Neuer Trend: Die Jagd auf die "Horror-Clowns"
Autor: Christian Pack, Irmtraud Fenn-Nebel
Nürnberg, Montag, 24. Oktober 2016
"Grusel-Clowns"-Attacken mehren sich. Im Gegenzug formieren sich Gruppen, die die Clowns vertreiben wollen. In Franken wurden eine Bürgerwehr gesichtet.
Es sind fünf schwarz gekleidete Jungs, die Laura Warmuth bei einem abendlichen Spaziergang am Samstag in den Pegnitzauen in Nürnberg auffallen. Zunächst wundert sich die Nürnbergerin nur über die ungewöhnliche Truppe. Als sie die Jungs auf dem Rückweg erneut trifft, geben die sich als selbsternannte "Killer-Clown-Jäger" zu erkennen.
Die Schwarzgekleideten, die auch Handschellen dabei haben, bezeichnen sich zudem als Security. "Sie haben uns gefragt, ob wir beim Spaziergang etwas rascheln gehört haben", erzählt Warmuth. "Da haben wir natürlich gefragt, warum sie das wissen wollen." Die Jungs hätten dann berichtet, dass in den Pegnitzauen "Killer-Clowns" unterwegs seien. "Wir dachten, die erzählen Schmarrn", sagt Warmuth. "Killer-Clowns, was soll das denn sein? Außerdem waren die Typen etwa 18, 19 Jahre alt und viel zu jung für eine Security."
Die fünf Männer scheinen es allerdings ernst meinen: Den Spaziergängern gibt die Gruppe mit auf den Weg, dass sie "bloß aufpassen" sollen.
Ein Einzelfall?
Ein mittelfränkischer Einzelfall nach den Horror-Meldungen über Clown-Attacken in den letzten Tagen? Möglich, aber eher unwahrscheinlich: Im Internet wird seit neuestem zur Jagd auf die "Grusel-Clowns" aufgerufen. Unter anderem existiert eine Facebook-Gruppe mit dem Namen "Stoppt die Killer Clowns in Deutschland". Hier werden regelmäßig Fotos von Maskierten in Clowns-Kostümen veröffentlicht. Knapp 54 000 Nutzer haben bereits "gefällt mir" gedrückt. Für den Halloween-Abend am 31. Oktober wurde sogar ein fester Termin eingetragen. Unter der Überschrift "Zu Halloween auf Clown-Jagd gehen" sollen zwischen 22 und 4 Uhr Maskierte vertrieben werden - egal wo. Die Anleitung, wie man diese "behandeln" soll, gibt es in diversen Videos. Und die Kommentare gehen meist in eine Richtung: "Auf die Fresse geben wenn er unbewaffnet ist", schreibt ein Nutzer.
Von der Security-Gruppe aus den Pegnitzauen hat Robert Sandmann noch nichts gehört. Der Pressesprecher des Polizeipräsidiums Mittelfranken macht aber deutlich, dass Selbstjustiz nicht der richtige Weg ist. "Das wäre genauso falsch wie die Übergriffe der Clowns." Selbstverständlich dürfe man sich verteidigen, wenn man erschreckt oder attackiert wird. Auch anderen Passanten zur Hilfe zu eilen, sei erlaubt. "Bei allem, was darüber hinaus geht, sollte man aber die Polizei rufen."
Herrmann will durchgreifen
Weil Attacken vermeintlicher Clowns in den letzten Tagen vermehrt aufgetreten sind, hat sich jetzt auch die Politik in die Debatte eingeschaltet. Innenminister Joachim Herrmann (CSU) kündigte im Gespräch mit der "Passauer Neuen Presse" ein hartes Vorgehen gegen "Grusel-Clowns" an. "Solche üblen Gags können schlimme Folgen haben", sagte der CSU-Politiker. Man werde deshalb nichts durchgehen lassen "und jeden Fall konsequent verfolgen sowie entsprechend ahnden". Aus einem vermeintlichen Scherz könne für den Täter bitterer Ernst werden. Die Betroffenen dürften mit der Polizei oder dem Staatsanwalt rechnen, sagte Herrmann. Der zweifelhafte Trend der "Grusel-Clowns", die Passanten erschrecken und zum Teil angreifen, hat seinen Ursprung in den USA. Seit zwei Jahren registrieren die Behörden dort entsprechende Vorfälle. Zuletzt war es auch in Franken zu Übergriffen gekommen: In Aschaffenburg hatte ein als Clown verkleideter Mann am Freitagabend zwei 16-Jährige in einer Parkanlage erschreckt. Und in Bamberg war ein 15-jähriger Schüler am Samstagabend von einem Clown erschreckt worden. Der Täter konnte nicht ermittelt werden. Ihm droht aber eine Anzeige wegen Bedrohung und Nötigung.
Für die Halloween-Nacht appelliert Robert Sandmann an den gesunden Menschenverstand. "Bei aller Hysterie sollte man im Moment besonnen reagieren. Nicht jeder Clown ist mit schlechten Absichten unterwegs", betont der Polizei-Sprecher.