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Passagenpläne in Bamberg stoßen auf Schwierigkeiten


Autor: Michael Wehner

Bamberg, Montag, 22. Juni 2015

 Kaum scheint eine Lösung für die Innenstadtbrache an der Langen Straße gefunden, tun sich neue Probleme auf. OB Starke spricht von einer "Ehekrise" zweier Partner. Nun rücken Sparkasse und Bamberger Investoren in den Blick.
Was passiert zwischen Langer Straße und ZOB? Einmal mehr könnten sich die Pläne für das Areal als Luftschloss erweisen.   Plan: Dömges und Fischer


Tristesse in den Theatergassen, die von Protesten begleitete Auflösung eines stark frequentierten Radwegs und nun noch Ärger mit dem "Quartier an der Mauer". Die Lange Straße kommt aus den Negativschlagzeilen nicht heraus.

Noch im Dezember 2014 hatte sich das anders angehört. Landrat Johann Kalb (CSU), damals Chef des Verwaltungsrats der Sparkasse, sprach optimistisch davon, dass "die Kuh vom Eis" sei. Auch Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD ) zeigte sich zufrieden über die Lösung, die man am Tag zuvor im Verwaltungsrat für das Handelsvorhaben gefunden hatte: Noch nie sei das Projekt einer Verwirklichung so nahe gewesen.

Zwei Punkte machten damals Hoffnung: Im Rathaus hatte man sich nach kontroverser Debatte für ein abgespecktes und mit dem Denkmalschutz zu vereinbarendes Bauvolumen entschieden. Und auch das Investorengespann "Landholding Development" und "Sontowski und Partner" aus Erlangen genoss die Zustimmung vieler.

Sechs Monate später weicht die Euphorie der Ernüchterung. Was mit der Innenstadtbrache zwischen Busbahnhof und Sparkasse passiert, ist seit der Sitzung des Verwaltungsrats der Sparkasse in der vergangenen Woche so unsicher wie eh und je.

"Die Verhandlungen sind ins Stocken geraten", bestätigt Sparkassendirektor Konrad Gottschall. Gründe für die "Schwierigkeiten" nannte er nicht. Wohl aber die Tatsache, dass die Sparkasse nun wieder alle Optionen prüft, um bis zur nächsten Sitzung des Verwaltungsrats am 27. Juli doch noch entscheiden zu können.

Zwei Investoren aus Bamberg

Wird es also doch noch zu dem geplanten Grundstücksverkauf kommen? Wie der Sparkassenchef erläutert, verhandelt die Sparkasse weiter mit den bisherigen Projektbeteiligten. Außerdem wird erstmals tiefergehend auch mit zwei Bamberger Investoren geredet. Sie hatten im Herbst 2014 mit dem Versprechen für Aufsehen gesorgt, die rund 5000 Quadratmeter große Liegenschaft "wie sie steht und liegt" zu kaufen und aus dem Bestand heraus zu entwickeln. Darüber hinaus ist auch eine "dritte Lösung" im Gespräch.

Oberbürgermeister Andreas Starke ist nicht glücklich über die Informationen, die der Verwaltungsrat in seiner letzten Sitzung erhalten habe. Sie legen nahe, dass sich das Vorhaben erneut verzögern könne. Allerdings mag er die Entwicklung auch nicht dramatisieren: "Es ist wohl so, dass wir eine weitere Runde drehen müssen. Aber ich gehe davon aus, dass wir eine Lösung finden", sagt das Stadtoberhaupt.

Er spricht von einer "Ehekrise zwischen den Projektentwicklern und dem Geldgeber". Starkes Hoffnungen beruhen darauf, dass die Planung mit ihrer Mischung aus Handel, Wohnen, Hotel und Gastronomie mittlerweile weit gediehen ist. In in ihrem gegenwärtigen Stand könne sie bei den Genehmigungsbehörden auf Zustimmung hoffen. Auf diese Arbeit könne aufbauen, wer immer in die Rolle des Projektentwicklers oder des Finanziers schlüpft.

Dass dies auch die Sparkasse selbst sein könnte, bestätigt Starke nicht. Doch in gut unterrichteten Kreisen gilt es als ausgemacht, dass ein Engagement des finanzstarken Kreditinstituts mit seinen 120 000 Kunden eine ideale Voraussetzung wäre, um einem von diversen Wechselfällen gebeutelten Handelsprojekt endlich zur Verwirklichung zu verhelfen. Und Bambergs Ínnenstadt voranzubringen.

Zu teuer eingekauft?

Glaubt man Brancheninsidern, liegt es weniger am guten Willen der Beteiligten, dass zuerst die Citypassage und dann auch das "Quartier an der Mauer" in ihrer 17-jährigen Planungsgeschichte so oft von Rückschlägen eingeholt worden seien. Vielmehr seien es die Verkaufserwartungen der Sparkasse Bamberg, die das Gelände teuer erworben habe und diesen Preis weitergeben wolle. Folge sei ein Missverhältnis zwischen den nötigen Investitionen und dem erwarteten Erlös aus der Miete. So sei auch zu erklären, dass nach wie vor nicht feststehe, wer die Ankermieter sind, die in der Passage für die Frequenz sorgen sollen.

Fragt man Sparkassenchef Gottschall nach den Gründen für die aktuellen Schwierigkeiten, widerspricht er allen
Mutmaßungen, dass es am Verkaufspreis der Sparkasse liegen könnte. Das sei nicht der Knackpunkt. Auf den Zusammenhang zwischen der Größe der Gewerbeflächen und der Wirtschaftlichkeit des Projekts hatte freilich auch er hingewiesen, als er Ende 2014 Zweifel an der Realisierbarkeit der Passage in der vom Stadtrat gebilligten Größenordnung äußerte. Wörtlich sprach Gottschall damals davon, dass die Beschränkung der Handelsflächen das Projekt zu einem Flop machen könnten.