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"Reformation - und jetzt" in der Kunstmühle Mürsbach


Autor: Rudolf Görtler

Mürsbach, Freitag, 12. Mai 2017

In der Kunstmühle Mürsbach sind Arbeiten zum Thema Reformation zu sehen.
Eines der großformatigen Gemälde Gerhard Rießbecks in der Kunstmühle Mürsbach


Eine irgendwie engelsgleich anmutende Frauenfigur hält in der Rechten das Schwert und in der Linken das abgeschlagene Haupt des Holofernes. Ein beliebtes Sujet in der Kunstgeschichte, auch bei Lucas Cranach dem Älteren. Der Nürnberger Künstler Gerhard Mayer hat das Motiv aufgegriffen und es verfremdet.

Zu sehen ist sein "EP 97" in der Kunstmühle Mürsbach. Das Ehepaar Eller hat für seine Frühjahrsausstellung fünf Künstler aus der Region um Werke zum Thema "Reformation" gebeten. Das ist naturgemäß ein weites künstlerisches Feld, das ebenso naturgemäß auf ganz verschiedene Arten bestellt wird. Wobei: Das Thema "Reformation - und jetzt?" ist nicht vom Himmel gefallen. Es steht selbstverständlich im Zusammenhang mit den Feiern zu 500 Jahren Reformation, als deren Beginn man gemeinhin den - wahrscheinlich so nie stattgefundenen - Thesenanschlag Luthers in Wittenberg wertet.

Gerade der Itzgrund spiegelt das Auf und Ab im Zeitalter der Religionskämpfe, deren Nachwirkungen bis heute das konfessionelle Bild dieser Region bestimmen. So oszillierten Rattelsdorf und Mürsbach zwischen augsburgischer (das heißt evangelischer) und katholischer Religion. Im Jahr 1510 wanderte Luther auf dem Weg nach Rom durch den Itzgrund und im Jahr darauf wieder zurück nach Erfurt. Das sagte Pfarrer Eckhart Kollmer, Kunstbeauftragter des Kirchenkreises Bayreuth, in seiner Rede zur Vernissage dieser Ausstellung, die von den Besitzern der Mühle, dem Ehepaar Eller, veranstaltet wird.

Die Mühle spielte keine kleine Rolle in der Reformationsgeschichte der Region. Deshalb hat Heinz Eller in einer Vitrine u. a. eine alte Familienbibel von 1691, eine erstaunlich modern wirkende Bilderbibel (1534) und eine Ausgabe der Tischreden Martin Luthers von 1568 versammelt. Nebst Chroniken Mürsbachs und einer Zeittafel, die sich auf die Geschichte der Mühle bezieht. Die nahm wie andere Mühlen eine besondere Rolle in der Regionalgeschichte ein, hier aber explizit in Bezug auf das Nebeneinander der Konfessionen im Ort. Denn eine Mürsbacher Müllersgattin Margareta Zang ließ aus ihrem Erbe eine protestantische Schule errichten, die jahrzehntelang existierte.


Keine barocke Fülle

Nun war der Protestantismus lange Zeit nicht gerade für künstlerische Üppigkeit bekannt, worauf auch Pfarrer Kollmer bedauernd hinwies. Das hat sich fundamental geändert. Die evangelische Kirche ist am Austausch mit Künstlern sehr interessiert. Die natürlich eigenwillig und auf der Höhe zeitgemäßer Ästhetik arbeiten. So wie Anne Olbrich, die in ihren Acrylgemälden, die von der Farbe Rot dominiert werden, biblische Motive aufgreift.

Bei "Auf der Flucht" oder "Wenn ich wüsste ..." (gemeint ist das Apfelbäumchen-Zitat) muss der Betrachter genau hinsehen, bis sich aus einem fahlen Niemandsland Figuratives herausschält. In einer Ecke steht ein Bildschirm, auf dem eine Videoinstallation Margarete Kollmers läuft: "imitating the inside of your eyes with the outside of my hand", eine Aneinanderreihung von Sequenzen mit der Künstlerinnenhand im Vordergrund.

Ute Bernhard druckt Schriften ("Das Wort") auf Banner, die von der Mühlendecke hängen, während Gerhard Mayers Gemälde leichteren Zugang zu biblischen Themen gewähren. Das erwähnte Cranach-Motiv gehört dazu und die "Flucht nach Ägypten" nach Joachim Patinir. Dabei befleißigt sich Mayer einer ganz eigenen collageartigen Technik.

Das Obergeschoss der Mühle beherrschen die teils großformatigen Arbeiten Gerhard Rießbecks. "Kirche", "Dom", "Missionsstation" geben allenfalls vage Hinweise auf den religiösen Kontext. Realistisch gemalt sind Fragmente in einer kargen Landschaft zu sehen, im Aufbau oder Abriss? Kirche als Aufgabe, als Prozess. Die Bilder verweisen auch auf die Erfahrungen Rießbecks als Expeditionsmaler, auf seine Reisen in die kargen, menschenleeren Ödnisse des Nordens, auf den Titel Reformation - und jetzt?. Sicher die beeindruckendsten Exponate dieser Ausstellung, die von den Veranstaltern auch als ein Beitrag zur Ökumene gedacht ist.




































































































































Die Ausstellung "Reformation - und jetzt?" ist bis 11. Juni zu sehen in der Kunstmühle Mürsbach, Mühlstraße 8-10, Tel. 09533/8153, E-Mail eller-muersbach@t-online.de, Sonn- und Feiertage 14-17 Uhr und nach Vereinbarung.