Prozess: Obdachloser in Bamberg zu Freiheitsstrafe verurteilt
Autor: Udo Güldner
Bamberg, Mittwoch, 31. Oktober 2018
Monatelang beleidigt und belästigt ein Obdachloser Menschen in Bamberger - terrorisierte sie regelrecht, wie die Zeugen im Prozess aussagten.
Bereits seit Ende Mai sitzt der 56-Jährige in Untersuchungshaft. Er soll innerhalb weniger Monate zwischen Dezember 2017 und März 2018 fast zwanzig Straftaten in der Innenstadt begangen haben. Vor dem Amtsgericht Bamberg ging es um zehn Hausfriedensbrüche, fünf Beleidigungen und zwei Sachbeschädigungen. Nach dem Urteil über ein Jahr ohne Bewährung wird er weiterhin in der JVA Bamberg bleiben müssen.
Hausverbot wird ignoriert
Draußen ist es bitterkalt, es regnet und stürmt. Der Angeklagte sucht in den Wintermonaten einen Unterschlupf. Der Obdachlose ist die Kälte zwar gewohnt, dennoch friert ihn. Nachts kann er sich in der städtischen Notunterkunft in der Sutte aufhalten, doch tagsüber steht er auf der Straße.
Also steuert er jeden einigermaßen warmen Raum an, der ihm in den Sinn kommt. Cafés, Kaufhäuser, Ämter. Dass er in allen inzwischen Hausverbot hat, weil er in der Vergangenheit die dortigen Mitarbeiter und Kunden belästigt und beleidigt hat, verdrängt er - oder er hat es vom Alkohol benebelt schlicht vergessen. Mitunter hat er auch "vergessen" zu bezahlen oder etwas mitgehen lassen, wie ein Kaufhausdetektiv bestätigte. Weil er an die vorgeworfenen Taten ebenfalls keine Erinnerung mehr hat, musste Strafrichter Florian Kratzer Zeugen am laufenden Band aufrufen.
Dass sich das Wesen des Angeklagten durch jahrzehntelangen Alkoholmissbrauch verändert hat, hat auch sein Betreuer bemerkt, der mit ihm gut auskommt "solange er nüchtern ist". Doch nach dem ersten Schluck zertrümmerte er die Wohnungstür seines Helfers, dessen Familie er nachts durch dauerndes Klingeln "terrorisierte". Das bekamen auch einige Mitarbeiter der Stadtwerke Bamberg zu spüren. Einer Busfahrerin und einem Auszubildenden rief er "Schlampe", "Hure" und "Bastard" hinterher. Außerdem eine ganze Ansammlung russischer Beleidigungen. Nur weil diese die Fahrkarte sehen wollten. Einer Kollegin im Servicecenter am ZOB bescheinigte er, ihre Mutter sei eine Hure. Und mit einem Stadtwerke-Mitarbeiter geriet er aneinander, weil dieser ihm bei einer "Regenschirm-Aktion für unsere Kunden" keinen Regenschirm schenken wollte.
Auch bei den städtischen Mitarbeitern ist der Mann seit Jahren bekannt. Ein 24-jähriger Angestellter an der Infothek im Rathaus erzählte, wie der Angeklagte immer wieder vorbeischaute, weil er eine Wohnung suchte, um dann frustriert herumzupöbeln, auf den Tisch zu hauen und irgendwann "vor den Toiletten oder an meinem Schreibtisch einzuschlafen".
Keine Gespräche möglich
Es gab aber auch Tage, an denen der Beleidiger seinen auf "Arschloch" und "Hurensohn" begrenzten Wortschatz auch gegen ihn anwandte. "Mit ihm sprechen brachte nichts." Deshalb habe man immer die Polizeistreife gerufen.
Die musste auch öfter in einem Café vorbeikommen, in dem die Verkäuferinnen "alle Angst vor ihm hatten", so laut und aggressiv sei er aufgetreten. "Manchmal hat er gegen die Eingangstür getreten und an die Decke gespuckt, wenn er keinen Kaffee für 40 Cent bekommen hat." Es seien auch Beleidigungen wie "blöde Fotze", "Fick Dich!" und "Schlampe" gefallen.