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Rettet den Bamberger Kunstraum Kesselhaus!


Autor: Petra Mayer

Bamberg, Mittwoch, 14. August 2013

Erst war's nur ein Provisorium. Dann entwickelte sich der Bamberger "Kunstraum Kesselhaus" in nur zwei Jahren zum Anziehungspunkt für Freunde zeitgenössischer Kunst. Jetzt soll ein Förderverein das Projekt auf eine solide Basis stellen.
Links im Bild der Kunstraum Kesselhaus zwischen Unterer Sandstraße und Leinritt - ideal auch für auswärtige Besucher zu erreichen.  Foto: Archiv Ronald Rinklef


Ein sieben Meter hoher Raum, in dem die Zeit still zu stehen scheint. Abgeschrieben und vergessen war das Kesselhaus nach dem Bau des Bamberger Klinikums. Fast drei Jahrzehnte vergingen, bis es Künstler wiederentdeckten, um bald darauf schon Bilder, Objekte und Installationen zwischen grauem Beton zu platzieren. Ihre Werke stehen im Dialog mit dem industriellen Ambiente der 180 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche der Unteren Sandstraße 42.

So wissen auch mehr und mehr Protagonisten, die sich auf internationalem Parkett profilieren, den morbiden Charme des Kesselhauses zu schätzen, etwa Luzia Simons, Katharina Mayrhofer oder Lev Khesin. Nun aber steht die Zukunft des Baus, den Hans Rothenburger als Architekt der Bamberger Moderne vor über einem halben Jahrhundert plante, wieder in den Sternen.

Kann ein Förderverein das Kesselhaus für Freunde aller Sparten zeitgenössischer bildender Kunst retten?

Vergebliche Suche

"Nach einem Ausstellungsraum wie dem Kesselhaus suchte der BBK neben dem Kunstverein und anderen Initiativen Jahrzehntelang vergeblich", berichtet Christiane Toewe als Vorsitzende des Berufsverbandes Bildender Künstler und Künstlerinnen Oberfranken (BBK). Christoph Gatz als Sprecher des Architekturtreffs riss das ehemalige Betriebsgebäude des alten Krankenhauses aus dem Dornröschenschlaf. Endlich konnten Kunstschaffende experimentell arbeiten statt Bilder vor Ausstellungen nur "in einer Reihe an Wände zu hängen".

Faszinierende Möglichkeiten boten sich der Initiative Kunstraum Kesselhaus, die sich aus Mitgliedern des Architekturtreffs, des Kunstvereins und des BBK formierte, am Fuße des Michelsberges in direkter Nachbarschaft zur Konzerthalle. "Nur haben wir keinerlei Planungssicherheit, nachdem die Stadt ihre 2011 getroffene Nutzungsvereinbarung jederzeit widerrufen kann." Größere Investitionen könnten auf die Initiative zukommen, was ein Baugutachten klären soll. "Auch die sonstigen Betreiberkosten sind ein Problem, obwohl uns viele ehrenamtliche Helfer unterstützen", so die BBK-Vorsitzende.

Eine Dauerlösung finden

Zeit wird's, das Projekt auf stabile finanzielle Beine zu stellen, um vom Provisorium dann auch auf absehbare Zeit zu einer Dauerlösung zu kommen. "Seine Bewährungsprobe bestand der Kunstraum in den vergangenen beiden Jahren, nachdem die Besucherresonanz unsere Erwartungen bei Weitem übertraf", meint Toewe. Bis zu 250 Menschen drängten sich bei Vernissagen: "Das Kesselhaus zieht neue Zielgruppen an, gerade auch Jüngere, die dabei keineswegs nur aus Franken kommen." So hoffen die Betreiber nun über einen Förderverein, der Ende September gegründet wird, die Zukunft des Kunstraums auf die eine oder andere Weise zu sichern.

Fast 50 Mitglieder fanden sich schon, bevor der Verein aus der Taufe gehoben wurde - darunter Kulturreferent Werner Hipelius: "Die Möglichkeiten für Ausstellungen moderner Kunst sind in Bamberg vielfältig und eingeschränkt zugleich", so der Bürgermeister. Ausstellungsräume wie die Villa Dessauer und das E.T.A.-Hoffmann-Theater seien in mancher Hinsicht suboptimal. So lohne es sich "auch immer wieder quer zu denken und neue Räume mit Kunst zu erobern, wie gerade die Ausstellung ,Circles' zeigte".

"Ungeahnte Spielmöglichkeiten"

Eine "ausgezeichnete Ausstellungsmöglichkeit" ist für Hipelius das Kesselhaus, das "ungeahnte Präsentations- und Spielmöglichkeiten" biete. Sicher könne man in keinem anderen Bamberger Kunstraum und keiner anderen Galerie so gut wie hier "einfach mal in Wände bohren oder eine Spirale versenken". Gerade junge Künstler aber forderten Räume, "in denen Kunst nicht nur präsentiert wird, sondern auch entstehen und wachsen kann". Dementsprechend froh sei er, dass das Kesselhaus zumindest einem Teil der Kunstinitiativen entsprechende Möglichkeiten bietet.

An anderer Stelle?

Hat der Ausstellungsraum im Sandgebiet auf Dauer aber eine Überlebenschance? "Ich bin nicht überzeugt davon, dass sich der Kunstraum unbedingt im Kesselhaus am Leinritt befinden muss", meint der Kulturreferent. "Wir ziehen da aber alle an einem Strang und sind, so glaube ich, auf einem guten Weg."

Als Kunstraum hat das Kesselhaus nach Ansicht von Regina Hanemann auf Dauer keine Zukunft. Verfliegen würde der Charme des Provisoriums, sobald alle erforderlichen Umbaumaßnahmen für eine längerfristige Nutzung umgesetzt seien, meint die Direktorin der Museen der Stadt. Statt dessen propagiert Hanemann einen Neubau, der zugleich als Museum und Stadtgalerie wie die Villa Dessauer genutzt werden könne. "Ein Architekt wie Peter Zumthor könnte das Projekt verwirklichen."

Mitglied werden

Wer sich selbst für den Kunstraum Kesselhaus engagieren möchte, kann übrigens per Mausklick Mitglied werden. Alles über den Förderverein findet man im Web unter der Adresse http://kunstraum-jetzt.de.