Prozess um totes Baby: Angeklagte zeigt keine Gefühlsregung
Autor: Jutta Behr-Groh
Bamberg, Montag, 08. Oktober 2012
Vor der Schwurkammer des Landgerichts Bamberg hat eine 29-jährige Frau eingeräumt, dass sie im Januar 2011 ihr neugeborenes Mädchen unversorgt ließ.
Die Frau aus Baden-Württemberg ist die Mutter des toten Kindes, das am 23. Oktober 2011 in Plastiktüten nahe Walsdorf (Lkrs. Bamberg) zufällig gefunden worden war. Durch ihren Verteidiger ließ die Angeklagte am ersten Verhandlungstag erklären, dass stimmt, was in der Anklageschrift steht. Selbst sagte die 29 Jahre alte Frau nichts über die Tat, für die sie sich seit Montag in Bamberg vor der Schwurkammer verantworten muss: Totschlag durch Unterlassen.
Sie hat im Januar 2011 in der Wohnung ihres damaligen Freundes in Walsdorf (Lkrs. Bamberg) heimlich ein Kind zur Welt gebracht, das kleine Mädchen auf den Fliesenboden des Badezimmers gelegt und sonst unversorgt gelassen. Das Baby starb wohl an den Folgen der Unterkühlung. Anschließend packte sie das Neugeborene in mehrere Plastiktüten und legte das Bündel zu ihren Sachen in den Schlafzimmerschrank.
Die Angeklagte schweigt
Weder bei ihren eigenen Angaben noch bei Zeugenaussagen zeigte die italienische Staatsbürgerin Gefühle. Sie saß Stunden lang nahezu regungslos auf ihrem Stuhl, den Kopf auf den linken Arm gestützt, dem Publikum den Rücken zu gewandt.
Die Schwurkammer hielt der Frau den Tathergang aus den Aussagen vor, die sie bei ihrer Festnahme Ende 2011 vor der Polizei gemacht hat. Selbst machte sie keinerlei Angaben mehr dazu. Auch über ihr bisheriges Leben sagte die Frau wenig.
Was die Prozessbeteiligten und Zuhörer durch die Befragung erfuhren, entnahm der Vorsitzende Richter Manfred Schmidt größtenteils aus den Akten: Demnach sitzt eine Frau in Bamberg vor Gericht, die trotz ihrer erst 29 Jahre schon sieben Kinder zur Welt gebracht hat. Für die vier älteren Kinder - zwischen Sommer 2002 und November 2009 geboren - wurde ihr im November 2009 das Sorgerecht entzogen.
Mit dem Jüngsten war sie schwanger, als die Polizei sie im Dezember 2011 in Renningen unter dringendem Tatverdacht festnahm. Vater soll ein Mann sein, mit dem sie bis heute verlobt ist. Die anderen Kinder sind von verschiedenen Männern, von denen keiner Unterhalt gezahlt haben soll.
Im Jahr 2003 hatte die Frau den Akten zufolge eine Totgeburt. Die Polizei ermittelte damals; das Verfahren wurde eingestellt.