Polizei patrouilliert über Partymeile in Bamberg
Autor: Julian Megerle
Bamberg, Sonntag, 05. Juli 2020
Wie die Menschen die Durchsetzung des Alkoholverbots in der Altstadt und die Einschränkung des Stehbiers wahrnehmen.
Noch stehen sie gelassen da und schauen zu, wie die Menschen an diesem lauen Samstagabend auf Bambergs "Laufsteg" sitzen, quatschen, ein Eis schlürfen oder einfach nur passieren. Doch gleich fünf Mannschaftswagen der Polizei haben sich am Kranen und in der Austraße positioniert. Die Polizeikräfte haben in den vergangenen Wochen zu späterer Stunde immer wieder Menschenansammlungen auf der Unteren Brücke aufgelöst. Gut 100 Menschen waren keine Seltenheit. Lärm bis nach 0 Uhr. Müll inklusive. Auch im Sand war einiges los. Anwohner haben daraufhin Polizei und Stadt Bamberg gedrängt, doch mehr gegen diesen Umstand zu unternehmen.
"Ich finde es Quatsch, was die Politiker da machen", sagt ein Mann Anfang 30, der gerade sein Seidla geleert hat. Ob Corona etwa nach 8 Uhr abends Schluss mache? Halb im Ernst, halb im Spaß fügt er hinzu: "Dann machen wir halt eine Gartenparty mit Freunden." Er steht im Freundeskreis in der Sandstraße kurz nach 20 Uhr. Gemeint ist die neue Verordnung der Stadt Bamberg, welche seit dem Vortrag den Verkauf von Alkohol to go nach 20 Uhr verbietet. So sollen Menschenansammlungen vermieden werden, damit die Corona-Mindestabstände einhaltbar sind.
Aus einem Gebiet rund um den Sand, den Kranen, die Austraße sowie Obere und Untere Brücke ist das Steh- beziehungsweise Wegbier fürs Erste verbannt. Das gilt jedoch nur an Wochenenden und Feiertagen. Und mittels reaktivierter Sondernutzungssatzung besteht auch in weiten Teilen der Innenstadt ein Verbot "Alkohol im Verweilen" zu trinken. Wer dagegen verstößt kann mit einem Bußgeld von 150 Euro rechnen.
Ein Streifzug rund um diese Zone zeigt: Auch die nicht betroffenen Lokale verkaufen kein Bier nach draußen, und es gibt auch keine größeren Menschenmengen zum Beispiel auf der Kettenbrücke, welche auch für einen gemütlichen Abend einlädt.
Schmerzt die Einschränkung?
"Wir sind in Deutschland noch recht glimpflich davongekommen", findet Melanie Hümmer mit Blick auf die Infektionszahlen durch das Coronavirus. Es gebe Schlimmeres, als die Einschränkung, dass es um 20 Uhr kein Bier mehr auf die Hand gebe. Für Hümmer, die aus dem Landkreis Bamberg kommt, verstärkt sich bei solchen Menschansammlungen der Eindruck "dass die Menschen denken: Mit den Lockerungen ist Corona vorbei." Im Herbst dürfe man sich möglicherweise bei den Unvernünftigen dafür bedanken, wenn es zu einer zweiten Welle komme.
"Es ist schade, wenn man nur ab und an abends in die Stadt geht, um noch ein Seidla auf der Straße zu trinken und das jetzt verboten wird", findet Kathrin aus Bamberg. Wobei die Zustände eine Woche zuvor doch arg an die Sandkerwa erinnert hätten, gesteht sie ein. Gemeinsam mit ihrem Partner und einem befreundeten Paar geht's weiter "wenn wir noch irgendwo einen Platz finden."
Die Stühle im Außenbereich der Kneipen und Bars in der Sandstraße sind derweil gut besetzt. Auch bei der Weinstube Pizzini genießen die Menschen den Abend. "Das ist kein wirklicher Verlust, weil wir damit nicht geplant haben", erklärt Wirtin Elli. Gerade einmal drei Tage habe man den Straßenverkauf gemacht, und es sei auch mehr über die Theke gewandert. Überraschend sei die Entwicklung nicht gekommen. Eher die Art der Regulierung. "Wenn die Einschränkung sinnvoll ist, dann ist das zum Wohle aller", findet sie.