Reckendorf steht nach Großbrand unter Schock
Autor: Hans Kurz
Reckendorf, Montag, 08. Sept. 2014
Nach dem Feuer, das in der Nacht zum Montag eine Schreinerei in Reckendorf zerstörte, deutet vieles auf Brandstiftung hin. Der Ort, der an diesem Tag eigentlich den Kirchweihausklang feiern wollte, steht unter Schock.
Kirchweihmontag 2014 in Reckendorf: Der Tag - und vor allem die Nacht - wird vielen in Erinnerung bleiben. Nicht wegen der Kirchweihgaudi am Feuerwehrhaus, die ab 14 Uhr stattfinden sollte. In der Nacht brannte die große Schreinerei am nördlichen Ortsrand ab. Es gab keine Verletzten, aber den Sachschaden bezifferte die Polizei in einer ersten Schätzung auf mindestens eine Million Euro. Und sie geht von Brandstiftung aus.
Die Brandfahnder der Kripo Bamberg ermittelten derzeit in alle Richtungen, heißt es von der Pressestelle des Polizeipräsidiums in Bayreuth. Doch eines scheint klar: Feuerwehrleute trafen vor Ort auf mehrere Brandherde, was auch Bürgermeister Manfred Deinlein (SPD) beobachten konnte.
"Einen Zufall kann man nie ausschließen, aber die Wahrscheinlichkeit dürfte bei eins zu 70 Milliarden liegen", interpretiert er das Geschehen.
Mehr als 300 Feuerwehrleute
Gegen 2 Uhr in der Nacht hatten Anwohner die Flammen entdeckt, die aus der Schreinerei schlugen. Wenig später waren mehr als 300 Feuerwehrleute von rund 30 Wehren aus dem nördlichen Landkreis Bamberg und den Haßbergen sowie andere Einsatzkräfte von Polizei sowie Rettungs- und Hilfsdiensten vor Ort. Bis in die Morgenstunden dauerte der Kampf gegen die Feuersbrunst.
Noch am späten Vormittag stieg Rauch aus der ausgebrannten Halle empor, mussten immer wieder aufflammende Brandnester gelöscht werden. Brandgeruch lag über Reckendorf, das einem Heerlager glich: überall Feuerwehrfahrzeuge, Löschzüge, THW - und erschöpfte Feuerwehrleute.
Bundesstraße gesperrt
Lange Wasserschläuche waren von der Baunach hoch zum mehrere hundert Meter entfernten Gewerbegebiet "Knockäcker" an der Bundesstraße gelegt. Die Ortsdurchfahrt war bis in den Nachmittag für den gesamten Verkehr gesperrt - Reckendorf damit fast von der Außenwelt abgeschnitten. Denn im Süden ist die B 279 seit vergangenem Freitag wegen der Baustelle in Baunach gesperrt. In diesem Fall ein Vorteil, da der Durchgangsverkehr derzeit ohnehin über Rattelsdorf, Mürsbach und Rentweinsdorf umgeleitet wird.
"Fassungslos", "schrecklich" oder "schockiert", das sind Reaktionen von Reckendorfern, die alles beobachten mussten. Es kamen zwar keine Menschen zu schaden, aber eines der wichtigsten und größten Unternehmen im Ort. "Da ist man erst mal bedient", sagt der Bürgermeister. Denn niemand wisse im Moment, wie es weiter geht. Noch immer hält die örtliche Feuerwehr Brandwache. Einige dürfen sich nach der anstrengenden Nacht auch ausschlafen.
Eigentlich wollte sie an diesem Nachmittag am Feuerwehrhaus den Kirchweihausklang mit Hahnenschlag feiern. Er sei sich mit den Verantwortlichen vom Ortskulturring sofort einig gewesen, dass der Gaudinachmittag abgesagt wird, sagt Deinlein. Es wäre ja auch kaum noch einer da gewesen zum organisieren und helfen. Die Feuerwehr ist die tragende Kraft.
Kirchweihfreude ist dahin
"Kurzfristig ist die Kirchweihfreude dahin, langfristig kann es richtig schwierig werden", sagt der Bürgermeister, der erst vor vier Monaten sein Amt angetreten hat. Schließlich sei die Firma Müller einer der wichtigsten Arbeitgeber vor Ort. Im Moment könne man nicht sagen, ob es weitergehe, oder ob da Existenzen vernichtet wurden. Ein Hoffnungsschimmer: Ein benachbarter Unternehmer habe sich sofort bereit erklärt, eine seiner Hallen zu räumen und der Schreinerei zur Verfügung zu stellen.
Dass es sich um Brandstiftung handeln könnte, macht auch in Reckendorf die Runde. Und es trägt nicht dazu bei, die Stimmung aufzuhellen. Inzwischen ermittelt die Bamberger Kriminalpolizei. Auch das Landeskriminalamt ist eingebunden.