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Öko-Akademie am Bamberger Schillerplatz


Autor: Jutta Behr-Groh

Bamberg, Sonntag, 03. März 2013

Das Bamberger Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten wird zu einer Anlaufstelle für Betriebsleiter aus ganz Bayern, die sich verstärkt dem ökologischen Anbau widmen wollen. Im Herbst soll das neue Fortbildungsangebot starten.
Freuen sich sichtlich auf die Öko-Akademie: Andreas Knorr als Leiter des Amts für Landwirtschaft (rechts) und MdL Heinrich Rudrof (CSU), der fürs Foto im größten der drei Lehrsäle Platz genommen hat.Alle Fotos: Ronald Rinklef


"Wir haben genug Platz", versichert Leitender Forstdirektor Andreas Knorr und verweist auf drei große Lehrsäle, die nicht mehr vollends ausgelastet sind, seit die Landwirtschaftsschule von Bamberg nach Coburg verlagert wurde.

Und Sachverstand in Sachen ökologischer Landbau ist in seinem Haus, dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) am Schillerplatz, ohnehin konzentriert: Es beherbergt das Fachzentrum ökologischer Landbau.

Dessen dreiköpfiges Beratungsteam ist bisher "nur" für ganz Franken zuständig. Nun kommt eine weitere, eine landesweite Aufgabe auf den Hausherrn und seine Fachberater zu: der Aufbau einer Akademie für den ökologischen Landbau.

Sie soll spätestens im Oktober am Schillerplatz ihren Betrieb aufnehmen.

"BioRegio 2020" heißt das Landesprogramm, mit dem das Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten die Produktion von Bio-Waren im Freistaat forcieren will. Dafür stellt die Staatsregierung in den Jahren 2013/2014 nach eigenen Angaben 5,4 Millionen Euro bereit.

Das Geld soll in die Bildung, Beratung, Förderung, Vermarktung und Forschung fließen und Bayerns Bauern in die Lage versetzen, die steigende Nachfrage nach Bio-Erzeugnissen zu stillen.

Laut Landwirtschaftsminister Helmut Brunner wirtschaften im Freistaat zwar mehr Biobauern als in den anderen Bundesländern; dennoch "können wir derzeit die Märkte vor unserer Haustür nicht ausreichend mit Bio-Produkten aus Bayern bedienen".

Um die Aus- und Weiterbildung zu verbessern, sollen noch heuer eine zweite Fachschule für Öko-Landbau im oberbayerischen Weilheim und zwei Öko-Akademien eingerichtet werden. Eine davon in Bamberg.

Noch existiert sie erst in den Köpfen und auf dem Papier. Die Umsetzung ist angelaufen. Knorr: "Wir basteln gerade am Unterrichtskonzept."

Was die Inhalte angeht, scheint festzustehen, dass sich Bamberg auf den pflanzlichen Teil konzentriert und Basiswissen aus Ackerbau, Gemüseanbau und Weinbau vermittelt.

Der Schwerpunkt bietet sich nicht nur wegen der Tradition als Gärtnerstadt an. Mit dem Gemüsebauversuchsbetrieb der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau an der Galgenfuhr sind Profis vor Ort, von deren Wissen die Akademie-Besucher nur profitieren können.

Die Aus- und Weiterbildung "im tierischen Bereich" (Knorr) übernimmt voraussichtlich die zweite geplante Öko-Akademie in Kringell im Landkreis Passau.

Zielgruppe da wie dort sind die Leiter landwirtschaftlicher Betriebe im Haupt- und Nebenerwerb aus ganz Bayern. Wegen des großen Einzugsgebiets und der langen Anfahrtswege der Teilnehmer plant man am Schillerplatz eine Blockbeschulung.

Das bedeutet, dass für die Akademisten auch Übernachtungsmöglichkeiten organisiert werden müssen. Von wenigstens 16 Teilnehmern geht Knorr derzeit aus. Eine Obergrenze gibt es nicht. Sein größter Lehrsaal fasst 40 Personen.

Dass eine Öko-Akademie in Bamberg entsteht, ist laut Knorr wesentlich dem Einsatz von MdL Heinrich Rudrof zu verdanken. Der CSU-Politiker habe sich dafür stark gemacht, dass die Behörde nach dem Verlust der Schule gestärkt wird.
Bamberg-Süd weiter im Blick

Der Abgeordnete nennt es denn auch "großartig", dass die Entscheidung für die Welterbestadt gefallen ist. Wenngleich er gewünscht hätte, dass sich der Staatsminister für seine Idee eines "grünen" Kompetenzzentrums am südlichen Bamberger Stadtrand begeistert hätte.

Für eine Bündelung aller Einrichtungen und Anlaufstellen für Gärtner und Landwirte an der Galgenfuhr macht sich Rudrof seit Jahren stark. Er will diese Idee auch weiterverfolgen, sagte er im Gespräch mit dem FT.

Seiner Meinung nach kann sich der Freistaat nicht die Chance entgehen lassen, in der Südflur die frühere Außenstelle des Bundessortenamts zu sichern - eine seit 2010 zum Verkauf stehende Immobilie mit einem Betriebs- und Verwaltungsgebäude und 1600 Quadratmeter Nutzfläche unter Glas.

Knorr stünde einem Umzug seiner Behörde aus der Innenstadt positiv gegenüber. Auch wenn sich die Frage momentan nicht stellt, steht für ihn fest: "Ein Landwirtschaftsamt gehört eigentlich an den Stadtrand."

Dort wäre es leichter erreichbar und die Besucher hätten keine Parkplatzprobleme. Nicht zuletzt für die "Kundschaft" aus der Fränkischen Schweiz läge die Südflur ausgesprochen verkehrsgünstig. Denn die Forchheimer Außenstelle des AELF wurde Ende 2012 geschlossen.