Druckartikel: Am Seil über die Regnitz - Drohnen-"Angriff" inklusive

Am Seil über die Regnitz - Drohnen-"Angriff" inklusive


Autor: Sabine Christofzik

Bamberg, Donnerstag, 10. August 2017

Auf Bambergs interessantestem Fluss-Übergang möchte man doch gleich selbst ein Fährmann werden.
Die Fähranlegestelle nahe der Treppe neben der Concordia (mit Blick zum Mühlwöhrt Foto: Sabine Christofzik


Die Frau mit der roten Tasche ist etwas unschlüssig. "Also gut, einmal hin und gleich wieder zurück." Ausprobieren möchte sie es schon. "Aber Sie fahren ein bisschen schnell", sagt sie an Fährmann Engelbert Platz gewandt, als sie sich auf der Bank niederlässt.

Gemächlicher, als die Fähre zwischen Mühlwörth und der Treppe neben der Concordia kann man eigentlich nicht über den Fluss unterwegs sein. Da ist man zu Fuß über jede Brücke schneller. Aber gut, Tempo schätzt jeder unterschiedlich ein.


Nur das Wasser gluckert

Das Fahrzeug, das an Seilen in der Regnitz befestigt ist und nur von der Strömung des Wassers bewegt wird, gleitet nahezu lautlos von einem Ufer zum anderen.

Den einen Euro pro Nase und Fahrt zahlt hier jeder gern. Mancher sogar freiwillig mehr - denn wer sich vom Hain zum Berggebiet übersetzen lässt, tut das zugunsten des Jugendwerks Don Bosco.

Das erklären Engelbert Platz und sein junger Kollege Julian, der für das Sichern der Fähre an den Haltestellen und das Öffnen und Schließen der Zugangsbarrieren zuständig ist, auch der Passagierin, die über dem Fragen und Zuhören ihre Bedenken wegen des Tempos vergessen zu haben scheint.


Was zu reden gibt's immer

Unter welchen Umständen in Deutschland Kinder in eine Betreuungseinrichtung kommen können, möchte die Frau, die Teilnehmerin der Sommeruniversität in Bamberg ist, wissen, als sie von den vielfältigen Aufgaben des Jugendwerks hört.

Es gibt kaum einen Fahrgast an diesem späten Nachmittag, der die Überfahrt stumm absolviert. Die Bitte um eine Auskunft oder die Frage nach der Antriebstechnik - und schon ergibt sich ein Gespräch.

Mit zehn Minuten beobachten und fotografieren war es diesmal nichts. So viel Ehrlichkeit muss sein. Vielleicht, wenn man nur die reine Fahrzeit zusammenrechnet. Aber auch dann nur vielleicht. Zu viel Spaß macht es, mit dem Musiklehrer und dem jungen Mann, der ab September wieder die Schulbank drücken und die Mittlere Reife nachholen will, über den Fluss zu schippern.


Handy-Oldie ist immer an Bord

In einer durchsichtigen Hülle verstaut, fällt ein Handy ins Auge. Man möchte es einen Oldtimer nennen, dieses Siemens 45 in der Outdoor-Variante. Welchem der beiden Herren mag es wohl gehören? "Das ist das Fähr-Handy", klärt Engelbert Platz auf. "Eine Frau, die ebenfalls ehrenamtlich Fährdienst macht und in der Nähe wohnt, kümmert sich darum, dass der Akku immer aufgeladen ist."

Eine kleine Gruppe mit einem etwa Sechs- oder Siebenjährigen steigt zu. Ehrfüchtig schaut der Bub das große hölzerne Steuerrad an. Dass er für einen großen Teil der Fahrt (mit Assistenz) "Herr" über die Fähre sein darf, ist für ihn mit Sicherheit das Erlebnis an diesem Ferientag.

Passagiere mit Fahrrädern und mit Kinderwagen wechseln sich ab. Ein anderer kleiner Junge trägt ein fernzusteuerndes Auto mit sich herum. Außer dem Gluckern des Wassers ist plötzlich noch ein anderes Geräusch zu vernehmen. Es hört sich an, als ob sich hunderte Hummeln unter dem Sonnendach verfangen hätten. Als das Flugobjekt sich vom baumgrünen Hintergrund löst, Richtung Flussmitte bewegt und dann vor dem blauen Himmel schwebt, erkennt es jeder: eine Kamera-Drohne.


Da wünscht man sich ein Blasrohr

Das permanente Sirren klingt aggressiv und macht aggressiv. Man wünscht sich ein Blasrohr mit Gummistopfen als Waffe. Unverwandt ist das Objektiv auf die Fähre und ihre Passagiere gerichtet. Derart beobachtet zu werden und nichts dagegen unternehmen zu können, behagt nicht allen. Weiß man, wo die Bilder landen werden?

Der kleine Junge hat den Piloten entdeckt. "Dort, der Mann mit dem grauen Hemd, der auf der Bank sitzt", ruft er.

Wie nahe herangezoomt werden wohl die Bilder sein? Das sollte mal jemand an Land wagen, so ungefragt und ungeniert zu filmen oder zu fotografieren! Ist das erlaubt? Da werden wir uns mal bei jemandem erkundigen, der sich damit auskennt.