Nicht nur die Sparer leiden unter historisch niedrigen Zinsen. Die Geldpolitik der EZB macht auch der Sparkasse Bamberg zu schaffen. 14 Azubis spüren das sehr direkt.
Als angehender Bankkaufmann kennt sich Maximilian (Name von der Redaktion geändert) mit Zahlen sehr gut aus. Einlagenzinsen, Kreditzinsen, Dispozinsen waren zwei Jahre seine Welt. Sind es nun ausgerechnet die Zinsen, die den hoffnungsvollen Start in die Berufskarriere verhageln?
Maximilian gehört dem ersten Ausbildungsjahrgang der Sparkasse an, bei dem weniger als die Hälfte übernommen wird. 23 "Azubis" schließen Anfang 2015 ihre Ausbildung ab, aber nur neun von ihnen haben eine Zukunft bei der Sparkasse. 14 müssen sehen, wo sie bleiben. Schuld hat, glaubt man der Sparkasse, vor allem Mario Draghi, Chef der Europäischen Zentralbank.
"Ich hätte schon gerne bei der Sparkasse weiter gearbeitet. Die Arbeit hat Spaß gemacht", sagt der junge Mann, der nun wieder Bewerbungen schreiben muss. Dass Ausbildungsverträge auslaufen, ohne dass die Berufsanfänger gleich weiter beschäftigt werden, ist freilich nichts Ungewöhnliches, umso mehr angesichts schnelllebiger Trends in der Wirtschaft.
Sparkasse galt als sicherer Hafen der Beschäftigung Dennoch lässt die Vorstandsentscheidung im größten öffentlichen Geldinstitut Oberfrankens mit über 45 Geschäftsstellen aufhorchen. Die Sparkasse Bamberg hat sich bei der Ausbildung junger Leute in den vergangenen Jahren stets als Musterknabe hervorgetan und galt als sicherer Hafen der Beschäftigung. Wer hier einen Lehre machte, hatte den Arbeitsplatz so gut wie in der Tasche.
Nun also die Nachricht des öffentlichen Geldinstituts, die die Befürchtung vom Fachkräftemangel und die Nachrichten vom Ausbildungsmarkt zu konterkarieren scheint. 2014 war das Jahr, in dem es in Oberfranken erstmals deutlich mehr Ausbildungsplätze als Bewerber gab. Immer wieder war zuletzt von der Boomregion Bamberg die Rede gewesen.
Doch die Sparkasse Bamberg profitiert davon offenbar nicht. "Wir bedauern es wirklich für jeden jungen Menschen sehr, den wir nicht übernehmen können. Aber die Entwicklungen machen nicht vor der Sparkasse halt", sagt Vorstandschef Konrad Gottschall. Die "Entwicklungen" - damit meint Gottschall Trends, die derzeit vielen Wirtschaftszweigen Sorge machen: Etwa die stürmisch ablaufende Digitalisierung aller Lebensbereiche. Sie sorgt dafür, dass ein immer größerer Anteil des Zahlungsverkehrs online und häufig ohne Beteiligung einer Bank erfolgt. Aber auch die Regulierungswut der Europäischen Bankenaufsicht macht den Regionalbanken das Leben schwer. Ersonnen, um den Finanzmarkt an die Leine zu legen, treffen die strengen Eigenkapitalvorschriften auch die Regionalbanken, obwohl diese mit den Exzessen der Investmentbanken nichts zu tun hatten.
Der wichtigste Grund dafür, dass die Sparkasse beim Personal auf die Bremse tritt, ist allerdings die nun schon Jahre anhaltende Niedrigzinsphase im Euroland. Mit jedem Trippelschritt, den Mario Draghi nach unten steuert, damit die Krisenstaaten der EU nicht pleite gehen, schrumpfen die Zinseinnahmen von Millionen Sparern, und es gehen auch die Margen der Kreditinstitute vor Ort zurück. In Folge wächst der Druck auf Sach- und Personalkosten, weil die Erträge stagnieren oder gar schrumpfen.
Zehn Mitarbeiter-Verträge werden nicht verlängert Gibt es noch mehr Gründe? Im letzten Sommer hat die Trennung von einem langjährigen Vorstandsmitglied für Wirbel im Verwaltungsrat gesorgt. Möglicherweise belastet auch diese Personalie die Sparkasse.
Betroffen sind in Bamberg nicht nur 14 Auszubildende, die nicht übernommen werden, sondern auch zehn Sparkassen-Mitarbeiter, deren befristete Verträge nicht verlängert werden. "Natürlich sind jetzt einige wahnsinnig enttäuscht. Aber es ist schwierig, eine Alternative zu finden", zeigt sich Personalratschef Udo Rebhan ratlos.
Auch für Sparkassenchef Gottschall war es dem Vernehmen nach eine "schwere Entscheidung". Sie sei aber Interesse des Gesamtunternehmens unvermeidlich gewesen: "Heute stehen wir noch gut da. Sollen wir warten, bis es uns schlecht geht?"
1000 Mitarbeiter beschäftigt die Sparkasse Bamberg derzeit. Zu ihnen gehören insgesamt 70 Azubis, eine Zahl, die den Stellenwert der Ausbildung in der Sparkasse unterstreicht. An dieser Grundhaltung soll festgehalten werden, betont Personalchef Rainer Späth, zumal die natürliche Fluktuation ab 2018 wieder steigen soll. "Grundsätzlich haben wir einen hohen Bedarf an jungen Leuten. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern."
Geschlossener Kreislauf Den Wellengang in der Finanzbranche spürt auch die VR-Bank Bamberg. Geschäftsführer Hans Gesell spricht aber auch davon, dass der regionale Markt vor den extremsten Auswirkungen des Zinsverfalls schützt. "Unser Vorteil ist, dass wir unsere Einlagen aus der Region erhalten und sie wieder in Form von Krediten an die Region weitergeben. Das ist ein geschlossener Kreislauf", sagt Gesell.
Die VR-Bank Bamberg bildet derzeit 15 junge Leute aus. Sie können auf eine Übernahme hoffen.
überzeugen nicht und bringen die Sparkassenkunden auch nicht dazu, hilfsbereit ihre Taschentücher zu reiche. Oder handelt es sich hier lediglich ein dem abgeschmetterten Quartier-an-der-Stadtmauer nachtrauerndes Nachjaulen mit erhobenem Zeigefinger? Wie auch immer, die Dispo-Zins-Höhe der Sparkasse jedenfalls bringt den Otto-Normal-Kunden seinerseits echt zum Heulen!
"Wer hier einen Lehre machte, hatte den Ausbildungsplatz so gut wie in der Tasche." Muss wohl Arbeitsplatz heißen, oder?
Da die Sparkasse immer unpersönlicher wird und alles durch Automaten auffängt, braucht man natürlich nicht mehr so viele Mitarbeiter. Geld abheben, einzahlen, wechseln usw. alles erledigen Automaten. Den Kunden werden diese Automaten aufgezwungen. Ich finde das nicht gut! Es ist zwar zu jeder Zeit möglich, aber ist es wirklich das was Kunden wollen?
Solange sie sich noch die teuren Referenten zu den diesjährigen Wirtschaftstagen leisten können (Jochen Schweizer etc.) scheint es ja noch nicht so schlimm zu sein. Danach wird natürlich nicht gefragt... Müssen lieber die Azubis und die Dispozinsenzahler bluten.
erst beim FT, dann beim Theater und jetzt bei der Sparkasse...