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Raubüberfall in Hirschaid: Die Beute war wohl nicht so hoch


Autor: Anette Schreiber

Hirschaid, Montag, 17. Oktober 2016

Von den zwei Tätern, die Samstagabend in Hirschaid die Kassiererin eines Möbelhauses überfallen haben, fehlt weiter jede Spur.
Das Gelände mit den beiden Hirschaider Möbelhäusern, wo sich Samstagabend der Raubüberfall ereignete.  Luftbild: Ronald Rinklef


"Ich war es nicht!" Das stellt Hirschaids Bürgermeister Klaus Homann (CSU) gleich zu Beginn fest. Denn nach seiner Auffassung müssen die zwei Täter, die Samstagabend im XXXL-Neubert Möbelhaus eine Kassiererin überfallen haben, sich entweder sehr gut auskennen oder die Abläufe hier sehr genau studiert haben. Homann kennt das Möbelhaus in und auswendig: 15 Jahre lang war er für die Kasse zuständig. Von den Tätern fehlt nach wie vor jede Spur, bestätigt Polizei-Pressesprecher Jürgen Stadter.

Sehr viel Geld dürften die Täter entgegen anders lautender Berichte nicht erbeutet haben, mutmaßt Homann. Denn die Sicherheitsvorkehrungen im Haus, in dem er vor Amtsantritt als Hirschaids Bürgermeister 29 Jahre angestellt war, seien sehr hoch. "Mehr als die Einnahmen von etwa zwei bis drei Stunden, dürften sie nicht erwischt haben", vermutet der Bürgermeister. Nach seinem Kenntnisstand dürfte zur Zeit des Überfalls der Haupteingang schon geschlossen gewesen sein.

So müssen die Täter über die Nebeneingänge Bescheid gewusst haben. Homanns Mitgefühl gilt der 48-Jährigen, die von den vermummten Tätern in einem Büro überfallen, gefesselt und bedrängt worden war. Erst ein weiterer Mitarbeiter fand und befreite sie. Homann nimmt an, dass sie überfallen wurde, während sie die Abrechnung der Hauptkasse gemacht hat. "Ich war viele Jahre der Chef der Frau", sagt er betroffen. "Eine erfahrene Mitarbeiterin", die er sehr schätzt. Froh ist er, dass die Frau nach seinem Kenntnisstand wohl zumindest körperlich keinen Schaden erlitten hat.

Von dem Raubüberfall sei er, so Homann im Gespräch mit unserer Zeitung weiter, per SMS am Samstagabend gegen 21 Uhr informiert worden. Näheres habe er dann im Internet recherchiert. Regelrecht erleichtert zeigt sich der Ex-Neubert-Mitarbeiter, dass ihm ein Raubüberfall während seiner Zeit erspart geblieben ist. Es habe einmal einen Bombendrohung gegeben, was schlimm genug war. Ein Ereignis wie das vom Samstag sei "immer ein Drama, jetzt kommt die Revision und dann wird alles genau untersucht".

Seit er denken kann, werde im Haus auch in Sachen Sicherheit kontinuierlich optimiert. Vor vielen Jahren etwa, habe er Geld immer persönlich zur Bank gebracht. Das laufe schon lange ganz anders. "Geld wird immer abgeschöpft und abgeholt." Nun hofft er für die 48-Jährige, dass sie sich vom Schock erholt.

Wie sehr so ein furchtbares Ereignis nachwirkt, erfahren wir von der Hirschaider Museumsleiterin Annette Schäfer. Ihre Mutter habe früher in einer Bäckerei gearbeitet und sei Opfer eines Überfalls geworden, ja sogar niedergeschlagen worden. Sie war so traumatisiert, dass sie im Anschluss nicht mehr in der Bäckerei arbeiten konnte, fühlt Schäfer mit der Angestellten.

Am gestrigen Montag liefen die Geschäfte in den Möbelhäusern Mömax und Neubert aus Sicht der Kunden ab wie immer. Zumindest so viel bestätigt auf FT-Nachfrage XXXL-Neubert Pressespecher Julian Viering. Aus ermittlungstaktischen Gründen gebe das Unternehmen keine weiteren Statements, bittet er um Verständnis.

Laut der Angaben von Polizeipressesprecher Stadter gibt es im Zusammenhang mit dem Täter noch keine heiße Spur - trotz der sofort eingeleiteten Maßnahmen, bei denen unter anderem sogar ein Hubschrauber eingesetzt war. Mit dem Vorfall ist neben der Kriminalpolizei Bamberg auch die Spurensicherung der Kripo befasst. Stadter zufolge wurden am Tatort Spuren gesichert. Die Kripo bittet weiterhin um Zeugenmeldungen. Gegen 19.30 Uhr dürften am Samstag in der Industriestraße noch etliche Leute unterwegs gewesen sein, denen möglicherweise etwas aufgefallen sein könnte. Entsprechende Meldungen bearbeitet die Kripo unter der Telefonnummer 0951/9129 491.

Für den Überfall, in der Fachsprache ein schwerer Raub, erwartet die Täter eine Freiheitsstrafe ab fünf Jahren. In diese Kategorie fallen übrigens auch Raubdelikte, die unter Androhung von Gewalt erfolgen, also auch Bank- oder Tankstellenüberfälle. Auf Nachfrage teilt Stadter mit, dass derartige Strafen in der Region Bamberg zum Glück "glücklicherweise seltenst passieren."