Prozess um Randale im Ankerzentrum: Das Urteil rückt in den Fokus
Autor: Sebastian Martin
Bamberg, Dienstag, 22. Oktober 2019
Früher als geplant könnte der Prozess um die Randale im Ankerzentrum zu Ende gehen. Pflastersteinwürfe auf Polizisten räumen einige der Angeklagten ein. Bei der Brandstiftung sieht es anders aus.
Ursprünglich sollte der Prozess um die Randale im Ankerzentrum bis Ende November dauern. Markus Reznik, Vorsitzender Richter der Jugendkammer am Landgericht, gab nun am Dienstag einen neuen Zeitplan vor: "Ziel der Kammer ist es, am 7. November möglichst zu einem Urteil zu kommen." Vorausgesetzt natürlich, es kommt zu keinen Verzögerungen.
Damit könnte der Prozess bereits nach dreieinhalb Wochen zu Ende gehen. Etliche Zeugen wurden gehört, viele Aussagen verlesen - manche Zeugen waren nicht mehr greifbar für das Gericht, da Flüchtlinge, die zum Zeitpunkt der Randale im Dezember 2018 im Ankerzentrum gewohnt hatten, bereits abgeschoben wurden oder untergetaucht sind.
Haftstrafen drohen
Die Angeklagten, vier aus Eritrea stammende Bewohner des Ankerzentrums, stehen seit dem 14. Oktober wegen gefährlicher Körperverletzung und besonders schwerer Brandstiftung vor Gericht. Ihnen drohen Gefängnisstrafen, bei einem der Angeklagten geht es auch um eine Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus.
Die vier Männer sollen nach einer Ruhestörung in der Nacht zum 11. Dezember 2018 Security-Mitarbeiter und Polizisten mit Pflastersteinen und anderen Gegenständen angegriffen haben, was auch auf einem Polizeivideo der Randale-Nacht zu erkennen ist.
Ein Polizist war durch einen Gegenstand am Kopf getroffen worden und hatte kurzzeitig das Bewusstsein verloren. Einige der Angeklagten räumen Würfe mit Gegenständen, etwa mit Pflastersteinen, ein.
Fraglich bleibt aber vor allem, wer von den Angeklagten für die Brandstiftung in der Nacht in Block 7 verantwortlich ist. Die Polizei war damals mit einem Großaufgebot zum Ankerzentrum geeilt. Auf dem Video sind klirrende Scheiben und Gebrüll zu vernehmen, und es ist schließlich auch das Feuer in einem Teil der Wohnung zu erkennen. Ein Brandsachverständiger vom Landeskriminalamt in München wurde am Dienstag dazu gehört. Laut ihm war ein Zimmer auf der vom Eingang abgewandten Seite komplett ausgebrannt, der Putz abgeplatzt, Matratzen verbrannt. In zwei weiteren, auf der anderen Seite des Flurs gelegenen, Zimmern sollen ebenso Matratzen gebrannt haben. "Ein Brand, der an zwei oder drei Stellen ausbricht, kommt willentlich zustande", so der Sachverständige.
Wohl kein Brandbeschleuniger
An einer Brandstiftung besteht somit kaum Zweifel. Für möglich hält es der Mann vom LKA, dass die Schaumstoffmatratzen mit einem Feuerzeug angezündet wurden. Rückstände eines Brandbeschleunigers konnte dagegen auch ein eingesetzter Brandmittelspürhund nicht auffinden.