Plensas Poeten haben Bamberg verlassen
Autor: Jutta Behr-Groh
Bamberg, Dienstag, 26. Februar 2013
Nach einem halben Jahr ist das Gastspiel der Plensa-Plastiken zu Ende. Bis auf eine wurden die Skulpturen am Montag und Dienstag abgebaut und verpackt. Der Kunsttransport sollte noch in der Nacht Bamberg verlassen.
Der Schnee hat den Zeitplan nicht durcheinander gewirbelt, aber den Männern der Kölner Kunstspedition Brandl besonderes Durchhaltevermögen abverlangt. Vor allem auf der Michaelsberger Terrasse bekamen sie am Dienstag den eisigen Wind zu spüren, der zum Ende der Großplastikenschau unter freiem Himmel wehte.
Auch in Barcelona, von wo aus Plensas Mitarbeiter Lliberto Casanovas angereist war, um die Heimreise der Kunstwerke zu beaufsichtigen, ist es zur Zeit ungewöhnlich kalt. Der Wintereinbruch in Franken hat ihn daher nicht eiskalt erwischt: Er hatte warme Sachen im Gepäck.
Bernd Goldmann, Kurator der von der Stadt veranstalteten Ausstellung, zog sich ohnehin warm an für den vorerst letzten Akt dieses Kunstereignisses bei Eis und Schnee.
Der Gegenwind, den Kritiker von Plensa in den vergangenen sechs Monaten immer wieder entfacht haben, macht ihm dagegen angeblich nichts aus.
"Gummibärchen" war eine der freundlicheren Bezeichnungen, mit denen Kommentatoren die hockenden Männergestalten aus Plexiglas bedacht haben. Auch als Plastikschrott wurden sie bezeichnet.
Es habe auch viele positive Reaktionen gegeben, sagt Goldmann in einem ersten Fazit. So berichtet er von einer Bambergerin, die ihn während des Abbaus der Skulptur auf der Oberen Brücke ansprach und den Abschied der Poeten ausdrücklich bedauerte.
Aus Sicht ihres Kurators war auch die jüngste Skulpturenschau ein Erfolg. Sie habe bei interessierten Kreisen und Galeristen in ganz Deutschland ein breites Echo gefunden. Viele seien eigens nach Bamberg gereist. So ein Ereignis sei für eine Stadt auch als Wirtschaftsfaktor nicht zu unterschätzen.
Apropos: Laut Goldmann hat sich der Marktwert von Bildhauer Jauma Plensa in den beiden vergangenen Jahren so gut wie verdoppelt.
Das mag eine Erklärung dafür sein, dass Bamberg voraussichtlich 250 000 Euro aufbringen muss,wenn es einen der "eight poets in bamberg" erwerben will.
Den Betrag versuchen hiesige Kunstfreunde und -förderer gerade für den geplanten Ankauf der Skulptur von der Oberen Mühlbrücke zusammen zu bringen. Sie trat als einzige nicht die Reise nach Spanien an.
Bis September verlängerte die Stadt den Vertrag mit Plensas Büro für dieses Exponat. Goldmann, der fest an den Erfolg der Spendensammlung glaubt, hofft, "dass wir schon vor September feiern können!" Etwa die halbe Summe sei bisher in Form von Einzahlungen auf das eingerichtete Konto (Nr. 5777 bei der Sparkasse Bamberg) und zugesagte Spenden zusammen gekommen.
Der Poet, der von den Oberen Mühlen aus flussaufwärts in den Hain blickt, soll Bestandteil des Bamberger Skulpturenwegs werden, der mit dem Erwerb einer Bronze von Fernando Botero begründet wurde. Die Botero-Schau war 1998 die erste Großplastikenausstellung in Bamberg.
1,2 Millionen D-Mark kostete der Kauf seiner "Liegenden mit Frucht" am Heumarkt. "Dafür bekämen Sie heute keinen Botero mehr", versichert Bernd Goldmann. Und fügt hinzu: "Das ist ein Schatz, den Bamberg inzwischen mit seinem Skulpturenweg hat!"
Der Kunsttransport sollte Bamberg noch am Dienstag Abend verlassen. Sein Ziel ist Barcelona, wo die Skulpturen im Atelier des Bildhauers gereinigt werden. Einzelne werden noch heuer in Bordeaux zu sehen sein.