Projekt "Jacke wie Hose" für Asylbewerber sucht Räume
Autor: Anna Lienhardt
Bamberg, Freitag, 29. Mai 2015
Die Arbeitsgruppe "Jacke wie Hose" sammelt getragene Kleidung und verteilt sie an Asylbewerber. Räume für das Projekt in Bamberg stehen allerdings bisher nur zeitlich begrenzt zur Verfügung. Gesucht ist ein Ort zum Bleiben.
Schuhe. Schuhe sind das erste, was Festim in seine Plastiktüte einpackt. Ein paar leuchtend blaue, gebrauchte aber gute erhaltene Männer-Turnschuhe. "Manche Flüchtlinge kommen nur mit Flip-Flops oder Sandalen an den Füßen", sagt Saskia Schlenstedt.
Die 20-jährige Studentin kennt sich aus, schließlich ist sie von Anfang an beim Projekt "Jacke wie Hose" im Bamberger Stadtteil Wunderburg dabei. Es ist ein Arbeitskreis innerhalb des Vereins "Freund statt fremd", der sich die Unterstützung von Asylbewerbern auf die Fahne geschrieben hat.
Anfangs noch persönlich verteilt
Neben Deutschkursen oder Beratung bei bürokratischen Fragen heißt das auch: Dafür sorgen, dass die Asylbewerber etwas zum Anziehen haben. Den ersten elementaren Beitrag dazu leisten die Bamberger selbst mit ihren Kleiderspenden. "Anfangs haben wir diese noch persönlich an die Flüchtlinge verteilt", sagt Yvonne Berberich (28), Initiatorin des Projektes. "Aber dann stiegen die Zahlen rasant an." Mehr Bedürftige, mehr Kleiderspenden - und ein Angebot aus der katholischen Pfarrgemeinde Maria Hilf in der Wunderburg. "Der Pfarrer hat uns sehr unterstützt." Diesen Dank möchte Saskia Schlenstedt unbedingt loswerden.
Ganze 100 Quadratmeter im Pfarrhaus hat die Kirchengemeinde "Jacke wie Hose" zur Verfügung gestellt. Kostenlos, "mit Strom und Heizung. Darüber sind wir sehr froh, das ist Luxus", sagt Heike Thomas (58) und stapelt kurze Hosen für Männer auf einem großen Tisch in der Mitte des Zimmers.
Hier im Obergeschoss befindet sich sozusagen die Herrenabteilung sowie ein Zimmer mit Kinderspielsachen. Im Erdgeschoss gibt es alles für Frauen, außerdem einen Raum mit Bettzeug und Handtüchern. Bei diesem Wort sprudelt es aus Helferin Inge Scheffler (64) heraus: "Handtücher sind absolute Mangelware. Als ich von mir zu Hause mal zwei Taschen mitgebracht habe, wurden sie mir gleich aus der Hand gerissen."
Eigentlich funktioniert das Prinzip so, dass Bamberger übrige Kleidung vor Ort abgeben, die die ehrenamtlichen Teams sortieren. Die Klamotten können freitags von 10 bis 12 Uhr und mittwochs von 16 bis 20 Uhr vorbei gebracht werden. Zu diesen Zeiten ist auch für die Flüchtlinge geöffnet.
Ende Juni steht der Auszug an
Vier bis fünf Helfer sind pro Zwei-Stunden-Schicht im Einsatz. Seit Januar gibt es die Anlaufstelle mit der Adresse Wunderburg 4, doch schon Ende dieses Monats ist Schluss. Das Pfarrhaus wird saniert und die Kleiderkammer muss raus.
Dann stellt vorerst die Stadt Bamberg Räume in der Hartmannstraße zur Verfügung, ein Bungalow beim Kolping-Berufsschulzentrum. Allerdings: nur übergangsweise für ein Jahr, da das Gebäude abgerissen werden soll. "Außerdem brauchen wir einen Strom- und Wasseranschluss", merkt Saskia Schlenstedt an. Sie hofft, dass die Anschlüsse aus Spendengeldern finanziert werden können. Wohin es nach Ablauf des Jahres für die Kleiderkammer geht, ist vollkommen offen. "Wir suchen etwas Längerfristiges."
Die Räumlichkeiten sollten eine Größe von mindestens 100 Quadratmetern haben, sich in Bamberg befinden und am besten kostenlos oder für eine geringe Miete zu haben sein. Und nicht nur eine Bleibe wird gesucht, "wir freuen uns auch immer über neue Helfer".
Denn gerade das Sortieren der Kleidung ist eine Herausforderung. Da gilt es kaputte Babyklamotten mit Spuckflecken auszusortieren, ein gut erhaltenes T-Shirt dagegen darf ins Regal. Natürlich muss die Kleidung auch wieder geordnet werden, wenn sie von den Asylsuchenden aufgeklappt, auf die richtige Größe geprüft, und wieder zurückgelegt wurde.
In Stoßzeiten warten bis zu 30 Flüchtlinge vor den Türen der Kleiderkammer. Sie werden in Etappen hineingelassen. Außerdem achten die Helfer darauf, dass niemand zur Seite gedrängt wird oder zu viel an sich reißt.
Übrigens: Gefragt ist alles, was einigermaßen gut erhalten ist. "Wir haben festgestellt, dass zum Beispiel große Tücher mit Klimbim schnell weg sind, vermutlich als Kopftuch", sagt Studentin Saskia. Und: "Wir hatten auch mal ein Dirndl. Das ist auch weg."