Druckartikel: Psycho-Leiden im Landkreis Bamberg auf dem Vormarsch

Psycho-Leiden im Landkreis Bamberg auf dem Vormarsch


Autor: Hans Kurz

LKR Bamberg, Sonntag, 20. Juli 2014

Die DAK hat ihren neuen Gesundheitsreport vorgestellt. Darin werden die Zahlen aus Bamberg mit denen aus ganz Bayern verglichen. Die Menschen in der Region sind demnach häufiger krank als die im Süden des Freistaats.


Sind die Menschen, die in und um Bamberg leben, leichter verschnupft und psychisch labiler geworden? Das legt jedenfalls der neue DAK-Gesundheitsreport nahe, für den die Krankenkasse die Zahlen aus Stadt und Landkreis mit denen aus ganz Bayern vergleicht. So stieg etwa die Zahl der Tage, an denen Bamberger wegen Atemwegserkrankungen arbeitsunfähig geschrieben waren, im Jahr 2013 um 32 Prozent gegenüber dem Jahr zuvor. Auf 100 Versicherte kamen 235 Fehltage, 2012 waren es nur 178 gewesen und bayernweit sind es 207. Nicht ganz so signifikant, aber dennoch deutlich ist der Anstieg der Fehltage bei den psychischen Erkrankungen. Hier stieg die Zahl der Arbeitsunfähigkeitstage (AU-Tage) je 100 Versicherte in Bamberg Stadt und Land um 11,5 Prozent von 191 auf 213.

Im Vergleich gab es bayernweit eine Zunahme um 4,2 Prozent von 168 auf 175 AU-Tage.

Wie Rita Leicht, Leiterin des Bamberger Servicezentrums der DAK, erläutert, gibt es regional verteilt sehr unterschiedliche Krankenstände und über die Jahre hinweg auch starke Schwankungen. Die gilt vor allem für die Erkrankungen des Atmungssystems. So waren etwa die Wintermonate am Anfang des Jahres 2013 von Kälte und lang anhaltender Feuchtigkeit geprägt. Nach dem milden Winter in diesem Jahr, könnte also diese Art von Erkrankungen im nächsten Report wieder rückläufig sein.

67 Prozent mehr in sieben Jahren

Ein kontinuierlicher Trend ist dagegen in den vergangenen Jahren - sowohl in Bamberg als auch in Bayern - bei den psychischen Erkrankungen zu verzeichnen. Für Bayern verzeichnet der Gesundheitsreport seit dem Jahr 2000 einen Anstieg um 68 Prozent. Dabei gab es jedoch bis 2006 nur leichte jährliche Schwankungen. Seit 2006 ist die Zahl der AU-Tage jedoch kontinuierlich angestiegen. Auf 100 Versicherte waren es 2006 noch 105, 2013 dann 175 - eine Zunahme um 67 Prozent in nur sieben Jahren.

Rita Leicht betont, dass die von der Kasse ermittelten Zahlen auch aussagekräftig sind und statistischen Wert haben. So würden keine Zahlen hochgerechnet - was leicht zu Unschärfen und Verzerrungen führen könne. Vielmehr seien für den Bamberger Gesundheitsreport insgesamt 6170 von der DAK tatsächlich bearbeitete Krankheitsfälle ausgewertet worden.

Dass es dabei aber durchaus zu regionalen Ausrutschern kommen kann, führte Sören Maaß, Ärztlicher Direktor der Gemeinnützigen Krankenhausgesellschaft des Landkreises Bamberg, bei der Präsentation des Reports in der Juraklinik Scheßlitz an. So liegt etwa die Zahl der AU-Tage auf 100 Versicherte für Bamberg mit 90 fast ein Drittel über dem bayerischen Wert von 67. 2013 habe man im Raum Bamberg eine Welle von Infektionen mit dem Noro-Virus verzeichnet, so Maaß. Außerdem habe es vermehr Fälle von Pneumonie, einer - ebenfalls infektiösen - Lungenentzündung gegeben. Beides könne also die relativ hohen Werte bei den Erkrankungen des Atmungs- sowie des Verdauungssystems erklären.

Langfristige Leiden

Beides sind jedoch meist Kurzzeiterkrankungen, die für Arbeitgeber meist einfach zu bewältigen sind, wie Leicht erläutert. "Dagegen bedeuten längere Erkrankungen wie seelische Leiden meist größere Probleme." Über die Ursache des starken Anstiegs psychischer Erkrankungen wurde bei der Präsentation der Studie in der Runde, in der neben den Vertretern der DAK und Maaß auch die Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner (CSU) - eine gelernte Krankenschwester -, der stellvertretende Landrat Johann Pfister (BBL), Manfred Fischer, Geschäftsführer Kreis-Krankenhausgesellschaft, Andrea Schöppner, Chefärztin Psychosomatische Abteilung der Steigerwaldklinik Burgebrach, und Brigitte Hollstein, ehemalige Pflegedirektorin der Sozialstiftung Bamberg, saßen, intensiv und auch kontrovers diskutiert. Die Erklärungen reichten von erhöhten Belastungen im Beruf (Hollstein) bis zur erhöhten Zahl von Psychiatern (Pfister). Angesprochen wurden aber auch Fragen der Vorsorge ebenso wie das Problem der ärztlichen Versorgung auf dem Land.

Der Gesundheitsreport selbst weist für Stadt und Landkreis Bamberg insgesamt einen Krankenstand von 3,9 Prozent aus, bayernweit liegt er bei 3,4 Prozent, bundesweit bei 4,0 Prozent. In Bayern ist er am niedrigsten in Starnberg mit 2,7 Prozent, in Stadt und Landkreis München sowie in Ingolstadt (2,8 Prozent). Ein deutliches Nord-Süd-Gefälle, das - und dem widersprach niemand - auch als Süd-Nord-Wohlstandsgefälle gesehen werden kann.

Knapp vor Unterfranken

Mit seinen 3,9 Prozent liegt Bamberg auf dem gleichen Niveau wie weite Teile Frankens und der Oberpfalz. Höher ist der Krankenstand lediglich noch in den Landkreisen Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld (4,2 Prozent), Schweinfurt (4,1) und Bayreuth (4,0). Den höchsten Anteil am Krankenstand haben - trotz des starken Anstiegs psychischer Ursachen und der hohen Zahl von Erkältungen - nach wie vor Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems, wie etwa Rückenschmerzen. Sie waren im vergangenen Jahr für 20,9 Prozent der Arbeitsunfähigkeitstage verantwortlich.