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Neuer Skandal am Klinikum Bamberg?


Autor: Gertrud Glössner-Möschk

Bamberg, Montag, 20. April 2015

Eine Mitarbeiterin der Inneren Medizin im Klinikum am Bruderwald soll zwei junge Kolleginnen mit einer Art K.o.-Tropfen betäubt haben. Auf eigenwillige Art und Weise soll sie den Verdacht von sich abgelenkt haben.
Im Klinikum am Bruderwald reißt die Aufregung nicht ab: Jetzt soll eine ältere Mitarbeiterin zwei Auszubildende betäubt haben.  Foto: Ronald Rinklef


Es soll in der Woche vor Ostern passiert sein - eine Woche, bevor im Justizgebäude am Wilhelmsplatz die Hauptverhandlung gegen den ehemaligen Chefarzt der Gefäßmedizin des Klinikums am Bruderwald eröffnet worden ist. Dem Angeklagten Heinz W. legt die Staatsanwaltschaft bekanntermaßen zur Last, dass er sich an zwölf Patientinnen und Mitarbeiterinnen vergangen haben soll, nachdem er sie mit dem Hypnotikum Midazolam gefügig und willenlos gemacht haben soll.

Wohl kein sexueller Hintergrund

Nun sollen in ganz ähnlicher Weise zwei junge Frauen in der Abteilung Innere Medizin/Pneumologie mit einem Arzneimittel ähnlich der so genannten K.o.-Tropfen betäubt worden sein. Dass es sich um einen sexuellen Hintergrund handeln könnte, ist diesmal wohl ausgeschlossen. Die Täterin soll eine Mitarbeiterin der Sozialstiftung sein, um die 40 Jahre alt. Die Opfer seien zwei ihr unterstellte weibliche Auszubildende.

Mobbing-Kampagne

Ein Informant berichtete unserer Zeitung, dass es sich wohl um einen Fall von Psychoterror handele. Die ältere Mitarbeiterin, in der Hierarchie weit über den jungen Frauen stehend, habe eine regelrechte Mobbing-Kampagne gegen eine Auszubildende gefahren. Es blieb aber nicht nur bei Schikanen: Vor zwei Wochen soll sie aus dem Medikamentenschrank Tropfen geholt und der jungen Frau in ein Getränk gegossen haben. Aus purem Zufall habe dann wohl nicht nur die junge Frau, sondern noch eine Kollegin davon getrunken.

Als die Täterin gesehen und erkannt habe, was sie angerichtet hatte, soll sie versucht haben, den Verdacht von sich wegzulenken: Sie habe selbst eine Dosis des Medikaments zu sich genommen, allerdings eine deutlich niedrigere als sie den Opfern verabreicht habe.

Die Tropfen sollen eine katastrophale Wirkung gehabt haben: Die jungen Frauen seien "völlig durch den Wind gewesen", ihnen sei schwindelig gewesen, sie hätten sich am Boden gewälzt und erbrochen. Das sei auch Kolleginnen und Kollegen aufgefallen. Als das Schlimmste vorbei war, hätten sich die Frauen an nichts mehr erinnern können, sagt der Informant.

Er findet das Handeln der Vorgesetzen - an dem er keinen Zweifel hegt -"mehr als verwerflich". Hier seien Menschenleben in Gefahr gebracht worden - auch, weil sich mindestens eines der Opfer nach dem Vorfall ins Auto gesetzt habe und gefahren sei.

Nicht in Untersuchungshaft

Ohne auf Details einzugehen, bestätigte am Montag Nachmittag der Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Bamberg, Christopher Rosenbusch, dass das Klinikum am Bruderwald Anzeige erstattet habe "wegen eines Vorfalls möglicherweise mit K.o-Tropfen". Rosenbusch widersprach allerdings der Information unseres Informanten, wonach die tatverdächtige Person festgenommen und in Untersuchungshaft gebracht worden sei. "Von Untersuchungshaft ist das weit weg." Es werde weiter ermittelt.

Standardmäßig Anzeige erstattet

Für die Sozialstiftung Bamberg bestätigte Pressesprecherin Brigitte Dippold, dass in der Woche vor Ostern ein Verdacht gegen eine Vorgesetzte laut geworden sei. "Um den Vorwurf zu klären, haben wir standardmäßig Anzeige erstattet." Auch laut Dippold dauern die Ermittlungen der Kriminalpolizei an.

Aus dem Polizeipräsidium in Bayreuth waren am späten Nachmittag keine Informationen mehr zu bekommen. Die Presseabteilung stellte für heute nähere Informationen in Aussicht.