Rauschhaftes Finale krönte glänzenden Jubiläumsauftritt
Autor: Horst Wunner
Neuenreuth am Main, Montag, 09. Oktober 2017
Der Gesangverein Neuenreuth zeigte anlässlich seines 50-jährigen Bestehens in der Dreifaltigkeitskirche eine tolle Leistung.
Der Rezensent hat schon viele Auftritte des Gesangvereins Neuenreuth erlebt. Diesen zum 50-jährigen Bestehen darf man aber getrost als außergewöhnlichen Glanzpunkt bezeichnen, als perfekt gelungen. Was der charismatische Dirigent Manfred Bauriedel mit knappen Gesten, geschultem Blick und dezentem Fingerzeig in einer guten Stunde zelebrierte, war ein in sich schlüssiges, griffiges und gut sortiertes Konzert. Das von den Gegensätzen lebte und dem vorwiegend Sakralem noch eine subtile Note der Moderne beimischte. Die etwa 400 Besucher in der Dreifaltigkeitskirche wollten ob der bravourösen Leistungen mit dem Schlussbeifall gar nicht mehr aufhören - zu Recht.
Wer Bauriedel kennt, weiß, dass ihm die Interpretation so authentisch wie möglich am Herzen liegt, und das ist ihm an diesem Abend vorbehaltlos gelungen: Mit seinem gemischten Chor in einer imposanten Zahl von 40 Sängerinnen und Sängern, dem Collegium Musicum Bayreuth in Kammerorchester-Besetzung und dem Vokalquartett FreiSing, das die solistischen Akzente setzte. Und die Neuenreuther müssen wohl gewusst haben, dass von ihnen zum Jubiläum Besonderes erwartet wird, was sie mit einem für einen Laienchor erstaunlichen Profil erfüllten. Sie konnten bereits in der erhabenen Hommage an den Herrn im Himmel im Lied "Nun danket alle Gott" von Johann Sebastian Bach die Großartigkeit der Verherrlichung ausschöpfen, bewiesen später fließende Kontinuität und Strahlkraft gleichermaßen.
Lauschen und die Zeit vergessen
Der Sommer-Psalm aus Schweden breitete sich im Kirchenraum so sanft wie eine leichte, wärmende Brise aus, im "Look at the world" , zeitgenössischer Unterhaltungsmusik, schien die Begeisterung überhand zu nehmen, man bordete in der Sangeslust beinahe aus. Die fünfstimmige Motette "O Vater aller Frommen", ein schwieriges Liedgut, offenbarte die Variabilität und das Anpassungsvermögen des Chores. Die Qualität des Collegium Musicum Bayreuth ist unbestritten, es garniert des öfteren die Auftritte des Gesangvereins. Auch diesmal drangen die Klänge seiner Instrumente fein nuanciert ins Ohr, ihnen wohnten nahezu schöpferische Elemente inne. Ein hell aufleuchtender Strich der Geigen und die sonoren Bläser gaben dem Kammerorchester die besondere Note. Wo die Oboe von Reiner Mengele, unterstützt von Regina Deger, in der Filmmusik aus "Die Mission" von Ennio Morricone eine zarte Melancholie verbreitete: Zurücklehnen, lauschen und die Zeit vergessen war angesagt.