Wer während der Feiertage Probleme an Leib oder Seele bekommt, ist bei den Bamberger Ärzten und Seelsorgern in guten Händen. Doch nicht jeder Notfall ist einer.
Alle Jahre wieder kommt nicht nur das Christuskind, sondern auch die Panik: Was tun, wenn sich just an den Weihnachtsfeiertagen gesundheitliche Probleme einstellen? Und die können beileibe nicht nur ein verrenkter Magen nach zu viel Gänsebraten und Plätzchen oder ein veritabler Kater nach süßem Weihnachtspunsch sein.
Die Bamberger Ärzteschaft kann die erstaunlichsten Geschichten über tatsächliche oder vermeintliche Notfälle erzählen, die Patienten an den Feiertagen in ihre Praxen führen. Doch gleich vorweg: Niemand, der in die Notaufnahme im Klinikum am Bruderwald, in die Bamberger Bereitschaftspraxis oder in die psychiatrische Klinik am Michelsberg eilt, wird abgewiesen: "Wir dürfen und wollen niemanden wegschicken", betont Joachim Knetsch, Chefarzt der Notaufnahme.
Doch es könne vom Patienten verlangt werden, dass "er sich rechtzeitig kümmert und selbst reflektiert, ob der Weg in die Notaufnahme der richtige ist". Erfahrungsgemäß müssten ungefähr 30 bis 50 Prozent der Patienten nicht unbedingt in die Notaufnahme. Der Besuch des Hausarztes beziehungsweise außerhalb dessen Sprechstunden der Bereitschaftspraxis würde reichen.
Wer also etwa seit sechs Monaten Schluckbeschwerden oder Unterbauchschmerzen habe, müsse diese nicht ausgerechnet am ersten Weihnachtstag abklären lassen, meint auch Hubert Metzner. Der niedergelassene Allgemeinmediziner und stellvertretende Vorsitzende des Ärztlichen Kreisverbandes Bamberg, hat mit Burkhard Schauf, Chefarzt der Frauenklinik, die vorweihnachtliche Initiative zu dieser Information möglicher Patienten ergriffen.
Zumal es ein "grundsätzliches Problem" sei, dass viele gleich in die Notaufnahme des Klinikums marschierten, statt weniger personal-, zeit- und kostenintensive Behandlungsmöglichkeiten zu suchen.
Denn wer mit einem vergleichsweise leichten Problem wie Husten, Schnupfen, Heiserkeit in die Notaufnahme geht, muss mit langen Wartezeiten rechnen. "Wir richten uns nach dem sogenannten Triage-System", erklärt Chefarzt Knetsch. Das bedeute, dass die Dringlichkeit der Behandlung vorgehe und nicht das Prinzip, wer als Erster kommt, kommt auch als Erster dran. "Herzinfarkte, Schlaganfälle oder schwere Unfallverletzungen haben immer Vorrang", so Knetsch. Der Notfallmediziner bringt noch ein weiteres Gegenargument ins Spiel: Die Ärzte in der Notaufnahme könnten keine Kassenrezepte und Krankmeldungen ausstellen.
Geburten gehen vor
Wer nicht akut gefährdet sei, sollte zunächst die
Bereitschaftspraxis im Klinikum am Bruderwald aufsuchen. "Wer bettlägerig ist, kann von einem ambulanten ärztlichen Fahrdienst auch daheim versorgt werden", fügt Hubert Metzner hinzu. Anders sieht es für Frauen mit einem gynäkologischen Problem aus: Für sie gilt nicht die Bereitschaftspraxis, es gibt einen eigenen fachärztlichen Notdienst, wie Henrik Schlüter klarmacht. Der Obmann der niedergelassenen Gynäkologen in Bamberg ist sich mit Professor Schauf einig, dass Frauen in unmittelbarer Gefahr etwa für ein ungeborenes Kind oder bei plötzlichen heftigen Blutungen sofort behandelt werden müssen.
Doch wer am Heiligabend um 22 Uhr einen positiven Schwangerschaftstest mache, "braucht sich um 23 Uhr in der Frauenklinik nicht als Notfall zu melden", lächelt Schauf, der das alles schon erlebt hat.
Oder wenn eine Frau ständig eine unregelmäßige Periode hätte, müsse sie nicht gerade zu Weihnachten die Ursache erforschen lassen. Solche Pseudonotfälle würden die Versorgung von tatsächlichen Notfällen "extrem erschweren", erklärt Schauf. Außerdem stünden auch über die Feiertage etliche Geburten an: "Die gehen immer vor!", versichert der Frauenarzt.
Für jedwede Notlagen, in die Menschen mit psychischen Krankheiten kommen können, ist auch das Klinikum am Michelsberg gerüstet: "Wir haben 24 Stunden lang eine kontinuierliche Bereitschaft", erläutert Göran Hajak. "Unsere Tür ist für jeden offen", ergänzt der Chefarzt der Psychiatrie und hat so akute Notsituationen wie etwa Psychosen oder Suizidgefahr im Blick.
Gleichwohl rät er zu dem "sinnvollen Weg über die Notaufnahme am Bruderwald", weil nur dort durch die Diagnosemöglichkeiten wie Röntgen oder Computertomografie organische Ursachen ausgeschlossen werden könnten.
Seelsorgerlicher Beistand
Doch nicht für jede existentielle Bedrängnis ist immer ein Arzt der einzige Ansprechpartner. Sterbende und ihre Angehörigen brauchen auch Weihnachten nicht auf seelsorglichen Beistand zu verzichten. Dekan Günter Höfer, Leitender Pfarrer von St. Heinrich, St. Kunigund und St. Anna, macht auf die ökumenische Notfallseelsorge aufmerksam, auf Teams aus evangelischen und katholischen Seelsorgern. "Mit Piepsern sind wir in Sterbefällen erreichbar", sagt Dekan Höfer.
Auch wenn etwa nach Unfällen eine Todesnachricht überbracht werden müsse, sei ein Seelsorger mit der Polizei dabei.
Wer an den Feiertagen medizinische Hilfe braucht, wählt den ärztlichen Bereitschaftsdienst unter der Nummer 116 117 (ohne Vorwahl). Diese zentrale Vermittlungsstelle klärt mit dem Anrufer, an wen er sich wenden kann. Diese Nummer ist auch für Frauen mit gynäkologischen Problemen, die an den fachärztlichen Notdienst weitergeleitet werden.
In lebensbedrohlichen Fällen alarmieren Sie den Rettungsdienst unter der Nummer 112.
Bei akuten Problemen mit den Zähnen kontaktieren Sie das Notfalltelefon 0800/6649289.
Die Bamberger Bereitschaftspraxis im Klinikum am Bruderwald, Buger Str. 80, ist unter Telefon 0951/7002070 erreichbar.
Öffnungszeiten: Feiertag, Sonntag 9 bis 21 Uhr.
(Montag, Dienstag, Donnerstag 19 bis 21 Uhr, Mittwoch 16 bis 21 Uhr, Freitag 18 bis 21 Uhr).
Die Notaufnahme im Klinikum am Bruderwald und das Klinikum am Michelsberg sind 24 Stunden geöffnet.
Die ökumenische Notfallseelsorge kann über die Nummer 112 angefordert werden.