Projekt in Bamberg fragt: Was willst du tun, bevor du stirbst?
Autor: Sebastian Martin
Bamberg, Montag, 02. Dezember 2013
Was will ich in meinem Leben gemacht haben? Diese Frage stellt das globale Projekt "Before I Die", das auch an der Uni Bamberg zum Nachdenken angeregt hat.
"Kinder kriegen", hat jemand auf den Kubus geschrieben. "Mit meiner großen Liebe die Welt entdecken" jemand anderes. Und Maria schreibt gerade: "Ein Lied gesungen bekommen." Die Studentin vervollständigt damit den Satz, der so anfängt: "Bevor ich sterbe, möchte ich..." Wie viele andere vor ihr, schreibt die 18 Jahre alte Psychologiestudentin das auf, was sie sich wünscht, bevor - ja - bevor sie sterben würde.
Jeder bleibt mal stehen
Jeder, der den Kubus des Projekts "Before I Die" auf dem Markusgelände der Universität Bamberg sieht, bleibt erst mal stehen und überlegt. Es wird gesprochen, über das, was da mit bunter Kreide auf die Wände, ähnlich einer Schultafel, geschrieben wurde. Und darüber, was man selbst vielleicht dorthin schreiben würde.
"Ein Schloss kaufen" meint einer.
"Ich fand das klasse, weil hier das Thema Tod ins Positive gewendet wird." Was will ich tun, bevor ich sterbe? Zusammen mit der Offenen Behinderten Arbeit hat man in den Räumen der Lebenshilfe die Tafeln geschnitten, ein Gerüst gebaut.
Sprüche werden im Netz festgehalten
Jetzt steht Motschenbacher vor dem Kubus mit den Beschriftungen: "Es berührt mich", sagt er zu dem Spruch, mit dem sich jemand Kinder und Enkelkinder wünscht. "Mit einem Delphin schwimmen" oder "einen Schatz finden", schreiben andere - manchmal auch nicht ganz ernst. Doch egal: Die Sprüche werden fotografiert und auf der Facebookseite der Katholischen Hochschulgemeinde dokumentiert.
"Ich finde es toll, dass man erst mal ins Nachdenken über das Relevante im Leben kommt", sagt Carina. Die 23-Jährige studiert Lehramt an der Uni Bamberg. Sie steht vor dem Kubus. Der Klotz in der Größe von zwei bis drei Bahnkartenautomaten inspiriert sie schon auch. Aber: Was ist relevant? Darüber müsse man erst einmal nachdenken. Der Psychologiestudentin Maria fällt es da schon leichter: Sie hat schon immer zu Hause für sich dokumentiert, was sie sich noch alles wünscht. Ein ihr gewidmetes Lied steht da ganz oben.
Sprüche verschwinden und bleiben trotzdem
"Einen Roman veröffentlichen", "eine Kreuzfahrt machen" - Gedanken, die wohlüberlegt sind oder eher spontan kommen? Man weiß es nicht immer. Viel Platz ist auf dem Kubus nicht mehr. "Wenn er voll ist, dann gehört das mit zum Thema der Vergänglichkeit - dann wird weggewischt."
Die Wünsche verschwinden, machen Platz für neue - und bleiben dennoch irgendwie da. Auch das Projekt, das nun endet.
Idee Das Projekt "Before I Die!" stammt von der Künstlerin Candy Chang aus New Orleans. Sie wollte 2011 den Tod eines ihr vertrauten Menschen verarbeiten. An einem Abbruchhaus brachte sie schwarze Tafeln an und lud Passanten ein, ihre Wünsche mit Kreide zu zu teilen. Changs Idee verbreitete sich rasch weltweit.
Internet Auf der Facebookseite und der Instagram-Seite der Katholischen Hochschulgemeinde Bamberg sind die Sprüche dokumentiert. Die Internetseite beforeidie.cc zeigt die internationale Seite des Projekts.