Ostern wie weiße Weihnachten
Autor: Günter Flegel
Bamberg, Dienstag, 18. April 2017
Der Höhepunkt des Frühlings-Winters steht noch bevor: In den kommenden Nächten droht vielerorts in Franken strenger Frost.
Die Eisheiligen stehen erst im Mai ins Haus, und bis zur Schafskälte ist es lange hin. Für den April-Winter gibt es weder amtliche noch volkstümliche Namen, denn der Kälteeinfall, der vor vier Monaten für Freude über weiße Weihnachten gesorgt hätte, gehört zur Wetter-Normalität im mitteleuropäischen Frühling. Lästig ist er allerdings trotzdem.
Diplom-Meteorologe Christoph Hartmann vom Deutschen Wetterdienst (DWD) erklärt, dass der Sonnenstand im April dem im Oktober entspricht, mit einem Unterschied: Im Herbst sind Land- und Meeresflächen vom Sommer noch erwärmt, im April lauert eisige Kälte im Norden und Osten. Dementsprechend gehen die Durchschnitttemperaturen im Oktober in Deutschland von sieben auf drei Grad zurück, im April steigen sie von 0 auf 4 Grad. "Damit ist ein Winterrückfall im Frühjahr wahrscheinlicher als ein früher Wintereinbruch im Herbst", sagt der Wetterexperte.
Außergewöhnlich launisch
Aber auch er staunt über die extremen Launen des Aprils 2017: "Wurden wir Ende März noch mit Temperaturen verwöhnt, die vielerorts Allzeitrekorde darstellten, so bekommen wir nun die Möglichkeit, Allzeitrekorde für die kältesten Temperaturen in der zweiten Aprilhälfte aufzustellen."Auch in den Vorjahren gab es regelmäßig winterliche Ausreißer im April mit Nachtfrost; das kälteste Frühjahr seit langem machte vor vier Jahren Ostern zu einem Winterfest (Ende März 2013). Aber die aktuelle Eiszeit schickt sich an, durch ihre Nachhaltigkeit Eindruck zu hinterlassen: Der Deutsche Wetterdienst rechnet nach einer kurzzeitigen Beruhigung und Erwärmung gegen Ende der Woche mit einer Rückkehr des winterlichen Wetters in der kommenden Woche. Bis Ende April, so die Prognosen, dürfte es keine nachhaltige Erwärmung geben.
Chaos auf den Straßen
Schneefall hat am Dienstagmorgen für ein Verkehrschaos in weiten Teilen Oberfrankens gesorgt. Auf der A 9 bei Bayreuth gab es bis zu zehn Kilometer Stau, sagte ein Sprecher des Verkehrslagezentrums in Rosenheim. Auch etliche Staatsstraßen seien betroffen gewesen. "Rund um Bayreuth war Land unter. Da hatten wir Riesenprobleme." Querstehende Lastwagen hätten Fahrbahnen blockiert, Unfälle mit Blechschäden hätten sich gehäuft, sagte der Sprecher. Im Laufe des Vormittages habe sich die Lage aber wieder entspannt.Die Bauern, an sich froh, dass es nach der langen Trockenzeit endlich wieder einmal Niederschläge gibt, fürchten um die Obst- und Spargelernte. Die Wärme im März hat dafür gesorgt, dass die Vegetation ihrer zeit weit voraus ist. Im ganzen Land blühen die Obstbäume, die Weinstöcke schlagen aus - entsprechend groß ist die Empfindlichkeit für die in den kommenden Nächte drohenden Fröste mit in ungünstigen Lagen womöglich sogar zweistelligen Minus-Graden. Damit könnte eine für junge Pflanzen und frische Blüten gefährliche Temperatur erreicht werden, sagt der Gartenbauexperte des Bauernverbandes, Theo Däxl.
Eiswein geht anders ...
Spargel- und Erdbeerfelder können die Landwirte mit Planen schützen, schwieriger wird es mit dem Frostschutz bei den Obstbäumen. Die gängigste Methode macht aus der Not eine Tugend: Die Blüten werden bei Frost mit Wasser eingenebelt, die dünne Eisschicht schützt gegen die kalte Luft.Bange Blicke zum Thermometer werden auch den fränkischen Winzern schlaflose Nächte bescheren. Sie erinnern sich an den 5. Mai 2011: Damals hatte eine einzige kalte Nacht vielerorts zu einem Totalausfall in den Weinbergen geführt.