Druckartikel: Pionierarbeit für den Dom

Pionierarbeit für den Dom


Autor: Marion Krüger-Hundrup

Bamberg, Sonntag, 06. März 2016

Mit seinem modernen Konzept der Kunst- und Religionsvermittlung sticht ein neues Buch über den Bamberger Dom aus den bisherigen Publikationen hervor.
Erzbischof Ludwig Schick (Mitte) freute sich über das neue Dombuch. Von links: Domkapitular Norbert Jung, Fotograf Bernhard Kümmelmann, Grafikerin Christine Kaufmann, Verleger Albrecht Weiland und Herausgeber Professor Hubert Sowa. Foto: Hendrik Steffens


Über den Bamberger Dom haben sich schon ganze Generationen von Autoren die Finger wund geschrieben. Kaum zu glauben, dass es über diese bedeutende Kathedrale noch etwas Neues zu berichten gibt. Und doch ist es möglich, wie es das druckfrische Buch "Der Bamberger Dom. Sehen - Verstehen - Nachdenken" beweist. Ein symbolisches "erstes" Exemplar bekam Erzbischof Ludwig Schick im Rahmen der öffentlichen Buchpräsentation in der vollbesetzten Ostkrypta des Domes überreicht.


Leicht verständlich

Zum 1000-jährigen Domjubiläum 2012 war im Projektreferat des Erzbischöflichen Ordinariates die Idee zu diesem so ganz anderen Buch entstanden. Mit dem gebürtigen Bamberger Hubert Sowa, Kunstprofessor an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg, wurde ein fachkundiger Herausgeber gefunden, der auch das detaillierte Konzept entwarf.
Vierzehn Kunsthistoriker, Theologen und Kunstpädagogen vermitteln in diesem neuartigen Werk die Ergebnisse wissenschaftlicher Forschungen über den Dom: in flüssiger, leicht verständlicher Sprache.

Das Ungewöhnliche, bisher nicht Existente besteht in Texten, die den kulturellen, religiösen und liturgischen Sinngehalt der Kathedrale erschließen. Diese Texte leiten zu unmittelbarer Wahrnehmung und zum Nachdenken an.

Wertvolles Vehikel dabei sind die brillanten Bilder des Fotografen Bernhard Kümmelmann, der den entlegensten Winkeln des Domes mit der Kamera ihre Geheimnisse entlockt und sie interpretiert hat. Grafikerin Christine Kaufmann gab Wort und Bild ein klares visuelles Gesicht.

Dem gesamten Buchteam gelingt es auf herausragende Weise, Kunstwerke begreifen und historische Distanzen überwinden zu lassen. "Verstehen ist ein komplexer Vorgang, den man lernen kann", sagte Professor Sowa und erklärte seine Worte mit einer Frage: "Kommt es für den heutigen Betrachter über, was etwa der Meister des Bamberger Reiters vermitteln wollte?" Sowa differenzierte zwischen natürlichem und künstlichem Verstehen, sprach von einem "hermeneutischen Ethos, das im Buch Gestalt findet".

Ähnliches formulierte Erzbischof Schick: "Nur was man sieht, versteht und worüber man nachdenkt, hat Zukunft." So gerade auch Kirchengebäude wie der Dom, die nicht zu Museen werden dürften. "Sie müssen bewusst erlebt werden, um ihre wahre Bedeutung zu erfahren", um als Transfermittel Glauben und christliche Kultur in die Zukunft zu tragen, so Schick. Dazu gebe das neu herausgegebene Buch, dem er viel Erfolg wünsche, sehr gute Anregungen: "Möge das Buch helfen zu sehen, zu verstehen und nachzudenken."


Eine "Pionierarbeit"

Die Publikation ist im Verlag Schnell und Steiner erschienen, der einem breiten Publikum durch seine kleinen Kunstführer vor allem von Sakralbauten bekannt ist. Verleger Albrecht Weiland bescheinigte dem Erzbistum Bamberg mit diesem Dombuch eine "Pionierarbeit". Denn der Verlag habe damit in seiner über 80-jährigen Tätigkeit "ein neues Kapitel eröffnet". Den Verantwortlichen von kirchlichen Kunstdenkmälern, die sich wegen Veröffentlichungen an den Verlag wenden, "wird er diese Herangehensweise empfehlen", betonte Weiland. Traditionelle Darstellungsmuster würden allein nicht mehr ausreichen, um Kirchen und christliche Denkmäler dem Betrachter zu vermitteln: "Zu viel Grundwissen ist in der Zwischenzeit verschüttet worden oder gar ganz verloren gegangen."

Der Verantwortliche für Kunst und Kultur im Erzbischöflichen Ordinariat, Domkapitular Norbert Jung, und sein Mitarbeiterteam haben mit dem neuen Band die spezielle Aufgabenstellung in der heutigen Kunstvermittlung erkannt und umgesetzt. Der Domführer erschließt den (kunst-)historischen Kontext, liefert aber auch Infos über religiöse Funktionen und Praxis. Nur einen Nachteil hat das 145-Seiten-Werk im Vergleich zu den bisherigen Schnell und Steiner-Heftchen: Es ist zu groß und zu schwer, um es als Kirchenführer vor Ort zu nutzen. Selbst wissensdurstige Touristen werden es kaum in ihren Rucksack packen, sondern eher daheim nachlesen.


Das Buch "Der Bamberger Dom. Sehen - Verstehen - Nachdenken", Herausgeber: Hubert Sowa im Auftrag des Erzbischöflichen Ordinariates Bamberg, kostet 19,95 Euro und ist im Handel sowie im Diözesanmuseum am Domplatz und im Klosterladen am Karmelitenplatz erhältlich.