Druckartikel: Obamas Schwester rüttelt Bamberg auf

Obamas Schwester rüttelt Bamberg auf


Autor: Marion Krüger-Hundrup

Bamberg, Mittwoch, 08. November 2017

In der vollbesetzten Konzerthalle richtete Auma Obama einen flammenden Appell an die Verantwortung jedes Einzelnen für die Zukunft der Menschheit.
Auma Obama bei ihrer Rede in der KonzerthalleRonald Rinklef


Eine Frau mit einem großen Namen wird den Erwartungen der über Tausend Zuhörer im Joseph-Keilberth-Saal der Konzerthalle mehr als gerecht: Auma Obama, Halbschwester des ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama, schreibt Bamberg Mahnungen ins Stammbuch, die es in sich haben.

So ein Auftakt der schon traditionellen Bamberger Wirtschaftstage, zu denen die Sparkasse Unternehmer, Wirtschafts- sowie kommunale Vertreter aus Stadt und Landkreis einlädt, hat sicher Seltenheitswert. Zwischenapplaus und tosender Beifall am Ende der in fließendem Deutsch gehaltenen einstündigen Rede Auma Obamas lassen hoffen, dass ihre flammenden Appelle und differenzierten Ausführungen über "Nachhaltig handeln - Sinn stiften" auf fruchtbaren Boden gefallen sind.


Spiegel vorgehalten

Mit humorvollen und doch spitzen Bemerkungen über "die westliche Lebensart" hielt die gebürtige Kenianerin den gebannt Lauschenden den Spiegel vor: "Wir leben in der falschen Annahme, dass es uns gut geht angesichts der von uns verursachten Fluchtbewegung!" Oder: "Wir haben eine Welt geschaffen, in der wir überkonsumieren, wir konsumieren nicht, sondern verschwenden!" Oder: "Ist es zukunftsfähig, Lebensmittel wegzuwerfen?" Oder: "Armut ist keine Entschuldigung für Nichtstun, man kann aus seinem Leben etwas machen!" Oder: "Die Ressourcen der Erde sind nicht unendlich, wir wissen, wie dieses Problem zu lösen ist, sind aber zu bequem dazu!"


Modewort Nachhaltigkeit

Die 57-Jährige bezeichnete "Nachhaltigkeit" als ein "Modewort", das mit Fortschritt und Engagement gleichgesetzt werde, aber den Erhalt des Status quo von Wohlstand, Geld und Konsum meine. Die promovierte Germanistin und Publizistin plädierte dafür, sich mehr Gedanken über den Begriff Nachhaltigkeit zu machen.

Auma Obama lieferte dann selbst die Definition und führte "ökonomische, ökologische, soziale und politische Nachhaltigkeit" an: "Nachhaltigkeit entwickelt sich und schafft eine sinnvolle gesellschaftliche Ordnung, in der ein gerechtes und zukunftsfähiges Leben für alle möglich ist."


Eigeninitiative statt Lethargie

Gerade im Blick auf die sogenannten Entwicklungsländer forderte die Rednerin die "Mitverantwortung und Mitbestimmung der Menschen" ein. Sie dürften sich nicht als "Opfer des Systems" sehen: "Jeder ist beteiligt an dem, was passiert." Die bisher geleistete Entwicklungshilfe habe eher eine "Opfermentalität" geschaffen, die gegen die Menschenwürde sei. Eigeninitiative statt Lethargie, Hilfe zur Selbsthilfe und Prävention statt Schadensbekämpfung seien dagegen notwendig: "Das gilt besonders auch für wirtschaftsschwache Länder, nicht nur für den Westen."

Am Beispiel ihrer eigenen Stiftung "Sauti Kuu" (Sauti Kuu kommt aus dem Kiswhahili und steht für "Starke Stimmen") legte Auma Obama dar, wie benachteiligte Kinder und Jugendliche in Kenia trotz all der schwierigen Herausforderungen das eigene Leben in die Hand nehmen können. Und zwar mit Unterstützung durch ein professionelles Team ihrer Organisation, das "auf Augenhöhe das Feuer in den Kindern und Jugendlichen entzündet, das zu nutzen, was sie haben, um zu bekommen, was sie brauchen".

Auma Obama mahnte die Bamberger zur "globalen Verantwortung" und zum "lokalen Handeln" an. Alle seien rechenschaftspflichtig über das, was mit dem Klima und der Umwelt, mit dem Kontinent Afrika, mit dem gesellschaftlichen Zusammenhalt, Wirtschaftswachstum, Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit des Globus‘ geschehe. "Wir müssen weg von der Absicht zum Tun!" flammte Auma Obama.

Konkretes Handeln zeigte sogleich Stephan Kirchner, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Bamberg. Gemeinsam mit Vorstandsmitglied Thomas Endres übergab er für ein soziales Projekt einen symbolischen Scheck über 10 000 Euro. Das Frauenhaus in Trägerschaft des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) ist Nutznießer dieser Summe, die der Ausstattung von drei Wohneinheiten im künftig sanierten Gebäude zugutekommen soll. Das Geld stammt aus der "Stiftung der Bamberger Wirtschaftstage", in die die Eintrittspauschale einfließt.