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Reuthlos: Bauer beklagt massive Ernte-Ausfälle - teils über 50 Prozent weniger Ertrag


Autor: Ralf Welz

Reuthlos, Dienstag, 23. August 2022

Hitze und Trockenheit wirken sich drastisch auf die Getreideernte aus: Ein Bauer aus dem Kreis Bamberg beklagt massive Ernteausfälle - teilweise fehlten mehr als 50 Prozent Ertrag in diesem Jahr.
Der Agrarbetrieb Leithner in Reuthlos (Markt Zapfendorf) umfasst sowohl Ackerbau als auch Rindermast. Die Dürre hat in diesem Jahr zu teils massiven Verlusten bei der Getreideernte geführt.


Hochsommerliche Temperaturen und ausbleibender Regen machen den Bauern in diesem Jahr gehörig zu schaffen. Auch fränkische Landwirte treffen die widrigen Rahmenbedingungen mit voller Wucht. "Die Trockenheit ist das eine", sagt Sebastian Leithner im Gespräch mit inFranken.de. Hinzu kommt laut dem Landwirt aus dem Landkreis Bamberg die anhaltende Hitze. "Es hatte ja zuletzt dauernd über 30 Grad - das ist ein Problem." 

Leithners Agrarbetrieb in Reuthlos, einem Gemeindeteil des Markts Zapfendorf, umfasst sowohl Ackerbau als auch Rindermast. Die Dürre beeinflusst die Getreideernte. "Dann hatten wir ein paar Wochen einen Ostwind, der zusätzlich austrocknet." Die Folgen sind in der Summe gewaltig: Der Bauer beklagt erhebliche Ernteausfälle - teilweise gebe es Einbußen von mehr als 50 Prozent.

"Da wächst nichts mehr": Landwirt aus Reuthlos schildert schwieriges Erntejahr - Hitze und Trockenheit

Seit 2008 betreibt Leithner Landwirtschaft in Eigenregie. Doch schon als Achtjähriger habe er bei Bauern mitgearbeitet und geholfen. Zwar könne er sich auch an andere trockene Jahre in der Vergangenheit erinnern - "aber die Häufigkeit wird mehr". Hauptverursacher für die Dürre ist laut seiner Vermutung der Klimawandel. "Ob jetzt der Mensch allein an dem Klimawandel schuld ist, weiß ich nicht. Aber wird sicher seinen großen Anteil daran haben", hält Leithner fest. "Dass sich das Wetter ändert, brauchen wir gar nicht zu bestreiten."

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Bei der Heuernte sei der erste Schnitt Mitte Juni noch ganz in Ordnung gewesen. "Der zweite Schnitt ist allerdings ein Totalausfall", beklagt der 39-Jährige. "Da wächst nichts mehr. Die Wiese ist total braun." Hier müsste es schon eine ganze Woche am Stück regnen, damit sich die Böden wieder vollsaugen, betont der Landwirt. Nur so könne sich das Gras regenerieren, sodass es im Herbst vielleicht doch noch gemäht werden könne. "Aber das halte ich für sehr unwahrscheinlich." 

Das Getreide auf dem rund 70 Hektar großen Ackerland ist bereits vollständig abgeerntet worden. "Die Wintergerste war in diesem Jahr die beste Frucht", berichtet Leithner. Dies liege daran, dass sie die erste Mähdreschfrucht sei, die reif werde. "Die hat noch vor dieser Hitze und Trockenheit ihre Früchte ausgebildet." Auch der Winterraps sei vergleichsweise gut mit den Wetterbedingungen zurechtgekommen.

Eklatante Ausfälle bei Weizenernte: "25 bis 30 Prozent Ertrag fehlen uns in diesem Jahr"

"Anders sieht es beim Winterweizen aus", betont Leithner. Dieses werde in hoher Stückzahl für Bäckereien und Müllerbetriebe angebaut. "Da fehlen uns 25 bis 30 Prozent Ertrag in diesem Jahr." Durch zu wenig Wasser im Boden sei die Qualität des Getreides obendrein auch noch wesentlich schlechter als üblich. "Darunter leidet letztlich auch die Backqualität. Der Eiweißgehalt ist sehr niedrig." Ein anderer Weizentyp habe zudem in dieser Saison lediglich als Tierfutter verkauft werden können - "zu einem schlechteren Preis"

Eklatante Ausfälle gibt es laut seiner Schilderung ferner beim Roggen zu beklagen. "Hier ist zwar die Qualität nicht so entscheidend für das spätere Brot oder Brötchen", erklärt der 39-Jährige. Probleme bereiteten vielmehr die Erntemenge. "Auch hier sind es bis zu 30 Prozent, die fehlen." 

Auf seinen Ackerflächen wachsen indessen noch Zuckerrüben, Sojabohnen und Körnermais. "Das sind die Früchte, die jetzt noch draußen stehen." Der angebaute Mais könne heuer allerdings überhaupt nicht verkauft werden, weil ihn der Zapfendorfer Agrarbetrieb selbst für die Verfütterung benötige. Der Silomais sei schlicht und einfach zu wenig. "Es fehlen mindestens 50 Prozent", erklärt Leithner. In Sachen Sojabohnen rechnet Leithner mit rund einer Tonne Ertrag. "Normal sind zweieinhalb Tonnen - manchmal sogar drei Tonnen." 

Kosten-Explosion bei Rohstoffen und Energie verschärft Lage zusätzlich

Entsprechend fällt das vorläufige Fazit zur diesjährigen Ernte nicht allzu rosig aus: "Ich gehe von einem unterdurchschnittlichem Jahr aus." Die Folge sind in erster Linie finanzieller Natur: "Wir müssen jetzt schauen, dass wir anstehende Investitionen noch eine Zeit lang verschieben - wenn es denn möglich ist. Wenn eine alte Maschine kaputt ist, müssen wir allerdings eine neue kaufen, weil wir darauf angewiesen sind."

Die Kosten-Explosion bei Rohstoffen und Energie verschärfe die ohnehin schon schwierige Lage zusätzlich. "Wer sich zum Beispiel Dünger leisten kann, hat Glück", gibt Leithner zu bedenken. Die Existenz seines Familienbetriebs sieht der Landwirt gegenwärtig dennoch nicht gefährdet. "Ich bin froh, dass wir unsere Direktvermarktung haben", sagt der 39-Jährige mit Blick auf den hauseigenen Hofladen in Reuthlos. "Dadurch sind wir weniger auf Viehhändler, Metzgereien und Schlachthöfe angewiesen."

Ein Pluspunkt sei demnach auch die Tierhaltung. Getreide, das zu schlecht für den Verkauf sei, könne immerhin noch innerbetrieblich als Rinderfutter eingesetzt werden. "Damit können wir noch was generieren, was der reine Ackerbaubetrieb vielleicht nicht kann." Mit Blick auf die Landwirtschaft im Allgemeinen spricht sich Leithner indessen für mehr Vielfalt auf den Feldern aus. Beim Anbau von Ackerflächen gelte es zwingend, Monokulturen zu vermeiden. "Wir müssen mehr Vielfalt ausbringen. Der einzelne Betrieb muss nicht nur fünf Früchte im Jahr anbauen, sondern vielleicht zehn." Auf diese Weise sei das Risiko eines Ernteausfalls immerhin aufgeteilt.

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