Noch mehr Baustellen überleben sie wohl nicht
Autor: Anette Schreiber
Hallstadt, Montag, 27. Mai 2019
Hallstadts Gewerbetreibende leiden unter der Vielzahl der Verkehrsbehinderungen in der Stadt und haben deswegen auch beim Bürgermeister vorgesprochen.
Fast sein ganzes Hallstadter Berufsleben lang hat sich Apotheker Peter Gicklhorn mit Baustellen konfrontiert gesehen: Zuerst war es die des Umbaus in der eigenen Apotheke; dann wurde die Sparkasse im gleichen Gebäude umgebaut. Im Anschluss entstand die Marktscheune, danach die Kindertagesstätte und zuletzt hat vor etwa einem Jahr hat die Großbaustelle am Marktplatz ihren Betrieb aufgenommen. Und wenn die beendet ist, so haben die Mitglieder des Hallstadter Gewerbevereins jüngst vernommen, soll die Bamberger Straße an die Reihe kommen. "Das überleben wir nicht", ist sich Gicklhorn sicher.
Harald Stretz von Zweirad-Stretz sowie Mathilde Biesterfeld und ihr Mann Hermann (Optik Biesterfeld) sehen das genauso. Sie sind seit vielen Jahren im Hallstadter Gewerbeverein organisiert, und der hatte jüngst einen Termin mit dem Bürgermeister. Von gut 80 Mitgliedern war fast die Hälfte erschienen. Eben wegen der Baustelle und deren Auswirkungen für die Gewerbetreibenden. Der Gewerbeverein begrüßt zwar die Gesprächsbereitschaft von Bürgermeister Thomas Söder (Söder), hat aber in Sachen Baustellen Kritikpunkte beziehungsweise Anregungen.
Baustellenmanagement
Die Hauptkritik aus dem Gewerbeverein gilt dem aus seiner Sicht fehlenden Baustellenmanagement. Denn neben der Großbaustelle an Marktplatz und Lichtenfelser Straße werde dann auch an dem innerstädtischen Quartier gearbeitet. Für dieses wiederum sei die Hochwasserfreilegung eine Voraussetzung, wissen die Wortführer. Ebenfalls Auswirkungen auf die Innenstadt haben die Baumaßnahmen am Schwanenbräu (halbseitige Sperrung im Straßenabschnitt davor). Dann sei die Mainbrücke zwischen Hallstadt und Dörfleins seit kurzem nur noch einspurig befahrbar. Weiteren Baustellenverkehr bringe zuletzt auch die ICE-Baustelle.
Gicklhorn, Stretz und Biesterfelds, wie auch etliche weitere Gewerbevereinsmitglieder stört es, dass hier keine Absprachen getroffen worden waren, die Arbeiten nicht besser koordiniert wurden.
Der Gewerbeverein blickt mit Schrecken dem nächsten und dritten Bauabschnitt entgegen: Ab dem Kreisel im Norden ist dann der gesamte Bereich um den SV Hallstadt abgeschnitten.
"Wie sollen gerade die älteren und gehbehinderten Patienten hingelangen und wie der dort ansässige Allgemeinarzt bei Notfalleinsätzen zu seinen Patienten", fragt Hermann Biesterfeld. Er weiß, dass sich der Arzt inzwischen einen Motorroller zugelegt hat, um seine Patienten zu erreichen. Gicklhorn wiederum musste erst kürzlich feststellen, dass er von der Apotheke bis zum Arzt 40 Minuten gebraucht hat. Dabei hat er dann gleich miterlebt, wie ein Krankenwagen "wertvolle Minuten" an der Engstelle vor der Schwanenbräu ausharren musste, bis Linienbus und Landwirtschaftsfuhrwerk vorbei waren.
Viele der Gewerbetreibenden in der Stadt sind auf Kunden von auswärts angewiesen. Harald Stretz erklärt, 30 Prozent seiner Kunden seien Hallstadter, der Rest von auswärts. Aus dem Süden, also von Bamberg, kämen gleichwohl die wenigsten. Dabei sei er von hier noch am einfachsten anzusteuern.