Druckartikel: Recycling-Taschen, Urrädla und dicke Kürbisse

Recycling-Taschen, Urrädla und dicke Kürbisse


Autor: Bertram Wagner

Strullendorf, Montag, 10. Oktober 2016

Tausende strömten nach Strullendorf in die Lindenallee, um den großen Herbst- und Bauernmarkt zu besuchen. Das Angebot war vielfältig.
Der Herbstmarkt lockt wieder Tausende in die Lindenallee.  Fotos: Bertram Wagner


Über 60 Marktstände und als kulinarische Zugabe viele geöffnete Bauernhöfe füllten den Herbst- und Bauernmarkt mit viel Leben und unterstrichen wieder einmal die namentliche Doppelbedeutung dieses Marktgeschehens. Nach der Eröffnung am Vormittag durch Ersten Bürgermeister Wolfgang Desel und Markt-Organisatorin Katharina Nüsslein verschwand der graue Hochnebel sehr rasch und die Strullendorfer Prachtstraße erstrahlte wie im Vorjahr im herbstlichen Sonnenschein, der die Kauflaune und den Appetit auf fränkische Köstlichkeiten noch mehr anregte.

Erstmals auf dem Markt, noch dazu vor ihrem Elternhaus, war Elfriede Höhlein vertreten und bot außergewöhnliche Taschen an.

Ins Auge stachen ihre "Recycling"-Taschen aus gebrauchten Kaffee-Tüten, die nicht in der gelben Tonne landeten, sondern auf der Nähmaschine der 83-Jährigen, die schon Jahrzehnte lang ihre Schaffenskraft dem Gemeinwohl (am Sonntag floss der Erlös zur Finanzierung des Pfarrheim-Aufzugs) bzw. Vereinen wie den "Kulturbanausen" widmet. "Dieses Alu-Material ist doch sehr sperrig und schwierig zu verarbeiten", so Höhlein, die bei ihrem zweiten Taschentyp auf "Stoff statt Plastik" setzte.

Siebeneinhalb Jahrzehnte jünger als die Näherin, aber genauso erfreut wie diese war Nico Wagner, der bei der Preisverleihung beim Kürbiswettbewerb im Schwarzmann-Hof 48 ganz oben auf dem Siegertreppchen stand und die Glückwünsche des Bürgermeisters sowie des Veranstalters Obst- und Gartenbauverein (mit Wolfgang Rink und Angelika Saffer) entgegennahm. Nicos Gewinner-Kürbis hatte mit 53 Kilo das Doppelte vom Körpergewicht des Grundschülers, der in die Fußstapfen seines Bruders Luca (Vorjahressieger und heuer Fünfter) schlüpfte.

Auch die Freunde der Musik kamen voll auf ihre Kosten: Während zum Auftakt die Litzendorfer Musikanten für Unterhaltung sorgten, gab der Musikverein Zeegenbachtal den gesamten Nachmittag über im wahrsten Sinne des Wortes den Ton an. Entweder auf Tour in der Lindenallee oder im "eigenen" bewirtschafteten Hof 37.

Urrädla, beschwipste Früchte, Baggers und vielerlei Bräten und Grillspezialitäten sowie eine Reihe von hausgemachten Leckereien wie Blechkuchen über Schnäpse und Kürbis-Pizza sorgten für eine Angebotsvielfalt, die in Kombination mit den landwirtschaftlichen Anwesen den besonderen Reiz dieses Marktgeschehens ausmachen.
Es wurde kulinarisch nicht nur fränkisch aufgetischt, sondern auch außereuropäisch. Zum Stammgast hat es bereits das orientalische Königszelt (Tajine und Berber-Döner)in Hof 25 gebracht. Nur einen Steinwurf davon entfernt boten die in Strullendorf aufgenommenen Flüchtlinge, unterstützt von zwei Handvoll Ehrenamtlichen, süße Spezialitäten aus ihren Herkunftsländern zum Probieren an. Aber auch generationenübergreifend präsentierte sich der Markt, denn auch die Jüngsten werden mit Erzählungen, Zauberer, Garde-Auftritten und einem Kinderflohmarkt in Hof 38 bestens unterhalten.

Der Herbst- und Bauernmarkt am zweiten Oktobersonntag prägen neben der gewerblichen Geschäftswelt doch vor allem die Vereine, deren große Anstrengungen nicht nur monetär belohnt werden, sondern auch deren "Innen"-Leben wieder neuen Schwung erfährt. Tausende von Besucher werden vor allem von diesem Bauernhof-Vereins-Konzept angelockt und genießen das außergewöhnliche Ambiente.