Neujahrsempfang in Bamberg: Das Jahr 2016 wird viel verändern
Autor: Gertrud Glössner-Möschk
Bamberg, Samstag, 16. Januar 2016
Oberbürgermeister Andreas Starke vernimmt ein "positives Grundrauschen" im HInblick auf die Zukunft der Stadt Bamberg. Festrednerin Sibylle Broll-Pape, neue Intendantin des E.T.A.-Hoffmann-Theaters, will ihr Haus dem politischen Diskurs öffnen.
Umsonst und drinnen: In leicht abgewandelter Form hat der für Großveranstaltungen im Freien bekannte Slogan auch für den Neujahrsempfang der Stadt Bamberg im Januar Gültigkeit. Umsonst und drinnen gibt es Wärme, Gespräche, Wein und Häppchen - und natürlich Zuspruch für das gerade begonnene Jahr.
Dieses Angebot - von der Stadt zum zehnten Mal organisiert und von ihren Tochterunternehmen finanziert - hat kaum ein geladener Gast ausgeschlagen. Der große Saal der Konzerthalle war am Samstag nicht nur bis auf den letzten Platz besetzt: Einige zu spät Gekommene mussten mit Stehplätzen vorlieb nehmen.
Seinen Optimismus für das neue Jahr zieht Oberbürgermeister Andreas Starke aus den zahlreichen Projekten, die 2016 in Bamberg realisiert werden oder in konkrete Planungen gehen. Zum einen ist das die Eröffnung des Ausbildungszentrums des Bundespolizei mit 500 Mitarbeitern und Investitionen in Höhe von 200 Millionen Euro, die der heimischen Wirtschaft zugute kommen werden. Zum anderen nannte er das Quartier an der Stadtmauer, die Umwidmung der Wolfsschlucht zu einem erlebnispädagogischen Kompetenzzentrum, die neuen Wohngebiete in der Wunderburg und auf dem Konversionsgelände sowie die Ansiedlung des Automobilzulieferers Brose. Dessen Chef, Michael Stoschek, sei ein "verlässlicher Partner" bei der Förderung von kulturellen und sportlichen Projekten. "In unserer Stadt gibt es ein positives Grundrauschen", resümierte Starke.
Eingehend auf die Flüchtlingsströme und die aktuell damit einhergehende "gefährliche Gemengelage" ,warnte er, mühsam erworbene Werte wie die Gleichberechtigung in Frage zu stellen. Unsere Zivilgesellschaft habe keinen Grund, kleinlaut zu werden. Starke empfahl dringend, aus der Geschichte zu lernen. Deutschland habe die Integration von Heimatvertriebenen, Gastarbeitern und Russlanddeutschen erfolgreich gemeistert."Seien wir auch jetzt gastfreundlich!" Und weiter: "Wir dürfen nicht zulassen, dass Angst zur dominierenden Kraft wird."
Das Bamberger E.T.A-Hoffmann-Theater will sich von den politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen der Gegenwart nicht fernhalten, ganz im Gegenteil. Die Unterhaltung sei nämlich nur eine von vielen Aufgaben eines Theaters, sagte die neue Theaterintendantin Sibylle Broll-Pape in ihrer Festansprache. Wie Friedrich Schiller hält auch sie das Theater für eine moralische Anstalt, die geeignet sei, die Gesellschaft zu verbessern und der Seelenkraft Nahrung zu geben. Kritikern, die meinen, das Theater könne heute nicht mehr mithalten, hielt sie entgegen: "Das muss es auch nicht. Das Theater soll zum Innehalten anregen."
Die Themen lägen auf der Straße: der Flüchtlingsstrom, der Rechtsruck in Europa, die Fragen des Miteinanders der Kulturen und Religionen. Darauf müsse das Theater keine Antwort parat haben, aber die entsprechenden Fragen stellen und dem verstärkten Bedürfnis der Menschen nach Auseinandersetzung eine Plattform geben - auch mit Diskussionsrunden, die demnächst in Bamberg an eine schon in anderen deutschen Theatern laufende Reihe anknüpfen werden. Begonnen hatte Broll-Pape ihre Ausführungen mit dem Lob des Stadttheaters deutscher Prägung, das es so - und mit fest angestellten Schauspielern - in keinem anderen Land gebe. Das eröffne die Möglichkeit, für das eigene Publikum speziell ausgewählte Stoffe auf die Bühne zu bringen.
Nach dem Neujahrsempfang konnte man sich draußen, direkt vor der Halle, davon überzeugen, dass Brose-Chef Michael Stoschek an seinem Porsche das verbotene Klebe-Kennzeichen gegen ein Blechschild ausgetauscht hat . . .