"Rasende Revue" durch die Zeiten
Autor: Petra Mayer
Bamberg, Dienstag, 07. März 2017
Am 9. März zeigt die VHS-Studiobühne "In 80 Tagen um die Welt". Einblick in die Arbeit hinter den Kulissen gaben uns Darsteller und Regisseurin Lehnert.
Extrem wandlungsfähig müssen die Akteure sein, die in bis zu elf Rollen schlüpfen, um das Publikum aus dem Hier und Jetzt in vergangene Zeiten zu ziehen. "Wir spielen Geishas, verkörpern Inderinnen, englische Lords und Ladys, Amerikaner, Indianer: eine Herausforderung, die ich genieße", sagt Elisabeth Merklein als Ensemblemitglied der VHS-Studiobühne. Szenen zu Wasser und zu Lande werden heute noch einmal generalgeprobt. Schließlich steht am 9. März schon die Premiere der neuesten Produktion an: "In 80 Tagen um die Welt - Wir alle sind drauf eingestellt. In 80 Tagen um die Welt - wenn sie noch so lang zusammenhält!"
1873 erschienen
Nach Jules Vernes 1873 erschienenem Roman "Reise um die Erde in 80 Tagen" entwickelte Heidi Lehnert die "rasende Revue", die im Alten E-Werk zu erleben ist. Ein Animationsprogramm mit Tanz- und Gesangseinlagen, absurd-komischen, aber auch anrührend-kitschigen Szenen verspricht die Regisseurin. Seit 2011 leitet Heidi Lehnert die von Karl-Heinz Burger 1981 gegründete VHS-Studiobühne. Komödien wie Ödön von Horváths "Ein Sklavenball", Lutz Hübners "Gretchen 89ff." oder "Die Komödiantenkönigin" (William Butler Yeats) präsentierte das Ensemble dem Publikum in den vergangenen Jahren. Unter der Regie der Wahlbambergerin engagiert sich eine bunt zusammengewürfelte 13-köpfige Truppe, zu der Coaches ebenso wie Pädagogen gehören, eine Logopädin, eine Musikerin und Vertreter anderer Berufsgruppen.
Aus purer Leidenschaft
Wie ist die Arbeit mit Amateurschauspielern für Heidi Lehnert, die sich als Darstellerin und Regisseurin an diversen fränkischen Theatern profilierte? "Menschen, die aus purer Leidenschaft spielen und einen anderen Brotberuf ausüben, gehen oft lockerer und unvoreingenommener an Projekte heran." Es erfreue sie immer wieder, zu sehen, wie bei Teilnehmern das Verständnis für den schauspielerischen Prozess wächst. Wobei es inzwischen einen festen Ensemblekern gebe, der Lehnert im Lauf der Jahre "sehr ans Herz wuchs". So schrieb die Fränkin für die Akteure der Studiobühne im vergangenen Sommer auch das maßgeschneiderte aktuelle Stück - "eine Abenteuerkomödie mit musikalischen und tänzerischen Elementen, über 50 verschiedenen Rollen und hohem Ironiefaktor".
Seit 20 Jahren
Auch Elisabeth Merklein schwärmt vom Teamwork innerhalb der Truppe, der sie seit nunmehr 20 Jahren angehört. "In meiner Anfangszeit leitete noch Martin Neubauer die VHS-Studiobühne", erinnerte sich die pensionierte Grundschullehrerin. Um vor Publikum zu singen und in ungewohnte Rollen zu schlüpfen, kam die Wahlbambergerin zu dem Ensemble. Gerne zeigt sie sich auch hinter den Kulissen kreativ. "Alle Requisiten werden von uns ja selbst gefertigt - aus einfachsten Mitteln." Fürs aktuelle Stück hätten die Darsteller aus Müllbeuteln und Zeitungen Kostüme geschneidert.
Zurück ins 19. Jahrhundert
Seit zwei Semestern befasst sich das Ensemble mit der legendären literarischen Weltreise, die bekanntlich auch mehrfach verfilmt wurde. In die Rolle des Gentleman, dessen Wette die gesamte Geschichte bestimmt, schlüpft nach David Niven oder etwa Pierce Brosnan in Bamberg Torsten Schrör. Eine weitere Hauptrolle für den Coach, der normalerweise vor Führungskräften agiert. "Ja, ich spiele wieder die Hauptrolle, was für mich von Anfang an unausweichlich war", so der 51-Jährige mit Blick auf den deutlich unterrepräsentierten Männeranteil der Truppe. Was Schrör am aktuellen Stück so liebt, ist die Rückbesinnung auf das 19. Jahrhundert. "Es gab keine Smartphones, keine Flugzeuge, mit denen man von hier nach dort jettete." Gleichzeitig aber seien die Menschen abenteuerlustig und offen für alles Neue gewesen. Das darzustellen und dabei den Nervenkitzel vor Aufführungen zu erleben, begeistert den Wahlbamberger. "Aktuelle Bezüge gibt's ja obendrein - zum Amerika und den Amerikanern unserer Tage. Auch zwei Präsidentschaftskandidaten tauchen übrigens auf", so Schrör. Und eine Reisestation, die in der Romanvorlage nicht einmal Erwähnung findet, dürfte Bambergern gefallen. "Wir verirren uns auf dem Weg nach Rom und landen in einer anderen Stadt mit sieben Hügeln ..."
Auf einen Blick
"In 80 Tagen um die Welt - wir alle sind drauf eingestellt. In 80 Tagen um die Welt - wenn sie noch so lang zusammenhält!" feiert am 9. März, 20 Uhr, Premiere. Eine weitere Vorstellung findet am 10. März, 20 Uhr, ebenfalls im Großen Saal der VHS im Alten E-Werk statt. Der Unkostenbeitrag liegt bei 5 Euro (für die "VHS-Reisekasse" am Saaleingang).