Raucherhöhlen ade - Bamberger Gastronomen sehen es enstpannt
Autor: Philipp Demling
Bamberg, Freitag, 03. Juli 2015
Tabakqualm in der Kneipe gehört seit fünf Jahren der Vergangenheit an. Wie denken Gastronomen heute darüber?
Die freundliche Bedienung serviert ein herrlich duftendes Schäuferla. Gerade will man in die Schweineschulter hineinbeißen, da zieht vom Nachbartisch beißender Nikotingeruch herüber. Das Essen schmeckt plötzlich nach nichts mehr. Alle, die am Tisch sitzen, haben nur noch den Geruch von Zigarettenqualm in der Nase.
Diese Zustände gehören in Bayern seit genau fünf Jahren der Vergangenheit an. Am 4. Juli 2010 wurde im Freistaat das Volksbegehren "Für echten Nichtraucherschutz" abgehalten. Über 60 Prozent derer, die ihre Stimme abgaben, waren damals dafür, dass in Gastronomiebetrieben in geschlossenen Räumen nicht mehr geraucht werden darf. Wer sich dennoch einen Glimmstängel anstecken will, muss rausgehen. Und wer in einer bierseligen Runde der einzige Nichtraucher ist, kann sich seitdem schon mal einsam fühlen - zumindest für ein paar Minuten.
Initiator des Volksbegehrens war der Passauer ÖDP-Politiker Sebastian Frankenberger. Das Thema wurde damals heiß diskutiert. Die Befürworter des Rauchverbots argumentierten mit dem Gesundheitsschutz, die Gegner sahen es als Einschränkung der Freiheit.
Regelung gut angenommen
Ein halbes Jahrzehnt später sehen Bambergs Gastronomen das Thema entspannt. "Heute kann es sich keiner mehr vorstellen, Essen mit Rauchen zu verbinden", sagt Harald Kurz-Brauner, Inhaber des Hofcafés in der Austraße und des Faltboots am Weidendamm. "Das ist eine positive Entwicklung."
Auf der anderen Seite stehe das Prinzip "Leben und leben lassen": "Wenigstens für Eckkneipen, wo fast alle Gäste und auch ein Großteil des Personals rauchen, hätte man Ausnahmen schaffen können. Man sollte nicht alles über einen Kamm scheren." Doch insgesamt sieht Kurz-Brauner, selbst Nichtraucher, die Regelung positiv: "Sie hat sich etabliert. Die Rauch er gehen jetzt eben vor die Tür und können dort ein Schwätzchen halten. Sie haben sich darauf eingestellt."
Auch im Gasthaus Schlenkerla in der Sandstraße stören sich die Gäste nicht daran, dass das einzige Rauchige das Bier ist. Inhaber Matthias Trum meint: "Die Raucher können sich in den Biergarten setzen oder vor die Tür gehen. Sie haben genug Möglichkeiten. Es hat auch noch nie jemand nach Raucherräumen gefragt." In der Dominikanerklause war Tabakkonsum ohnehin schon immer verboten, um nicht die Decken und Wände des Jahrhunderte alten, denkmalgeschützten Raums zu beschädigen.
Positive Erfahrungen mit dem Rauchverbot hat auch Mike Kressmann, Geschäftsführer des Lewinsky's in der Sandstraße, gemacht: "Früher war das hier eine Räucherhöhle, obwohl wir hohe Decken haben. Das ist heute anders." Anfangs hätten manche über die neue Regel "gemosert", gerade bei eisiger Kälte, erzählt Kressmann. Dieser versucht er mit Heizpilzen und Wärmereflektoren zu begegnen. Aber mittlerweile, hat er beobachtet, sähen sogar viele Raucher das Verbot positiv. Andere hätten sich damit arrangiert.
Trotzdem: Ein völliges Rauchverbot in geschlossenen Räumen hätte es nach der Meinung des Barbetreibers nicht gebraucht. Kressmann, der früher selber geraucht hat, meint: "Man hätte ruhig eigene Raucherräume zulassen können. Die Nichtraucher brauchen da ja nicht reinzugehen. Und wer sich da drin unbedingt zuqualmen will, kann das doch tun."