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Regionales begehrter als Bio-Produkte


Autor: Sarah Seewald

Bamberg, Freitag, 20. Sept. 2013

Die regionale Internetverkaufsplattform "Regiomino" wurde am Donnerstag freigeschaltet. Kunden können über diese zukünftig Produkte aus der Region direkt vom Vertreiber bestellen. Geliefert werden soll die Ware gleich am nächsten Tag.
Volker Heise, Heinrich Rudrof, Andreas Starke und Günther Denzler (von links) schalten am Donnerstag, 11.32 Uhr, die Plattform "Regiomino" frei.  Fotos: Rinklef


Es ist Donnerstagabend. Nach einem langen Arbeitstag sind die Geschäfte schon zu, man hat den Einkaufszettel fürs Wochenende noch nicht fertig oder man möchte schlicht nur noch heim. Die Möglichkeit, rund um die Uhr im virtuellen Warenhaus einzukaufen, wird deshalb immer beliebter.
Die Nutzer von Online-Märkten erhoffen sich, Zeit zu sparen und schätzen die Bequemlichkeit, "abends noch schnell ein Buch oder neue Schuhe zu bestellen", erzählt Geschäftsführer Volker Heise aus eigener Erfahrung.
Seit Donnerstag, 11.32 Uhr, kann auch der Einkaufszettel für frische Lebensmittel rund um die Uhr online abgearbeitet werden: Die Internetplattform "Regiomino", eine gemeinsame Initiative der Stadt Bamberg und des Landkreises, bietet Kunden aus Bamberg und dem Umland ein Angebot unterschiedlicher regionaler Produkte von mehreren Erzeugern.


Der Kunde findet auf "Regiomino" zehn verschiedene Kategorien: Von Obst und Gemüse bis hin zu Hausmacher- Spezialitäten wie Wurst und Artischocken-Aufstrich sowie frisch gebackenem Brot werden unterschiedliche Lebensmittelbereiche abgedeckt.

Vernetzung direkt vor der Tür

Verbraucher können die regionalen Produkte auf der Homepage in den virtuellen Warenkorb legen, kaufen und nach Hause liefern lassen. Der übliche Handelsweg soll mit diesem Vermarktungskonzept deutlich verkürzt werden - vom Bauern oder Gärtner wird die Ware direkt über "Regiomino" zum Kunden gebracht.
Die Online-Plattform ist kein zentralistisches Angebot, das in der Mitte von Deutschland seinen Sitz hat und von dort Ware versendet - "wir agieren nicht nach dem Zalando-Prinzip", erklärt Geschäftsführer Volker Heise.
Es sollen die kleinen, mittelständischen Betriebe aus der Region unterstützt werden: "Oft sind es Betriebe an den Grenzen des Landkreises, die hervorragende Ware bieten können. Gegen die großen Anbieter haben diese kaum eine Chance - aber durch Regiomino schaffen wir eine Vernetzung vieler kleiner Betriebe", sagt Mitbegründer Thomas Schmidt.
Wichtig war den Gründern, dass sowohl der Anbieter als auch der Nutzer keine Schwierigkeiten haben, einen Überblick über das Angebot zu gewinnen. Ein schlichter Aufbau der Homepage soll die Bestellung für Kunden in wenigen Schritten möglich machen. Kleine Fotos ergänzen die Sortimentsliste.

Allgemeine Standards fehlen

Gärtner Hans-Jürgen Eichfelder setzt sich seit Jahren für den Ausbau des regionalen Marktes ein: "Ich muss mich immer wieder wundern, wie wenige sich beispielsweise auch auf dem Markt wirklich dahinter klemmen, gezielt für Produkte aus der Region zu werben." Bei "Regiomino" verpflichten sich alle Anbieter, die Leitlinien für eine nachhaltige Produktion einzuhalten.
Beim Kauf regionaler Ware gibt es für den Kunden ein Problem: Es fehlen allgemeine Standards und ein Gütesiegel. Noch liegt es im Auge des Konsumenten, was "aus der Region" kommt. Das Problem kennt auch der Mitbegründer der Plattform "Regiomino", Thomas Schmidt: "In Zukunft können unsere Kunden über einen Regler ganz einfach den Umkreis der Ware in Kilometern eingrenzen."
Nach einer Online-Studie der Unternehmensberatung A.T. Kearney steigt das Bewusstsein und Interesse für regionale Produkte seitens der Verbraucher zunehmend. Befragt wurden in der Studie 1030 Konsumenten. Eier, Gemüse, Obst, Fleisch- und Milchprodukte sind die "Top fünf" der regionalen Produkte.
Wissen die Verbraucher, woher sie ihre Lebensmittel beziehen, sind sie, so die Studie, sogar bereit, mehr für die Produkte zu zahlen. Die Kunden entscheiden sich allerdings nicht nur für regionale Herkunft: Geschmack und Qualität sind in Folge der Studie ausschlaggebende Kaufkriterien von Obst, Gemüse und anderen Lebensmitteln. Volker Heise erklärt, warum gerade ein Online-Portal die Nachfrage an regionalen Produkten decken kann: "Das Regionalangebot vor Ort in den Einkaufsläden oder auf dem Markt erfüllt momentan noch nicht den Wunsch der Nachfrage: Entweder ist der Vertrieb bisher noch zu unbekannt oder das Einkaufen zu unbequem." Auf "Regiomino" soll dem Kunden zukünftig all das an Lebensmitteln geboten werden, was er täglich braucht.

"Regional ist genial"

Das Motto "Regional ist genial" kann um das Schlagwort "saisonal" ergänzt werden. Die Entscheidung, sich bewusst und nachhaltig zu ernähren, hängt ein Stück weit auch mit der Erwartungshaltung der Kundschaft zusammen.
"Die Menschen sind nicht mehr nur in eine Kategorie zu stecken. Die Leute kaufen erst bei Aldi ein und gehen danach in den Naturkostladen", sagt Nadja Rakowski vom Amt für Umwelt der Stadt Bamberg.
Ihrer Ansicht nach nimmt das ökologische Bewusstsein immer stärker zu, "manchmal darf man den Leuten aber einfach nicht zu viel zumuten". Was sie damit meint, lässt sich an folgendem Beispiel beschreiben: Was macht die Zitrone aus Spanien im Sortiment? Thomas Schmidt, Mitbegründer von "Regiomino" erklärt: "Wenn der Kunde die Forelle, Kartoffeln und den Salat über die Plattform bestellt, wünscht er sich auch die Zitrone zum Fisch. Sonst hätte er sich über die Online-Bestellung ja gar keinen Weg gespart und nachhaltig wäre die zusätzliche Fahrt in den Supermarkt auch nicht mehr."
Schlendert man durch die Fußgängerzone in Bamberg, gibt es täglich eine große Auswahl an unterschiedlichen Marktständen. Die Möglichkeit, online über "Regiomino" einzukaufen, soll keine Konkurrenz für das Markttreiben in der Innenstadt sein. Partner der Handelskampagne und direkte Erzeuger sind aus Bamberg unter anderem die Metzgerei Kalb, die Bäckereien Loskarn und Seel und der Gärtner Hans-Jürgen Eichfelder.

Online-Markt erschließen

"Der Trend der Zeit erfordert, dass man auch in diesem Einkaufsbereich den Online-Markt erschließt", sagt Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD). Thomas Schmidt von "Regiomino" erklärt weiter: "Wir sehen uns nicht als Konkurrent. ,Regiomino' ergänzt das Angebot und garantiert die Herkunft der Ware für den Kunden auf den ersten Blick. Das Einkaufserlebnis an einem schönen Samstag auf dem Markt können wir unseren Kunden aber nicht bieten."
Die Garantie, gesunde und frische Lebensmittel - der Saison entsprechend - auf einer Homepage anzubieten, soll für Nachhaltigkeit stehen. Die Menschen sollen über "Regiomino" bewusst auf die Vielfalt der regionalen Produktpalette aufmerksam gemacht werden. Nicht nur junge, mobile Menschen, sondern auch Ältere, die beim Einkaufen oft eingeschränkt unterwegs sind, sollen von "Regiomino" profitieren.
Für Landrat Günther Denzler (CSU) ist klar: "Der Mehrwert bei diesem Projekt bleibt in der Region." Auch Andreas Starke weiß, "dass es nichts Besseres als Produkte unserer heimischen Unternehmer" gibt. Das Ziel hinter dem Projekt heißt für ihn: "Etwas anbieten, was es woanders nicht gibt."