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Oberhaider Autorin entwirft interaktiven Smartphone-Krimi


Autor: Anette Schreiber

Oberhaid, Mittwoch, 16. Oktober 2013

Eigentlich hat sich Susanne Rebscher auf Kinder- und Jugendbücher spezialisiert. Ihr jüngstes Werk ist in einem ganz anderen Medium angesiedelt - ein Computer-Detektiv-Spiel.
Es bedarf nur eines Smartphones, um mit "Inspector Tripton" ermitteln zu können, erklärt die Oberhaider Autorin Susanne Rebscher. Foto: Matthias Hoch


Warum nicht mal Mord und Totschlag? Susanne Rebscher ist vielseitig und - erklärter Krimi-Fan. Bislang hat sich die Wahl-Oberhaiderin als Kinder- und Jugend-(Sachbuch) Autorin einen Namen gemacht und Preise gewonnen.

Als ihr Bruder Benjamin sie in Sachen Mord um Hilfe bat, sagte die 47-Jährige spontan zu. Damit sorgt sie dafür, dass ein Inspektor Tripton in Berlin, Hamburg, Köln, München, Paris, London, Stockholm, Rom und Barcelona ermitteln kann und ihn dabei eine Vielzahl von Hobby-Ermittlern zur Seite springen, können. Was die Laien-Watsons dafür brauchen? Spaß am "Kombinieren" und ein Smartphone. Denn: "Inspector Tripton" ist ein Handyspiel.

Aber ein sinnvolles, gibt Susanne Rebscher zu verstehen. In der Hauptsache gehe es eigentlich darum, die besagten Großstädte kennen zu lernen. Spielerisch geht das für Krimi-Begeisterte.

Denn die Ermittlungsarbeit vollzieht sich in einem relativ überschaubaren Tatort-Radius und bezieht die jeweils markantesten Bauwerke - Rathäuser, Kirchen, Cafes und Plätze - der Stadt des Verbrechens ein. Das Genre - Gamer, Family, Tourguide. "Dauer ca. 2,5 Std." heißt es in der Beschreibung.

Söhne gaben Nachhilfe

Die Arbeit mit dem Verbrechen war auf jeden Fall einmal eine ganz andere, so Rebscher und das habe sie gereizt. Einer ihrer drei Brüder hat eine renommierte Software-Entwicklungsfirma in Berlin. Benjamin Kolb fragte seine Autoren-Schwester, ob sie nicht mal die Geschichte für ein Computer-Spiel schreiben wolle. "Ich hatte Lust dazu", sagt die Autorin wie aus der Pistole geschossen. Allerdings musste sie sich dafür erst einmal eine Einführung in die Welt der Computerspiele geben lassen. "Ich hab' Nachhilfe bei meinen Söhnen genommen."

Das war ein Nachmittag und im Anschluss hat sie Inspector Tripton geschaffen: etwa 45 Jahre alt, dunkle Haare, voller Bart, leichte Segelohren. Und, ach ja, ein für Rebscher wichtiges Detail - "sinnliche Lippen". Dafür muss Tripton ohne Vornamen auskommen. Sein Assistent Eric (blond, jung) hingegen bedarf keines Nachnamens.

"Das ist bei diesen Spielen nicht so wichtig", erklärt Susanne Rebscher augenzwinkernd. Dann machte sie sich an die eigentliche Geschichte, die natürlich eines Mordopfers bedarf: ein Journalist. Tom Keller. Freilich reicht es bei einem Spiel nicht, "einfach so eine Geschichte herunter zu schreiben". Da das Ganze interaktiv ist, muss eine ganze Reihe von Frage-Antwort-Strängen ausgearbeitet werden.

Was die Hilfsermittler übers Smartphone mit an die Hand bekommen, das ist ein Koffer mit diversen Utensilien, die ihnen bei den Ermittlungen helfen sollen. Die Spuren wiederum sind so gelegt, dass sie zu den Sehenswürdigkeiten führen.

In verschiedenen Sprachen

Ein halbes Jahr hat Susanne Rebscher für alle Facetten dieses Verbrechens gebraucht, das der Spieler nach Belieben in einer der genannten Städte und in verschiedenen Sprachen lösen kann.

Tom Keller kann also in Berlin, Hamburg, Köln, München, Paris, London, Stockholm, Rom oder Barcelona dahin gerafft werden, der Hobby-Ermittler mit Tripton auf Deutsch, Englisch und Französich kommunizieren. Stadtpläne waren logischerweise die ersten Ingredienzien für diese Krimi-Art der Postmoderne.

Bei diesem auf Örtlichkeiten basierenden (location-based) Spiel führen die Ermittlungen den Spieler entlang der Highlights durch die Innenstädte, wobei auf der Karte Gebäude und Sehenswürdigkeiten angezeigt werden und der Ermittler dazu Wissenswertes abrufen kann. In einem Infokasten erscheint dies direkt am Gebäude, was in der Fachsprache "Augmented Reality" heißt, verrät Susanne Rebscher.

Erstem Feedback zufolge kommt das Spiel, das seit diesem Jahr auf dem Markt ist, gut an. So könnte sich Susanne Rebscher durchaus vorstellen, für Tripton einen weiteren Mord aus der Tastatur fließen zu lassen. "Das war mal ganz was anderes und hat Spaß gemacht," sagt sie. Einen "Mordsspaß" fügt sie mit verschwörerischem Grinsen hinzu.