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Podiumsdiskussion: Bamberger Rhetoriktrainer analysiert die Kandidaten


Autor: Anna Lienhardt

Bamberg, Donnerstag, 14. Sept. 2017

Wie kamen die Direktkandidaten zur Bundestagswahl 2017 in der Podiumsdikussion rüber? Rhetoriktrainer Michael Ehlers hat die Auftritte ausgewertet.


In seiner Analyse wird er sofort konkret: Michael Ehlers, Rhetoriktrainer aus Bamberg, hat bei der Podiumsdiskussion mit den Direktkandidaten aus dem Wahlkreis Bamberg-Forchheim ganz genau aufgepasst.
Die Moderatoren Christopher Fleith (Radio Bamberg) und Michael Memmel (FT) führten am Mittwochabend durch die Themenblöcke - "die Struktur war gut", merkt Rhetoriktrainer Ehlers an. Es ging um den "ICE-Ausbau", es folgten Wirtschaft, Flüchtlingspolitik und Aufnahmeeinrichtung Oberfranken (AEO), Konversion und Wohnraum. Dann durften die Kandidaten Zuschauerfragen beantworten und am Ende in einer Schlussrunde eine Botschaft mitgeben.


Wie hat der Rhetoriktrainer die Auftritte bewertet? "Besonders im Fokus standen für mich der Einstieg, was im Mittelteil gesprochen wird, und der Schluss. Das Statement, das am nahesten am Erinnerungszentrum ist."
Beim Einstieg gepunktet habe Sebastian Körber von der FDP. Er habe die Frage, mit wem er gerne mal ein Bier trinken würde, im Gegensatz zu den anderen Kandidaten direkt am Anfang beantwortet. Ehlers merkt an: "Ich habe Körber selbst gecoacht, insofern bin ich vielleicht ein bisschen verklärt. Er hat sich einfach toll entwickelt."

Um ein möglichst neutrales Bild zu liefern, hatte Ehlers seine Mitarbeiterin Arista Hess dabei, die gerade eine Studium zur Rhetoriktrainerin absolviert. Die Ergebnisse der beiden waren laut Ehlers deckungsgleich. So auch bei David Klanke (Linke), den der Rhetoriktrainer als "Meister des Konjunktives" bezeichnet. Klanke habe in seinem ersten Wortbeitrag direkt den Veranstalter kritisiert. Nicht nur die Stimme des Kandidaten habe sich die ganze Zeit "im Alarmbereich" befunden, zudem habe er das Klischee der linken Politik bedient: "ganz viel Kritik."

Im Mittelteil habe man vor allem den Vertretern der beiden großen Parteien, Andreas Schwarz (SPD) und Thomas Silberhorn (CSU), ihre große Erfahrung angemerkt. "Silberhorn hat gerne überzogen und sich das auch nicht nehmen lassen. Er hat bei Fragen, die für ihn unangenehm waren, dies überhaupt nicht sichtbar gemacht und hat mit wunderbar kurzen Sätzen und einer sehr lebendigen Mimik gearbeitet." Allerdings gebe es einen große Knackpunkt: Silberhorn ziehe dauernd die Schultern hoch, damit habe er sich viel Wirkung genommen.


Mehr Emotionalität erhofft

Auch Schwarz habe "großartig aus einem Fundus richtiger Ahnung argumentiert". Ehlers beschreibt den SPDler als engagiert, inhaltsstark und sicher im Umgang mit rhetorischen Sprachmitteln. Von Schwarz wie Silberhorn wünscht sich Ehlers jedoch "etwas mehr Emotionalität".

Der Kandidat der AfD, Jan Schiffers, habe ebenfalls über "rhetorische Gewandtheit" und Sicherheit bei seinen Argumenten verfügt, allerdings immer die Satzenden verschluckt.
Daniela Saiko von den Freien Wählern kam laut Ehlers in ihrer Körpersprache sehr sympathisch rüber, wirkte nett. Aber: "Nicht nur alles ablesen! Das war schade, war sie doch inhaltlich und argumentativ gut."

Die zweite Frau auf dem Podium hat den Rhetoriktrainer "wirklich positiv überrascht": Laura Badum (Die Grünen). "Sie war die einzige Kandidatin, die regelmäßig das Publikum angesprochen hat, Einzelbeispiele gebracht hat. Sie verfügte mimisch über absolute Selbstsicherheit und erzeugte eine gute Stimmung. Sie wurde im Laufe der Veranstaltung witziger und selbstbewusster, zeigte am Ende eine fantastische Angriffslust!" Sie habe sprachliche Bilder produziert wie kein anderer.

Für die Performance in der Schlussrunde lobt Ehlers die SPD - "das war groß!", als Schwarz über "die große Pflicht in diesem freien Land" gesprochen habe. Auch Silberhorn habe wieder Amt und Erfahrung genutzt, bei Körber seien gut die Emotionen spürbar gewesen. "Aber selbst er ist, wie alle anderen, abgeschwächt raus gegangen, als Frau Badum sprach."