Obere Sandstraße: Muss der Steuerzahler die Zeche zahlen?
Autor: Michael Wehner
Bamberg, Donnerstag, 26. Sept. 2019
Wie kann es der Stadt gelingen, das ruinöse Haus Obere Sandstraße 20 zu retten? Eine Doppelstrategie soll die Lösung bringen. Doch ohne Risiko ist das nicht.
Die Touristen, die sich neben der hölzernen Absperrung im Sandgebiet drängen, wenden den Blick schnell wieder ab: Eine durch schwere Holzbalken gestützte Ruine mitten im Weltkulturerbe Bamberg? Das ist keine schöne Perspektive. Doch es ist nicht ausgeschlossen, dass man sich in Bamberg an die wuchtigen Sicherungsmaßnahmen im Sandgebiet eine längere Zeit, vielleicht sogar für Jahre wird gewöhnen müssen.
Serie von Gerichtsprozessen
Das ist die schlechte Nachricht an diesem Mittwoch in den Harmoniesälen am Schillerplatz. Lange wurde um die Zukunft des einsturzgefährdeten Hauses Obere Sandstraße gerungen, nun besteht Klarheit: Das Risiko, dass der Streit um das aus dem 14. Jahrhundert stammende Gebäude in langwierigen Verfahren vor dem Verwaltungsgericht endet, ist hoch.
Und es geht auch um Millionen Euro von Steuergeldern, die in den Schandfleck fließen könnten. Teil 1 dieses Dramas hat bereits begonnen: Der Eigentümer des Hauses, die German Property Group, hat Klage gegen die Nutzungsuntersagung für das Gebäude eingereicht. Bekanntlich wurde das Haus kurz vor der Sandkerwa eingerüstet, der Kellerclub "Sound ´ n Arts" musste schließen, die Kneipe Stilbruch auf ihren Innenhof verzichten.
Doch es gibt auch eine gute Nachricht: Die Stiftung Weltkulturerbe hat die Stadt beauftragt, Verkaufsverhandlungen aufzunehmen mit dem Ziel das Gebäude zu erwerben und zu erhalten. Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) verkündet die Botschaft mit der Annahme, in den nächsten Wochen das Szenario eines jahrelangen Schandflecks doch noch abwenden zu können.
Eigentümer wollten 1,3 Millionen
Ein gemeinsamer Auftrag von Eigentümer und Stadt für ein Verkehrswertgutachten lässt hoffen, nachdem die Stadt ein erstes Kaufangebot in Höhe von 1,3 Millionen Euro abgelehnt hatte. Grund: Sie sieht den Verkehrswert des völlig maroden Anwesens weit darunter. "Unser Königsweg ist es, das Haus zu erwerben und als künftiger Investor zu sanieren. Das könnte auch wirtschaftlich sein", sagte Pressesprecherin Ulrike Siebenhaar am Donnerstag.
Doch ob der schnelle Ankauf wirklich die erhoffte Lösung ist, darüber gehen die Meinungen auseinander. Die Grünen mit Ralf Dischinger als Sprecher attackierten am Mittwoch im Stadtrat heftig die von der Verwaltung gewünschte Prioritätensetzung. Die will erst dann ein Instandsetzungsgebot nach dem Baugesetzbuch verhängen, wenn die Verkaufsverhandlungen mit dem Eigentümer ins Leere gelaufen sind. Ein solches Gebot würde den Investor zur Sanierung zwingen.
Grüne drücken aufs Tempo
Doch den Grünen geht es mit den Zwangsmaßnahmen gegen "einen skrupellosen Spekulanten" nicht schnell genug. Sie fürchten, ein Verkaufsangebot sei das falsche Signal. "Das sagt doch, Investoren kommt nach Bamberg, kauft und lasst die Häuser verfallen, bis die Stadt sie kauft", meinte Dischinger. Der grüne Sprecher, von Beruf Richter, glaubt, das Risiko eines Sanierungsgebots beherrschen zu können.