Neuer Bürgermeister in Burgebrach: "Leuchttürme" im Visier
Autor: Anette Schreiber
Burgebrach, Freitag, 17. Oktober 2014
Johannes Maciejonczyk ist mit 32 Jahren drittjüngster Bürgermeister im Landkreis. Er will die Chancen nutzen, die in der Ära Bogensperger in Burgebrach erarbeitet wurden.
Herr Bürgermeister, Sie leiten nun seit gut vier Monaten die Geschicke des Marktes Burgebrach. Wie kommen Sie mit dieser Aufgabe zurecht?
Johannes Maciejonczyk: Die Arbeit macht mir Spaß. Ich habe noch nie so viel gearbeitet wie in dieser Zeit und es hat noch nie so viel Spaß gemacht. Wie viele Stunden meine Arbeitswoche hat, habe ich freilich nicht ausgerechnet. Ich war insgesamt 15 Jahre im Berufsleben, zuletzt Diplom-Rechtspfleger am Amtsgericht Würzburg. Wobei ich sagen muss, dass es äußerst hilfreich ist, sich als Bürgermeister mit Paragrafen auszukennen.
Sie betonen, wie sehr Ihnen die Arbeit Freude bereitet, welchen Aspekt genau meinen Sie und wie vereinbart sich das augenscheinlich hohe Stundenpensum mit Ihrem Privat- und Familienleben?
Was mir besonders gefällt, ist dass man immer ansprechbar ist und man als zuständig
Georg Bogensperger hat in den letzten 24 Jahren Burgebrachs Geschicke gelenkt, Weichen gestellt. Wie hat sich für Sie die Amtsübernahme gestaltet?
Unproblematisch. Ich kenne Georg Bogensperger gut, habe ihn in den letzten sechs Jahren im Marktgemeinderat erlebt. Er hat unheimlich viel geleistet, nachhaltig seine Handschrift hinterlassen und der Marktgemeinde viele Chancen aufgetan. Es gilt, diese zu erkennen und darauf aufzubauen. Die Schule etwa ist ebenso saniert wie die beiden großen Sporthallen und das Hallenbad. Die ganz großen Bauprojekte sind abgeschlossen. Jetzt geht es um den Erhalt der Substanz, um Verbesserung und Erweiterung, wo nötig. Einiges, was Bogensperger angestoßen hat, konnte ich bereits fortsetzen beziehungsweise zu Ende bringen. So ist die Breitbanderschließung angelaufen. Wir sind die erste Gemeinde im Landkreis, die in das Projekt eingestiegen ist. Es wird bereits gebaut. Verwirklicht ist auch der Waldkindergarten, worüber ich mich besonders freue.
Sicherlich haben Sie auch Ihre ganz besonderen Ansätze, Schwerpunkte, die Sie verwirklichen wollen.
Es gibt da einige, aber ich spreche lieber von Leuchttürmen. Einer davon ist die Wasserversorgung. Hier konnte sogar schon ein Erfolg erzielt werden: Im Gemeindeteil Hirschbrunn. Hier hakte es lange, ein gordischer Knoten sozusagen. Jetzt ist er durchgeschlagen. Ein großer Gewinn für Hirschbrunn und die dahinter liegenden Gemeinden. Als weitere Schwerpunkte betrachte ich die Barrierefreiheit, die wir im Rahmen der Innenstadtentwicklung verwirklichen wollen. Fortgesetzt werden sollen Projekte im Rahmen der Städtebauförderung und der Dorferneuerung. Wir müssen die Ortskerne mit Leben erfüllen und Leerständen vorbeugen. Die Kinderbetreuung und Schulausgestaltung sind weitere Herausforderungen. Zu Ersterem fragen wir demnächst den Bedarf ab, um zu sehen, was genau gebraucht wird.
Ein Bereich in dem wir verstärkt aktiv werden müssen ist der Tourismus, aber das ist regional zu betrachten und anzugehen. Gerade im Rad-Tourismus haben wir glänzende Möglichkeiten. Zu den eingangs genannten Dingen des Alltags gehört es auch, Perspektiven zu geben. Beispielsweise bei den Straßen. Der Bürger soll wissen, wann seine Straße gemacht wird. Dafür wird eine Bestandserfassung der (insgesamt 84 Kilometer Orts- und Gemeindeverbindungs-)Straßen erarbeitet. Natürlich müssen die Bürger in Burgebrach weitere Perspektiven haben. Dazu gehört Bauland, konkret die Erweiterung des Neubaugebietes "Im Knöckel-Hurenanger" mit 124 zusätzlichen Baurechten, kommendes Jahr soll gebaut werden können. Bei der Ausweisung von Gewerbeflächen wurde weitsichtig gehandelt, so dass Burgebrach auch hier gut aufgestellt ist. Wir sind hier relativ gut gesegnet.
Kommen wir zurück zum Spaß. Burgebrach kennt Sie als eine Säule der Prunksitzungen. Ist es damit vorbei oder lässt sich das mit dem Amt vereinen?
Selbstverständlich geht das. Ein bisschen Spaß darf auch ein Bürgermeister haben. Ich bin gesellig und keiner, der griesgrämig zu Hause sitzt. Im Übrigen gehört der Fasching ebenso zu den vielen Traditionen in Burgebrach wie die Präsenz des Bürgermeister bei kirchlichen Anlässen. Ich persönlich mag Traditionen, weil sie Menschen zusammen bringt und sie sich auf diese Weise austauschen. Nochmal zum Spaß. Freude bereiten mir Trauungen. Es ist schön, einen Lebensweg eröffnen zu dürfen. Es gab aber auch schon einen traurigen Anlass, einen sehr schwierigen Moment, als wir einen langjährigen Mitarbeiter zu Grabe tragen mussten.
Gibt es Bereiche, die Ihnen Sorge bereiten?
Im Großen und Ganzen nicht. Mir liegt daran, alles ordentlich weiterzuführen und zu entwickeln. Ein Erschwernis bildet dabei die Wahrnehmung des Staates von Kommunen, die an sich gut dastehen. Es ist zu beobachten, dass sich der Staat hier mehr und mehr zurückzieht. Beispiel Dorferneuerung. Uns droht bei nachhaltig guter Weiterentwicklung das Szenario, dass wir hier in die Situation einer 0-Prozent-Förderung kommen. Gerade im Bereich der Weiterentwicklung des ländlichen Raumes wäre dies fatal, da es die Gefahr in sich birgt, dass gut da stehende Gemeinden diesen Status nicht erhalten können.