedenfalls reicht's. Sie hat es satt, sich für alles zu entschuldigen. "Brave Mädchen kommen in den Himmel, böse überall hin?" Warum sollten sich Frauen demnach weiter zurückhalten und innerhalb der Norm leben statt Spaß zu haben, ja über Tische und Bänke zu tanzen?



Zurück zur Weiblichkeit

Klingt nach einer amüsanten Lektion für Frauen und Männer. Letztere können sich mit Insider-Infos für den Geschlechterkampf rüsten. Überhaupt sollten sich nach Ansicht der Schauspielerin beide Seiten wieder mehr ihrer Wurzeln besinnen: "Schließlich sind es die Unterschiede, die die magische Anziehungskraft und erotische Ausstrahlung ausmachen", so Dillinger, die dem Trend zur Verweiblichung von Männern und Vermännlichung von Frauen wenig abgewinnen kann. "Obwohl ich selbst mit dem Ideal von starken Mädels aufwuchs, die sich mit der Bohrmaschine in der Hand beweisen."



Auch Dillinger kämpft übrigens täglich damit, Grenzen zu überwinden und über sich hinauszuwachsen. "Wenn ich mich mit meinem roten Bühnen-Plüschhocker in die U-Bahn setze und darauf pfeife, wie alles guckt, hab ich gewonnen."