Regen in Bamberg - kommt jetzt der Gruselsommer?
Autor: Peter Groscurth
Bamberg, Donnerstag, 18. Juni 2015
Nach der wochenlangen Trockenheit hat es endlich zu regnen begonnen. Nicht nur die Gärtner atmen auf und hoffen auf mehr Wasser von oben. Das könnte es auch geben - Meteorologen befürchten schon einen viel zu nassen Sommer.
Es gibt ihn also doch noch - den Regen. Wochenlang hat er sich rund um Bamberg so gut wie gar nicht blicken lassen. Überall in der Stadt klaffen in den Grünanlagen auf den Rasenflächen braune Flecken, wo das Gras vertrocknet ist. Immer nur kurze, heftige Schauer sorgten für ein wenig Feuchtigkeit, die aber nicht tief in die Böden eindrang.
Am Donnerstag dann setzte länger anhaltender leichter Regen ein. Und viele Bamberger werden zuhause hektisch nach ihren Regenschirmen gesucht haben, die unbenutzt in der Ecke lagen. Dabei ist die Nässe von oben nötig wie selten zuvor. In Beeten und Gärten staubt es, die Erde ist trocken, viele Pflanzen lassen die Köpfe hängen. Dass es so eine Dürre gibt, ist ein seltenes Phänomen.
In den Gärtnereien in Gebiet Bamberg-Nord/Hallstadt half da nur der permanente Einsatz von Beregnungsanlagen, damit das Gemüse dort auf insgesamt 82 Hektar Fläche gedeihen konnte. Bis zu 500 Kubikmeter Wasser gingen pro Stunde dort an künstlichen Regen auf die Felder nieder.
Bauern und Gärtnern tut der Regen gut
Gärtner Pankraz Deuber ist froh auf die Hilfe von oben: "Das Wetter jetzt tut uns gut. Wir brauchen Niederschläge. Sie müssten auf jeden Fall länger anhalten. Unsere Sandböden wären ohne künstliche Bewässerung längst schon komplett ausgetrocknet. So schlimm wie heuer war ein Frühjahr selten." Deu ber sorgt sich auch um die Bauern im Landkreis, die ihre Äcker nicht bewässern können. Denn zumindest bei Getreide sind Ernteausfälle wohl vorprogrammiert. Gerste etwa hat in einigen Lagen schon Verfärbungen, die von der enormen Trockenheit kommen. Es gibt Landwirte, die vergleichen die bisherige Trockenheit schon mit dem Dürrejahr 1976. Hinzu kommt die Furcht, dass Schädlinge den dürstenden Pflanzen zusetzen. Beim Getreide ist es beispielsweise der Gelbrost, die Obstbauern fürchten momentan nichts mehr als die Kirschessigfliege.
Aber auch in den oberfränkischen Wäldern sind Forst-Experten alarmiert. Dort fehle die Hälfte des Niederschlags, heißt es. Um dieses Defizit aufzufüllen, müsste es tagelang ergiebig regnen. Nur dann könnten sich die Bäume wieder gegen Borkenkäfer wehren, deren Larven zwischen Holz und Rinde leben. Wenig Wasser bedeutet hingegen für die Fichte einen niedrigeren Harzdruck. Mit dem wehrt sich der Baum gegen die Schädlinge. Die Auswirkungen der anhaltende Trockenheit werden aber erst später in den Wäldern sichtbar. Die Bäume würden geschwächt und seien anfälliger für Schädlinge und Pilzkrankheiten. Laubholz reagiere sogar erst in den Folgejahren auf die momentane Dürre.
Badegäste bleiben aus
Wer aber profitiert von der Trockenheit? Waren es etwa die Bamberger Freibäder, die sich über mehr Besucher freuen konnten? Jan Giersberg von den Stadtwerken winkt ab, auf Anfrage erklärt der Pressesprecher: "Leider war es trotz der niederschlagsarmen Witterung nie so richtig warm, daher blieben die Badegäste aus. Nur an den Tagen um Fronleichnam verzeichneten wir über 20.000 Besucher." Gestern schlossen die Freibäder in der Stadt sogar wegen des nasskalten Wetters. "Ich möchte zwar noch keine Prognosen treffen, aber um das Badejahr 2015 sieht es nicht gut aus", schätzt Giersberg. Nur der Saunabereich im Badeparadies Bambados verzeichnet mehr Publikum. "Dort gehen die Gästezahlen nach oben", stellt der Pressesprecher fest.
Aber wie wird es mit dem Wetter weitergehen? Die Prognosen sind ziemlich mau, glaubt man dem Hobby-Meteorologen Stefan Ochs aus Franken: "Heute und am Samstag geht es ausgesprochen kühl zu mit Höchsttemperaturen von nur 15 bis 17 Grad. Dazu gibt es zahlreiche Schauer und vor allem am Nachmittag auch kleine Gewitter. Zwischen den Schauern scheint auch mal die Sonne." Besser könnte es am Sonntag werden.
Ochs erwartet weniger Schauer, mehr Aufheiterungen und bis zu 20 Grad für die Region. Die nächste Kaltfront mit Regenfällen soll schon am Dienstag nach folgen, und die Temperaturen fallen erneut unter 20 Grad. Solch kühle Westwetterlagen können lange anhalten - im Extremfall sogar mehrere Wochen, warnt Ochs. Das Paradebeispiel sei der Gruselsommer 1980, ergänzt der Wetter-Experte. Heitere Aussichten sehen leider anders aus.