Niedrigzins drückt auf die Mieten in Bamberg
Autor: Michael Wehner
Bamberg, Freitag, 27. März 2015
Die anstehende Konversion und die Politik der EZB verhageln manchem Investor in Bamberg die Bilanz. Mittlerweile sollen über 100 Studentenappartements leer stehen. Die Stadtbau will die Hälfte der Pines-Wohnungen verkaufen.
Widersprüchliche Zahlen vom Bamberger Immoblienmarkt: Fragt man Thomas Winkler, den Chef der Immobilienabteilung der Sparkasse Bamberg, dann stehen die Zeichen für Bamberg mit seiner hohen Zentralität und dem kulturellen Angebot einer Großstadt nach wie vor gut. Das Angebot an Immobilien ist knapp, die Preise sind hoch. Selbst die Konversion macht dem Immobilienexperten keine Sorge: "Bamberg könnte bis zu 1000 Wohnungen verkraften,wenn sie nicht auf einen Schlag, sondern nach und nach auf den Markt kommen."
Dennoch machen sich in manchem Segmenten die Käufer rar, erstmals seit Jahren. Zum Beispiel, die Erba-Insel, jenes Wohngebiet, das mit seiner privilegierten Lage zwischen Fischpass, Industriekanal und dem Gartenschaupark viele Sympathiepunkte für sich verbuchen kann. 21 Wohnungen bietet hier die Stadtbau GmbH mit Preisen bis zu 3500 Euro pro Quadratmeter an.
Verkauf läuft schleppend
Doch der Verkauf läuft seit Monaten schleppend, erst vier Wohnungen sind verkauft, räumt Stadtbau-Chef Veit Bergmann ein. Woran liegt´s? "Viele Kapitalanleger sind schon investiert", sagt der Experte. Dazu kommt Mario Draghis Niedrigzinspolitik. Sie legt auch dem Bamberger Immoblienmarkt die Fesseln an. Eine einfache Rechnung: Kapitalanleger, die ihr Geld gerne in hochwertige Wohnungen stecken, sind naturgemäß auf hohe Mieten angewiesen. Doch wer will noch mieten, wenn er bei den derzeit extrem niedrigen Darlehenszinsen für 1000 Euro im Monat gut und gerne eine Million Euro auf dem Kapitalmarkt aufnehmen könnte?
Vielleicht ist das der Grund, weshalb Immobilienmaklerin Petra Heinze auf dem Bamberger Immobilienmarkt seit einiger Zeit eine doch merkliche Abkühlung registriert. Noch vor zwei Jahren, erzählt die Fachfrau, habe man selbst für drittklassige Immobilien jede Menge Interessenten gefunden. Oft hätten sich 30 Personen auf ein Angebot gemeldet. Mittlerweile sind es nur noch zehn. "Die Käufer sind preissensibler geworden", sagt ihr Kollege Kay Zimmermann. Was ihn nicht wundert. Ein Blick auf das Einkommensgefüge in Bamberg zeige, dass nicht jeder sich eine Kaltmiete zwischen 800 und 1000 Euro leisten könne.
Die Mieter sind wählerisch - und tendenziell weniger. Zum Beispiel, die Studenten. Im nachhinein hat sich der Boom beim Bau für Stundentappartments für manchen Investoren als Schlag ins Wasser entpuppt. Mindestens 100 neu gebaute Studenten-Appartements stehen mittlerweile in Bamberg leer, schätzt Heinze, etwa auf der Erba-Insel, aber auch in der Brennerstraße. Bitter für die Besitzer, die nach häufig monatelangem Leerstand den vom Verkäufer in Aussicht gestellten Mietzins deutlich senken müssen, damit sie überhaupt einen Mieter finden.
Das Dilemma mit Fehlentwicklungen auf dem Bamberger Immobilienmarkt sieht auch Thomas Winkler von der Sparkasse. Auf der Erba-Insel gebe es schon heute eine Zweiklassen-Gesellschaft. Die teuersten Anbieter kassierten bis zu 4000 Euro pro Quadratmeter, die günstigeren um 3100, was dazu führe, dass es Preisunterschiede bis zu 100.000 Euro für Wohnungen der gleichen Größe gebe. Die Folge: Bei den Anbietern gibt es Gewinner und Verlierer, sagt jedenfalls Winkler von der Sparkasse.
Viele Interessenten warten ab
Verschärft wird der Trend durch die anstehende Konversion. Sie habe dazu geführt, dass viele Interessenten noch abwarten. Winkler geht zwar nicht davon aus, dass sich die Hoffnungen auf eine schnelle Bereitstellung von Wohnungen bewahrheiten. Die preisdämpfende Wirkung bestätigt aber auch er: "Der Abzug der Amerikaner hat die Übertreibungen auf dem Markt gestoppt."
Und es gibt noch andere gute Erfahrungen nach dem Abzug der Amerikaner. Dass von 149 Häusern der Natosiedlung kaum ein halbes Jahr nach Verkaufsstart ohne viel Werbung bereits über 120 wieder bewohnt sind, hält Maklerin Petra Heinze für einen "Riesenerfolg". Aus ihrer Sicht zeigt dieses Beispiel, was in Bamberg beim Umbau der früheren US-Flächen bedacht werden sollte: Es ist der Markt für bezahlbare Wohnungen, der viel versprechend scheint.
Hört man Veit Bergmann von der Stadtbau, ist genau das auf der Pines-Siedlung geplant: 102 erschwingliche Familienwohnungen. Etwa die Hälfte davon soll verkauft, die andere vermietet werden.