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OB Starke: "Keine neue Kaserne in der Kaserne"


Autor: Matthias Litzlfelder

Bamberg, Freitag, 13. November 2015

Dass die Bundespolizei nächstes Jahr auf dem Konversionsgelände ein Ausbildungszentrum errichtet, ist inzwischen amtlich. Offen bleibt, welche Gebäude dafür genutzt werden. Oberbürgermeister Andreas Starke hat konkrete Vorstellungen.
Blick aus der Luft auf die Mannschaftsgebäude der ehemaligen Panzerartilleriekaserne (Mitte): Hier könnten die Polizeischüler später wohnen. Oben links sind die Sportstätten der Amerikaner zu erkennen, unter anderem die "Freedom-Fitness-Facility"-Sporthalle. Foto: Ronald Rinklef


In neuneinhalb Monaten soll es schon losgehen. "Das neue Bundespolizeiaus- und -fortbildungszentrum muss bereits zum 1. September 2016 seinen Betrieb aufnehmen", hatte Bundesinnenminister Thomas de Maizière am Donnerstagabend in einem Brief an die Stadt mitgeteilt. Die Sache sei dringlich.
Dieser Dringlichkeit ist die Entscheidung zugunsten des Bamberger Konversionsgeländes zu verdanken. Das machte gestern Bayerns Innenminister Joachim Herrmann deutlich, der die Ankunfts- und Rückführungseinrichtung (ARE) für Balkanflüchtlinge auf dem Kasernengelände besuchte, um sich ein Bild von den dortigen Arbeitsabläufen zu machen.


"Viele Gebäude in hervorragendem Zustand"

"Ein Neubau wäre schwierig gewesen, weil die Bundespolizei im nächsten Jahr mit der Ausbildung beginnen will", sagte Herrmann.
Insofern sei die Entscheidung für Bamberg dem Umstand zu verdanken, dass auf dem Konversionsgelände "viele Gebäude in hervorragendem Zustand vorhanden sind".
Die Bundespolizei will in den nächsten Jahren Personal aufstocken. Die vorhandenen fünf Aus- und Fortbildungszentren müssten deswegen um ein sechstes ergänzt werden, heißt es in dem Schreiben des Bundesinnenministers.


2100 Anwärter bis 2018

Laut Herrmann sollen für die Bundespolizei, wie die 1951 als Bundesgrenzschutz gegründete Behörde seit zehn Jahren genannt wird, 3000 zusätzliche Stellen bundesweit geschaffen werden. In Bamberg würden durch den neuen Ausbildungsstandort rund 2000 Polizeianwärter angesiedelt. Hinzu kämen 300 bis 400 weitere Beschäftigte, die die Ausbildung organisieren sollen.
Laut Ulrike Siebenhaar, Pressesprecherin der Stadt, soll es im Herbst nächsten Jahres mit 700 Polizeischülern losgehen. In den beiden Folgejahren kämen dann jeweils weitere 700 hinzu, so dass am Ende 2100 Auszubildende der Bundespolizei aus dem gesamten Bundesgebiet in Bamberg stationiert seien.


Herrmann: "Supergute Sporthalle"

"Die Liegenschaft lässt nicht nur aufgrund ihrer Gebäudestruktur mit Unterkunfts-, Wirtschafts- und Schulgebäuden sowie Sporteinrichtungen, sondern auch aufgrund ihrer baulichen Beschaffenheit eine zügige Inbetriebnahme mit der erforderlichen Kapazität erwarten", schrieb der Bundesinnenminister in dieser Woche.
Wo auf dem ehemaligen Kasernengelände denn nun die Polizeischule angesiedelt wird, das ließ sein bayerischer Kollege Herrmann gestern vor Ort noch offen. Man werde das erst in einigen Wochen entscheiden, wenn die Umbaumaßnahmen begännen.
"Es scheint mir so, dass die Bundespolizei sich für die super-gute Sporthalle begeistern kann", sagte Herrmann nur.


Mannschaftsgebäude der ehemaligen Panzerartilleriekaserne anvisiert

Oberbürgermeister Andreas Starke wurde da konkreter. Geht es nach den Wünschen der Stadt, so wolle man die Mannschaftsgebäude der ehemaligen Panzerartilleriekaserne als Wohnungen für die Polizeianwärter nutzen. Dort in der Nähe seien auch die Sportstätten zu finden, unter anderem die von Herrmann angesprochene "Freedom-Fitness- Facility"-Sporthalle. Für den Unterricht könnten die ehemalige High School und die Elementary School herangezogen werden. Alles solle aber bewusst offen gestaltet werden. "Wir wollen vermeiden, dass erneut eine Kaserne in der Kaserne entsteht", betonte Starke.
Der Oberbürgermeister bezog sich mit dieser Aussage auf die vor zwei Monaten errichtete Ankunfts- und Rückführungseinrichtung für Balkanflüchtlinge, deren Areal eingezäunt ist.


Botschaft: nicht nur Flüchtlinge

Laut Starke sind die in dieser Woche getroffenen Entscheidungen "ein Glücksfall für die Stadt", die den Konversionsprozess deutlich voran brächten. Auch der unterzeichnete Notarvertrag für die Grundstücke und Gebäude der Pines-Siedlung gehöre dazu. "Mit 5,50 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter können wir den Wohnungsmarkt mit bezahlbarem Wohnraum beleben", erklärte Starke.


1200 Betten derzeit in der ARE

Wichtig sei die Botschaft an die Bamberger Bevölkerung: "Hier auf dem Kasernengelände geht es nicht nur um Flüchtlingsunterbringung, sondern auch um die Schaffung von Wohnraum."
Herrmann bezifferte in der gemeinsamen Pressekonferenz mit Starke die aktuelle Bettenzahl in der Flüchtlingseinrichtung mit 1200. Dadurch wachse auch die Zahl der Bearbeitungsfälle. Um den weiteren Ausbau auf mehr als 4000 Betten voranzutreiben, sei in nächster Zeit noch viel Arbeit nötig. Auch die Prozesse müssten noch effizienter gestaltet werden. Wünschenswert sei ein einheitliches EDV-Registrierungssystem. Daran werde gearbeitet.