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Ökumene: Weihbischof Herwig Gössl löst Wettschulden in Bamberg ein


Autor: Marion Krüger-Hundrup

Bamberg, Sonntag, 17. Januar 2016

Weihbischof Herwig Gössl kam in Bamberg zum Empfang für die ehrenamtlichen Mitarbeiter der Erlösergemeinde und löste damit Wettschulden ein, die bei einer Prominentenwette im vergangenen Jahr entstanden waren - allerdings ohne selbstgebackene Kuchen.
Weihbischof Herwig Gössl schenkte den Ehrenamtlichen Kaffee oder Tee ein und sagte ihnen damit danke für ihren Einsatz.  Fotos: Marion Krüger-Hundrup


Nein, nein, Machogehabe kann wirklich niemand dem Weihbischof unterstellen. Auch wenn für Herwig Gössl Backen und Kochen doch wohl eher Frauensache ist. Jedenfalls schien der katholische Kirchenmann heilfroh zu sein, dass ihn die über hundert Ehrenamtlichen der evangelischen Erlösergemeinde nicht auf die fünfzehn selbstgebackenen Kuchen festnagelten, die er als Wetteinsatz eigentlich hätte mitbringen sollen.



400 statt 3000 auf dem Maxplatz

Denn gerade eine solche "gelebte Ökumene" hatte sich die schelmisch lachende Pfarrerin Anette Simojoki noch im Herbst nach der verlorenen Prominentenwette erhofft. Zur Erinnerung: Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD), Landrat Johann Kalb (CSU), Stadtmarketingchef Klaus Stieringer, Sparkassenvorstand Konrad Gottschall und eben Weihbischof Herwig Gössl hatten gewettet, dass 3000 Ehrenamtliche und bürgerschaftlich Engagierte in der Innenstadt eine Menschenkette der Solidarität bilden. Es kamen aber nur knapp 400 auf den Maxplatz. Ergo mussten die Promis ihren Wetteinsatz in Gestalt einer Zeitspende einlösen.


Die bessere Alternative

Ein überaus gnädiges Losglück wollte, dass der Weihbischof zum Jahresempfang für die ehrenamtlichen Mitarbeiter der Erlösergemeinde marschiert. "Ich bin froh und dankbar, dass ich dieses Los gezogen habe und nicht das der Erziehungsberatungsstelle, da wäre ich deplatziert", bekannte der sichtlich erleichterte Weihbischof, als er am vergangenen Samstagnachmittag nun im Gemeindezentrum unterhalb der Erlöserkirche erschien.
Die drei Pfarrerinnen Anette Simojoki, Dorothea Münch und Anne Schneider hatten dem hohen Gast zwar das Backen abgenommen und ein grandioses Kuchenbüffet hingezaubert. Dennoch bot sich den vielen Männern und Frauen auch ohne bischöfliche Torten Ökumene pur - mit Sahnehäubchen! Pfarrerin Simojoki und Weihbischof Gössl gestalteten gemeinsam die Andacht, wechselten sich bei Gebet, Lesung, Liedern ab. Beide sagten den Ehrenamtlichen danke dafür, dass sie der Kirche als lebendige Steine ein freundliches Gesicht geben: "Kirche ist ein ständiger Aufbauprozess und ständige Erneuerung, alle Steine müssen lebendig und jung bleiben!" erklärte Gössl.

Bereitwillig stand der Weihbischof dann Pfarrerin Simojoki Rede und Antwort. "Was ist überhaupt ein Weihbischof? Was tun Sie? Haben Sie auch mal frei? Warum sprechen Sie nicht fränkisch?" lauteten Fragen, die Herwig Gössl ebenso locker beantwortete. Die Zuhörer erfuhren, dass der Weihbischof lieber Frankenwein als Rauchbier trinkt, eher Nachteule als Morgenmensch ist und Basketball dem Fußball vorzieht.

Derart gelöst schnappte sich Gössl schließlich Warmhaltekannen, ging von Tisch zu Tisch und schenkte den Ehrenamtlichen Kaffee oder Tee ein. Die Kirchenvorstände unterstützen den Weihbischof, während Pfarrerin Dorothea Münch die passende Kaffeehausmusik am Flügel beisteuerte.