Neuer Anlauf für einen Tierfriedhof
Autor: Jutta Behr-Groh
Pünzendorf, Samstag, 03. März 2012
Der Tierschutzverein sieht wachsenden Bedarf für einen Tierfriedhof im Raum Bamberg. Für den Fall, dass seine Argumente nicht fruchten, schließt der Vorstand eine Unterschriftenaktion nicht aus. Knapp 3000 hat man schon "für den Notfall" gesammelt.
Anette S. hat ein Herz für Tiere. Von mehreren hat die 50-jährige Bambergerin im Lauf ihres Lebens schon Abschied nehmen müssen. "Ein Hase und ein Meerschweinchen von mir liegen im Wald bei Pünzendorf. Einen Hund habe ich bei Pommersfelden begraben", berichtet die Angestellte. Ob sie sie in einem Tierfriedhof bestattet hätte, wenn es einen im Raum Bamberg gäbe? S. überlegt eine ganze Weile, bevor sie antwortet. Sie würde es wohl von den Kosten abhängig machen, meint sie schließlich zögernd. Für ihren Hund Nelly, der seit 13 Jahren ihr treuer Begleiter ist, könnte sie sich einen Platz auf einem Tierfriedhof schon vorstellen - "weil es dann doch ein ,richtiges' Grab wäre" und sie es gelegentlich besuchen könnte.
Was die Bambergerin sicher weiß ist, dass sie ihr geliebtes Tier eines Tages auf keinen Fall nach Walsdorf bringen würde, in die Tierkörperbeseitigungsanstalt. Die Entsorgung ihrer oft langjährigen Begleiter im dafür vorgesehenen Kleintiereinwurf "schaffen die Wenigsten", bestätigt Liebhard Löffler, der Vorsitzende des Tierschutzvereins. Seit Jahren bemüht sich die Organisation deshalb darum, dass der Raum Bamberg einen Tierfriedhof erhält. Bislang vergeblich.
Nächste Anlagen zu weit weg?
Die nächsten Anlagen befinden sich in Lichtenfels, Nürnberg und Kitzingen.
Lichtenfels ist von Bamberg aus der nächstgelegene. Ein Drittel der jährlich 30 bis 40 Haustiere, die dort beerdigt werden, kommen nach Informationen des Tierschutzvereins aus dem Raum Bamberg. Diese Zahlen liegen dem Grobkonzept zugrunde, das der Verein für einen Bamberger Tierfriedhof erarbeitet hat. Man ging schon 2009 von einem Bedarf für 60 bis 100 Haustierbeerdigungen im Jahr aus. Und der Bedarf nimmt zu, sagt Löffler, weil mit der alternden Gesellschaft den Haustieren gerade für allein lebende Menschen eine immer wichtigere Rolle zukomme: "Den Menschen soll die Möglichkeit einer würdigen Verabschiedung und eine geeignete Stelle zum Gedenken an den oft langjährigen Mitbewohner gegeben werden."
Der Vereinsvorstand setzt weiter auf Überzeugungsarbeit in der Kommunalpolitik. Löffler nutzte seit Jahresbeginn eine Sitzung des Stadtrats und die Dienstversammlung der Landkreis-Bürgermeister, um für das Anliegen zu werben: "Wir sehen eine gesellschaftspolitische Notwendigkeit, ein Bedürfnis."
Der fast 2000 Mitglieder zählende Verein könnte das mit knapp 3000 Unterschriften belegen, die er inzwischen für die Schaffung eines Tierfriedhofs gesammelt hat. Man will damit vorerst keinen Druck machen, hat sie laut Löffler mehr "für den Notfall" gesammelt. Der träte ein, wie er sagt, "falls sich nichts bewegt".
Noch hofft er, dass die Argumente des Vereins bei den Gebietskörperschaften auf fruchtbaren Boden fallen: "Es stünde der Stadt insbesondere, aber auch einer Landkreis-Gemeinde sehr gut zu Gesicht, auf dieses Bedürfnis der Bevölkerung einzugehen."
Ideal aus Vereinssicht wäre ein Grundstück gleich neben dem Tierheim Berganza am Rothofer Weg im Stadtteil Gaustadt. Die Wiese gehört der Stadt, der Tierschutzverein nutzt sie auf der Grundlage des Erbbaurechts. "Drei Mal im Jahr" brauche man die Fläche als Parkplatz, sagt Löffler. Sonst liege sie brach.
Im Rathaus macht man dem Verein aber wenig Hoffnung, dass darauf ein Tierfriedhof entstehen könnte. Aus städtischer Warte eignet sich das Grundstück nicht, sagt Claus Reinhardt, der Pressesprecher des Baureferats. Abgesehen von naturschutz- und gesundheitsrechtlichen Belangen, die erst zu prüfen wären, sieht man im Rathaus vor allem zwei Problemfelder: Das erste ist die Nähe zu einem Wasserschutzgebiet und ein laufendes Verfahren, um dessen eventuelle Erweiterung. Der zweite kritische Punkt: die Erschließung. In der Stadtverwaltung geht man davon aus, dass ein Tierfriedhof mehr Verkehr an den Rothofer Weg ziehen würde, dem die Breitäckerstraße im jetzigen Ausbauzustand aber nicht gewachsen wäre. Laut Reinhardt ist derzeit völlig offen, ob sie bis zum Rothofer Weg ausgebaut werden soll.
Liebhard Löffler kennt diese Argumente aus einem Antwortschreiben, das er im Februar 2009 vom Oberbürgermeister auf eine Anfrage in Sachen Tierfriedhof erhalten hat. Darüber, dass drei Jahre später weder das wasserrechtliche Verfahren abgeschlossen noch klar ist, wie es mit der Breitäckerstraße weitergeht, zeigt sich der selbst kommunalpolitisch engagierte Vereinsvorsitzende - Löffler ist FDP-Kreisrat - "verwundert".
Reinhardt bringt für einen Tierfriedhof den Landkreis ins Spiel. Da gebe es vielleicht geeignetere Flächen. Nachdem sich das Tierheim als gemeinsame Einrichtung von Stadt und Kreis schon in Bamberg befinde, böte es sich seiner Meinung nach an, den Friedhof im Umland zu errichten.
"Wir wollen nicht mit dem Kopf durch die Wand und nicht unbedingt dieses Grundstück", sagt Löffler dazu. Ein Gelände am Tierheim wäre nur einfach praktisch - dann hätten die haupt- und ehrenamtlichen Helfer kurze Wege; das spare Zeit und Kosten. Der Verein wäre bereit, den Tierfriedhof in eigener Regie zu betreiben. Das hätte den Vorteil, sagt der Vorsitzende, dass man Tierbestattungen relativ kostengünstig anbieten könnte. Es sei ihm und seinen Mitstreitern ein Anliegen, dass alle, die es wünschen, sich die Gebühren leisten können.
In Kitzingen wurde der private Tierfriedhof laut Löffler auf vormaligem Armeegelände errichtet. Für den Fall, dass in Bamberg in Tierheim-Nähe gar nichts ginge, sieht er in der bevorstehenden Umwandlung der US-Kaserne eine Chance.