Druckartikel: Pater Andreas ist als Nothelfer mit "Santa Maria" unterwegs

Pater Andreas ist als Nothelfer mit "Santa Maria" unterwegs


Autor: Marion Krüger-Hundrup

Bamberg, Sonntag, 06. November 2016

Andreas Thorwarth, einziger noch in Bamberg lebender Comboni-Missionar, schnappt nicht nur Einbrecher, feiert seinen 80. Geburtstag.
Pater Andreas Thorwarth will am Montag im Gottesdienst Dank sagen für 80 zufriedene Lebensjahre.  Foto: Marion Krüger-Hundrup


Zu fünf Jahren Knast wurde der ohnehin polizeibekannte Einbrecher verurteilt. Der Mann hatte sich als "Bettler" in die Wohnung von Pater Andreas Thorwarth auf dem Jakobsberg eingeschlichen und dann plötzlich die Pistole gezogen. "Ich bin ganz ruhig geblieben und habe gebetet, auch als mich dieser Mann an einen Stuhl gefesselt hat", blickt Pater Andreas auf das gut zwei Jahre zurück liegende Geschehen zurück.

Als er losgebunden worden sei, damit er seine Hosentaschen ausleere, habe er sich in den Hausflur retten und laut um Hilfe schreien können. Mitbewohnerinnen - allesamt Ordensschwestern - eilten herbei. Kurz: "Ich konnte den Einbrecher schnappen und festhalten", sagt der Pater.


Rastlos unterwegs

Immer wieder müsse er diese Geschichte, die bundesweit Schlagzeilen gebracht hatte, erzählen, lacht er und wird wieder ernst.
"Ich besuche den Mann im Gefängnis und habe ihm auch geschrieben", erklärt Pater Andreas.

Das passt zu diesem Kirchenmann: Rastlos unterwegs zum Heil der Seelen und zur größeren Ehre Gottes, auf Tour durch ganz Franken mit seinem Kleinwagen namens "Santa Maria"! "Nothelfer" nennt er sich selbst, der dort Gottesdienste feiert, Beichten hört oder andere Sakramente spendet, wo kein anderer Priester zur Verfügung steht.


"Fit, wie vor 20 Jahren"

In Bamberg selbst, in dem Pater Andreas Thorwarth nach der Schließung des Missionshauses St. Heinrich nahe des Doms als einziger Comboni-Missionar geblieben ist, macht er sich zu Fuß auf die Wege bergab und bergauf. Tägliche Morgengymnastik hält ihn zudem fit: "Ich fühle mich wie vor zwanzig Jahren!" strahlt der agile Senior.

Am Allerheiligentag, dem 1. November, wurde er 80 Jahre alt. Gefeiert hat Pater Andreas noch nicht. Das wird am Montag getan mit einem Gottesdienst um 16 Uhr im Dom und einem anschließenden Empfang im Dompfarrheim.

Seine fünf Comboni-Mitbrüder mit Provinzial Pater Karl Peinhopf kommen zum Mitfeiern aus Nürnberg, wohin vor drei Jahren der Sitz der Deutschsprachigen Provinz der Comboni-Missionare von Bamberg aus verlegt worden ist.

Jubilar Andreas Thorwarth will diesen Gottesdienst zum Dank dafür feiern, dass "ich meine Berufung nie verloren habe, sonst wäre ich innerlich unzufrieden und unglücklich". Er sei dankbar für Gottes Führung auf dem Weg, der ihn von seiner bäuerlichen Familie im Württembergischen nach dem Abitur 1957 ins Noviziat und Theologiestudium nach Bamberg geführt habe. Und von dort nach der Priesterweihe 1963 für 24 Jahre nach Peru und Chile, dann wieder nach Aufenthalten in Rom und Israel bis zum heutigen Tag nach Bamberg zurück.


"Auf die faule Haut legen, geht überhaupt nicht!"

Neben seinen seelsorglichen Verpflichtungen kümmert sich Pater Andreas unermüdlich um eine der spezifischen Aufgaben seines Ordens: Missionarische Bewusstseinsbildung in Kirche und Gesellschaft, damit der Glaube lebendig bleibt. "Auf die faule Haut legen, geht überhaupt nicht!", lautet seine Maxime.

Im sogenannten ordenseigenen "Werk des Erlösers", ein Förderkreis und eine Gebetsgemeinschaft aus rund 20 000 Personen, ist der Comboni-Pater mit Informationsangeboten, Rundbriefen, Spendenaufrufen aktiv.
Unterstützt wird er dabei von "meiner rechten Hand" Ingeborg Fichtner, Sekretärin und Haushälterin zugleich.

Projekte für Drogenabhängige, Armenküchen, Krankenstationen, Ausbildung einheimischer Priester: Pater Andreas sammelt dafür erfolgreich Gelder, die Comboni-Mitbrüder und -schwestern in Peru dringend für diese Arbeit brauchen. Peru bleibt eine Leidenschaft, eine stille Liebe: "Aber ich fühle mich in Bamberg wohl und stabil", betont Pater Andreas und breitet die Arme aus, als ob er die ganze Stadt umarmen wollte.