Pferdemarkt in Mürsbach: Papierkram ist die große Hürde
Autor: Anette Schreiber
Mürsbach, Mittwoch, 06. Mai 2015
Vor über 20 Jahren genügte eine Ausschankgenehmigung, heute müssen umfangreiche Formulare ausgefüllt sein, bevor in Mürsbach die beliebte Traditionsveranstaltung steigen kann. Stefan Schmittlutz klagt sein Leid.
Die Checklisten sind abgehakt, sämtlicher Papierkram erledigt. Jetzt kommt es nur noch auf das Wetter an. Aber das kann, beziehungsweise muss Stefan Schmittlutz zum, Glück nicht beantragen, geschweige denn dafür ein Formular ausfüllen. Für fast alles andere, was mit dem Pferdemarkt zu tun hat, schon. Als sein Vater Franz vor annähernd 25 Jahren den ersten Mürsbacher Pferdemarkt veranstaltet hat, benötigte er lediglich eine Ausschankgenehmigung.
Die muss Stefan Schmittlutz heute selbstverständlich immer noch beantragen. Das ist aber nur ein kleiner Posten auf einer ellenlangen Checkliste. Erst wenn die überall Haken hat, ist sich der 40-Jährige sicher, alle Voraussetzungen dafür erfüllt zu haben, dass Pferdefreunde und -Begeisterte aus nah und fern getrost zu der Tradition gewordenen Pferdeveranstaltung kommen können. Dem einzigen Pferdemarkt in der Region Bamberg übrigens.
Besucher werden mittels Schildern zum Markt gelotst, die aber so angebracht sein müssen, dass sie den Verkehr nicht beeinträchtigen und vorschriftskonform angebracht sind. Im Ort sorgen dann Aktive der Feuerwehr dafür, dass Besucher auf ordentlich abgegrenzte und gekennzeichnete Parkflächen geleitet werden. Auf dem Pferdehof haben Marktkaufleute wohl geordnet ihre Stände aufgebaut. Und bei den Versorgungsstationen sorgt eine emsige Schar unauffällig agierender Helfer dafür, dass bei Besuchern Durst und Hunger gestillt werden.
All das basiert auf den Papierbergen, die Stefan Schmittlutz und seine Frau Anita zuvor abgearbeitet und sauber abgeheftet haben. "Der Zeltaufbau ist für mich im Vergleich dazu Erholung", sagt der 40-Jährige.
Denn für derartige Veranstaltungen gibt es strenge Vorschriften und Vorgaben und jede Menge Schriftkram. Gut, dass ihm und seiner Frau Anita als Nebenerwerbslandwirten Papierkram und Formulare nicht ganz fremd sind. Sonst würden sie wohl verzweifeln und den Markt erst gar nicht mehr abhalten.
Wie eingangs erwähnt, genügte Vater Franz Schmittlutz 1992 noch eine Ausschankgenehmigung, um den Markt abhalten zu können. Mittlerweile muss auch der Markt als solcher beantragt werden. "Bei der Gemeinde," erklärt der Sohn. Diese Genehmigung für den Markt samt der nötigen Gewerbeverordnung gilt dann für drei Jahre.
Bereits im Frühjahr haben sich die Pferdehof-Betreiber ins Rattelsdorfer Rathaus begeben, um die Formalien frühzeitig zu erledigen. Sechs Seiten müssen da für diese "Veranstaltung einer öffentlichen Vergnügung", wie es im Formulartext heißt, ausgefüllt sein. Die Veranstaltung ist detailliert zu beschreiben. Das gilt für die Örtlichkeit, Besucherzahl, Parkplätze, Fluchtwege, Veranstaltungsanfang - und Ende und so weiter.
Damit auch er Plan gefertigt werden kann, welche Marktbeschicker wo untergebracht werden, muss ziemlich frühzeitig feststehen, wer kommt, erklären die Veranstalter. Meist sind es so zwischen 20 und 30. Die Zusagen werden im Januar fest gemacht.
Die Informationen zu dem Pferdemarkt werden übrigens auch an Landratsamt, Polizei und Finanzamt weitergeleitet. Zur Kenntnis bekommen die Unterlagen überdies die IHK, Gewerbeamt, Handelsverband, Lebensmittelüberwachung und viele weitere, macht Schmittlutz die Dimensionen deutlich und welche Bedeutung damit dem wirklich exakten Ausfüllen zukommt.
"Aufgeklärt" über alles Wesentliche beim Verkauf von Essen und Getränken sind zwischenzeitlich die hier eingesetzten Helfer. Froh ist Stefan Schmittlutz, dass er zumindest veterinärtechnisch keine neuen Vorgaben umsetzen muss. Zumindest für diese Info genügte ein kurzer Anruf beim Amt. Somit müssen alle Händler, Züchter und Privatpersonen, die hier Pferde und Ponys zum Verkauf anbieten, lediglich für jedes Tier den Equidenpass mitbringen.
Keine Vorschrift
"Ist das Rote Kreuz verständigt", will Franz Schmittlutz beim Pressetermin so nebenbei von Sohn und Schwiegertochter wissen. "Selbstverständlich schon erledigt," so der Sohn.
Das ist nun keine Vorgabe, sondern freiwillige Maßnahme. "Wir haben ja auch Reitvorführungen und machen das aus Sicherheitsgründen", macht Stefan Schmittlutz deutlich. Und für alle anderen Eventualitäten hat man in der Betriebshaftpflicht eine extra Klausel, die den Mark mit abdeckt. Jetzt sei eben nur noch die Sache mit dem Wetter ungeregelt.
Zeitplan
Kutschenfahrt Eine Rundfahrt durch den Itzgrund mit Privatgespannen ist bereits am Samstag, 9. Mai, ab 11 Uhr, möglich; ab 18.30 Uhr gibt es Sau am Spieß, ab 19 Uhr spielt ein Alleinunterhalter.
Beginn Der Pferdemarkt am Haflingerhof Schmittlutz beginnt am Sonntag, 10. Mai, um 10 Uhr, Vorführungen finden ab 13 Uhr statt. Kostenlose Kutschfahrten während der gesamten Veranstaltung.
Anmeldung Privatleute, Züchter und Händler, die Pferde, Esel und Ponys anbieten wollen, melden sich an unter Telefon 0170/4410784, Euidenpässe sind mitzubringen.