Neue Wohnformen für alte Menschen im Kreis Bamberg
Autor: Hans Kurz
LKR Bamberg, Dienstag, 28. April 2015
Neubaugebiete auf der Grünen Wiese sind keine Lösung für die Probleme einer älter werdenden Gesellschaft. Die Kreisbaumeisterin und die Generationenbeauftragen des Landkreises Bamberg bringen neue Modelle ins Spiel.
Wie werden wir in 20 Jahren wohnen? Angesichts des demografischen Wandels stellt diese Frage eine zentrale Aufgabe der Kommunalpolitik dar. Und zwar nicht erst in 20 Jahren, sondern schon heute. Nach den vor kurzem vorgelegten Berechnungen des Bamberger Modus-Instituts für den Landkreis Bamberg, wird die Einwohnerzahl im Jahr 2033 nahezu gleich sein wie 2013. Doch innerhalb der Gesamtbevölkerung von rund 145.000 Menschen im Landkreis Bamberg wird es enorme Verschiebungen geben.
Heute gehören noch fast zwei Drittel der Landkreisbevölkerung zur Altersgruppe der 18- bis 65-Jährigen. 2033 werden es nach der Modus-Prognose 10.000 Menschen weniger und nur noch 58 Prozent sein. Im gleichen Zeitraum wird die Generation 65plus um mehr als 15.000 Menschen anwachsen, ihr Anteil sich von 17 auf 29 Prozent erhöhen. Damit kommen dann auf 100 Menschen im sogenannten erwerbsfähigen Alter 49 über 65-Jährige. Im Jahr 2013 lag dieser Altersquotient noch bei 27.
Zersiedelung und Leerstände
Um sich diesem Trend entgegenzustemmen setzen viele Gemeinden immer noch auf ein Rezept aus dem vergangenen Jahrhundert: Bauland für junge Familien ausweisen. Dazu gekommen ist vielleicht noch die Erkenntnis, für die älter werdende Bevölkerung Seniorenheime und -pflegeeinrichtungen zu bauen. Die Folgen sind bereits heute vielerorts sichtbar. Während an den Ortsrändern eine Zersiedelung stattfindet, häufen sich in den Kernorten die Leerstände.
Doch das soll nicht die Zukunft der Dörfer im Bamberger Land sein, wünscht sich Kreisbaumeisterin Gabriele Pfeff-Schmidt. Immer wieder hat sie in der Vergangenheit die Gemeinden - die ja die Planungshoheit haben - dazu zu bewegen, zuerst ihre Innenentwicklung zu fördern. Inzwischen findet sie auch immer öfter Gehör. Ziel ist es, die Ortschaften in ihrer Struktur ebenso wie die Häuser für eine älter werdende Bevölkerung bewohnbar zu erhalten.
Soziale Infrastruktur muss stimmen
Wie wichtig dafür eine funktionierende Infrastruktur und eine intakte soziale Struktur ist, weiß auch Sina Wicht, Generationenbeauftragte des Landkreises. Zusammen mit der Kreisbaumeisterin wird sie deshalb im Rahmen der bayernweiten Aktionswoche "Zu Hause daheim" vom 1. bis 10. Mai zwei Veranstaltungen im Landkreis Bamberg beisteuern.
Am 6. Mai lädt Wicht die Seniorenbeauftragten aus den Landkreisgemeinden zu einem Workshop "Zu Hause daheim - Hilfen für das selbstständige Leben im Alter" ins Landratsamt ein. Dort sollen sie nach einer Einführung in die Themenbereiche "Wohnformen im Alter" und "Seniorengerechte Infrastruktur und Hilfen" einen Wegweiser erarbeiten. "Damit sollen auch die Seniorenbeauftragten als Ansprechpartner vor Ort besser sichtbar gemacht werden, sagt Wicht.
Jung kauft Alt
Interessant für alle verspricht ein öffentlicher Vortrag am 6. Mai um 19 Uhr im Schützenhaus der Brauerei Kraus in Hirschaid zu werden. Der Referent Andreas Homburg aus Hiddenhausen stellt das Modell "Jung kauft alt" vor. Die Gemeinde in Ostwestfalen fördert den Erwerb von alten Häusern im Innenbereich durch junge Familien. Und das offenbar mit Erfolg.
Kreisbaumeisterin Pfeff-Schmidt ist der Meinung, dass so etwas auch ein Modell für Gemeinden im Landkreis Bamberg sein könnte. Ansätze dazu gibt es zum Beispiel bereits in Litzendorf Dort wurde bereits vor Jahren begonnen wurde früher für Neubaugebiete vorgesehene Flächen wieder aus dem Flächennutzungsplan herauszunehmen und stattdessen die Innenentwicklung zu stärken.
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