Noch Hoffnung für das Theresianum in Bamberg?
Autor: Jutta Behr-Groh
Bamberg, Mittwoch, 10. Juni 2015
Der Landtagsabgeordnete Heinrich Rudrof sieht noch Chancen, die Schule zu retten, die der Karmelitenorden schließen will. Die Schulleitung setzt auf Gesprächsbereitschaft.
Heinrich Rudrof macht den Theresianern Mut. Der CSU-Landtagsabgeordnete aus dem Bamberger Land glaubt daran, dass das Spätberufenen-Gymnasium des Karmelitenordens eine Zukunft hat, wenn sich alle an einen Tisch setzen: der Träger, die katholische Kirche, die Stadt, der Freistaat.
Damit spricht er Stephan Reheuser aus dem Herzen: Der stellvertretende Leiter des Theresianums berichtet von vielen Institutionen und Stellungnahmen, die dem besonderen Bildungsangebot der Schule den Rücken stärken, seit bekannt ist, dass sie geschlossen werden soll. Wunsch Reheusers wäre "ein Gesprächskreis . . . mit dem Ziel, ein etwaiges finanzielles Zukunftsrisiko abzusichern".
Personelle und finanzielle Sorgen
Es sind personelle und finanzielle Sorgen, die die Ordensleitung der Karmeliten bewogen haben, ihre bald 70 Jahre alte Schule zu schließen.
Auch wenn laut Provinzial Pater Dieter Lankes der Freistaat eine Übernahme des Theresianums in seine Trägerschaft abgelehnt hat: Rudrof sieht durchaus noch Chancen, das Land Bayern ins Boot zu holen. Das geht aus einem Brief hervor, den der Politiker am 9. Juni an den Leiter der Deutschen Provinz der Karmeliten geschrieben hat.
Darin zeigt sich Rudrof jedoch zugleich befremdet, dass die Karmeliten sich niemals Hilfe suchend an ihn gewandt hätten.
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Auch wenn das Parlament nicht unbeschränkt Geld für Bildungseinrichtungen zur Verfügung stellen könne: Wer wie er Mitglied im Haushaltsausschuss des bayerischen Landtags ist, der die Gelder für die einschlägigen Ministerien des Freistaats bereit stellt, habe durchaus Möglichkeiten, dafür zu "kämpfen, dass eine traditionsreiche Bildungseinrichtung in kirchlicher Trägerschaft weiter erhalten wird", so Rudrof. Das Theresianum sei schließlich nicht irgendeine Schule sondern eine "Perle", ein "Markenzeichen der Erwachsenenbildung in Bamberg, Franken, Bayern und Deutschland", das am Leben erhalten werden müsse.
Wie die meisten Menschen in der Region hatte der Abgeordnete aus Scheßlitz vor einer Woche aus der Zeitung erfahren, dass sich die Karmeliten gezwungen sehen, das Theresianum zu schließen. Die meisten Lehrkräfte und Schüler waren ebenfalls in der zweiten Woche der Pfingstferien von dieser Nachricht überrascht worden. Sie kam für sie völlig unerwartet.
Auch wenn die Erzdiözese schon abgewinkt hat und die Stadt Bamberg lieber die Trägerschaft von Schulen abgeben als neue übernehmen möchte: Rudrof sieht neben dem Freistaat weiterhin die katholische Kirche gefordert, um das Theresianum am Leben zu erhalten. Außerdem bringt er den Zweckverband Gymnasien Stadt und Landkreis Bamberg als möglichen Partner ins Gespräch.
Rudrof: Auch Bezirk Oberfranken muss sich engagieren
Angesichts des überregionalen Einzugsgebiets der Schule müsste sich auch der Bezirk Oberfranken engagieren, findet Rudrof. An seine Fraktionskollegen in Oberfranken appelliert er in einem Brief, sich mit ihm gemeinsam für den Erhalt des Theresianums in München einzusetzen.
Das in Oberfranken einmalige Bildungsangebot der Karmeliten ist auch im 69. Jahr kein Auslaufmodell. Für das Schuljahr 2015/2016 - dem nach heutigem Stand letzten Jahrgang am Theresianum - liegen 60 Anmeldungen vor.
Noch im Februar hatten Schulleiter Pater Roland und sein Stellvertreter bei einer Rektorenkonferenz des Staatlichen Schulamts Bamberg die besonderen Bildungswege für schulische Spätzünder am Theresianum vorgestellt: mit "Quali" oder mittlerem Abschluss in vier oder drei Jahren zum Abitur. Laut Stephan Reheuser kommt das Gros der Schüler traditionell von der Mittelschule und nutzt das vierjährige Modell.
Kapazitäten der BOS begrenzt
Neben dem Theresianum unterbreitet in Bamberg die Berufliche Oberschule (BOS) an der Ohmstraße ein ähnliches Angebot. Ob deren Kapazität ausreichen wird, um die Nachfrage zu decken, wenn es das Theresianum eines Tages nicht mehr gibt, vermag Schulleiter Roland Baunach nicht abzuschätzen.
Der Oberstudiendirektor berichtet von vermehrten Anfragen, seit bekannt ist, dass die Karmeliten ihr Spätberufenen-Gymnasium aufgeben wollen. Die BOS wäre laut Baunach bereit, "bis an die Grenzen unserer organisatorischen Möglichkeiten zu gehen, um die am Theresianum abgewiesenen Schüler aufzufangen".
