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Neuer Walsdorfer Kindergarten: Die Awo bleibt draußen


Autor: Dieter Grams

Walsdorf, Montag, 14. August 2017

Der Antrag der Arbeiterwohlfahrt wurde abgelehnt. Stattdessen soll es bei der Zusammenarbeit mit der Kirche bleiben.
Der Kindergarten St. Laurentius ist in die Jahre gekommen.  Foto: Dieter Grams


Dass bei einer Gemeinderatssitzung mehr Besucher als Mandatsträger präsent sind, kommt im Leben der kommunalen Selbstverwaltung eher selten vor. In Walsdorf so gut wie gar nicht. Die "Feriensitzung" des Gremiums bildete eine Ausnahme von der Regel. Ferienstimmung kam allerdings zunächst einmal nicht auf.

Das starke Publikumsinteresse hatte natürlich einen Grund. Auf der Tagesordnung stand die Umsetzung des bayerischen Kinderbildungs- und Betreuungsgesetzes und damit einhergehend die Zukunft des in die Jahre gekommenen Kindergartens St. Laurentius - ein Thema, das den Gemeinderat seit geraumer Zeit beschäftigt.
Gebäude und Grundstück von St. Laurentius gehören der evangelischen Kirche, die den Kiga auch seit über 70 Jahren betreibt.

Die Kirche betreibt auch den Kiga "Arche Noah". Eigentümer dieser Immobilie ist die Kommune. Alle vorangegangenen Überlegungen und Planungen führten zu der Entscheidung, neben "Arche Noah" einen neuen Kindergarten zu bauen, da sich eine Generalsanierung von St. Laurentius als unwirtschaftlich herausgestellt hat. Die Entscheidungsfindung hatte in der Vergangenheit an Brisanz gewonnen, weil mit der Arbeiterwohlfahrt (Awo) auf Betreiben der Verwaltung ein weiterer Bewerber für den Neubau und die Trägerschaft des neuen Kigas seinen Hut, und das ziemlich siegessicher, in den Ring warf.

Die vom Gesetzgeber geforderte und von der Gemeinde durchgeführte, nicht nur aktuelle, sondern auch in die Zukunft projizierte Bedarfsermittlung ergab unter Berücksichtigung der demografischen, wirtschaftlichen und baulichen Entwicklung, der Geburtenzahlen und der Entwicklung der Erwerbstätigkeit einen Bedarf von 42 Krippenplätzen, 100 Kiga-Plätzen, 50 Plätzen in der Ganztagsschule und 25 Hortplätzen, so Geschäftsführer Andreas Geck.

Diese Bedarfszahlen seien Grundlage der zu beantragenden Förderung der Kinder-Betreuungsplätze, erläuterte Erster Bürgermeister Heinrich Faatz (CSU). Der Gemeinderat nahm die Ausführungen zur Kenntnis und stimmte einer Weitergabe dieser Zahlen zu.


Eltern machen mobil

Der Gemeinde liegt ein Schreiben der Kiga-Elternbeiräte vor. Die darin formulierten Forderungen werden von einer Unterschriftenliste unterstützt, die 118 Bürger unterzeichnet haben. Elf Kinder seien aus Platzmangel in Walsdorf auswärts untergebracht, und der Bedarf an Betreuungsplätzen steige weiter an, heißt es in dem Brief.

Die Absender drängen auf eine zeitnahe, einvernehmliche Entscheidung zwischen Kirche und politischer Gemeinde und eine Rückkehr der Kontrahenten an den Verhandlungstisch. Bemängelt wird auch der sehr lange Entscheidungsfindungsprozess. Es seien nicht elf, sondern 14 Kinder auswärts untergebracht, sagte Faatz, und dies werde sich auch in Zukunft trotz Neubau nicht gänzlich vermeiden lassen. Den Vorwurf der Untätigkeit wies der Bürgermeister zurück. Es sei in der Vergangenheit sehr wohl sehr viel geschehen. "Wir sind auf gutem Weg einen Konsens herzustellen", so Faatz.

In das Bild der Unterschriftenliste passt ein gemeinsamer Antrag der CSU sowie der Fraktion der Freien Liste, unterzeichnet von den Vorsitzenden Michael Ulrich (CSU) und Gabriele Baureis (FL). Die Fraktionen beantragen a) den Neubau eines Kigas für zwei Gruppen und drei Krippengruppen durch die Gemeinde und b) die Trägerschaft bei der Kirche zu belassen.

"Die Diskussion dauert schon ewig", so Ulrich. "Die Awo sollte kein Thema mehr sein. Im Gegenteil - die Beauftragung eines zweiten Trägers, hier der Awo, gefährdet den sozialen Frieden in der Gemeinde." Auch der Kostenrahmen des Neubaus sei, wie alle anderen Zahlen auch, hinlänglich bekannt.

Der Versuch der Verwaltung, die Thematik in ihrer Gesamtheit im nicht-öffentlichen Teil der Sitzung weiter zu behandeln, stieß auf deutlichen, kompromisslosen Widerstand. "Wir müssen über den Antrag abstimmen", so Stefan Huttner (FL), was dann auch geschah. Die Awo wurde einstimmig als möglicher Betreiber des neuen Kigas ausgeschlossen und die weitere Zusammenarbeit der Gemeinde mit der Kirche festgeschrieben. Die Zuhörer spendeten reichlich Beifall.