Druckartikel: Neue Regeln für Flusskreuzfahrer in Bamberg

Neue Regeln für Flusskreuzfahrer in Bamberg


Autor: Gertrud Glössner-Möschk

Bamberg, Dienstag, 12. April 2016

Die Busse, die Touristen vom Hafen aus in die Innenstadt bringen, halten nun nicht mehr an der Promenade, sondern vor der Konzerthalle.
Fast 900 Kreuzfahrtschiffe legten im vergangenen Jahr in Bamberg an. Mit Bussen werden die Passagiere vom Hafen in die Innenstadt zum Ausgangspunkt ihrer Stadtführungen gebracht. In diesem Jahr steigen sie an der Mußstraße ein und aus.  Foto: Ronald Rinklef


Um vorab die Bitte von Ulrike Siebenhaar, Pressesprecherin der Stadt Bamberg, zu erfüllen: "Nein, wir werden in Bamberg nicht von Flusskreuzfahrern überrannt!" Laut Siebenhaar beträgt der Anteil an Bamberg-Touristen, die mit dem Schiff in die Stadt kommen, trotz der fast 900 Schiffe im vergangenen Jahr nicht mehr als 2 Prozent.

Dessen ungeachtet geben die Kreuzfahrer den Bambergern seit vielen Jahren Anlass zu Beschwerden und Verärgerung: Die vielköpfigen Gruppen, die sich durch die Innen- und Altstadt schieben, zwingen andere Passanten zum Ausweichen. Besonders von Anwohnern scharf kritisiert wurde die an der südlichen Promenade eingerichtete Haltestelle, an der die vom Hafen kommenden Zubringerbusse die Kreuzfahrer zu ihren Besichtigungstouren entließen.


Saisonbeginn Ende April

Seit Jahren bemühte sich die Stadt um Alternativen zur Entzerrung. So wurde zum Beispiel von BuB-Stadträtin Daniela Reinfelder mehrfach im Stadtrat der Vorschlag gemacht, die Haltestelle auf dem Markusplatz einzurichten - und von der Mehrheit jeweils verworfen. Im Herbst letzten Jahres schließlich wurde man sich einig und gab grünes Licht für ein Projekt, das jetzt startet: Die Zubringerbusse vom Hafen halten - wie andere Reisebusse auch - in der Mußstraße, lassen die Fahrgäste dort aussteigen und kommen wieder, wenn diese ihre Stadtrundgänge beendet haben.

Offiziell startete der Versuch nach Auskunft von Andreas Christel, dem Leiter des Tourismus & Kongress Service (TKS) im Januar. Allerdings beginnt in diesem Jahr die Saison für Flusskreuzfahrer erst in gut zwei Wochen, wenn die Unterhaltsarbeiten an den Schleusen beendet sind und die Sperre des Main-Donau-Kanals am 29. April aufgehoben sein wird.

Bis zum Herbst wird der TKS dann Erfahrungen sammeln, um beurteilen zu können, wie gut das neue Konzept funktioniert. Zusätzlich zum neuen Haltepunkt an der Konzerthalle sollen auch andere Maßnahmen für Entzerrung und Entspannung sorgen: So wird es künftig keine Gruppen mit 35 bis 40 Personen mehr geben, die ihrem Stadtführer folgen. Maximal 25 sind erlaubt, wie bei "normalen" Stadtführungen auch.

Anders als in den vergangenen Jahren werden die Gruppen nicht mehr denselben Weg nehmen müssen - wie es bisher mit der Langen Straße der Fall war. Der Standort Mußstraße schafft die Voraussetzung dafür, dass die Kreuzfahrer mehrere Möglichkeiten haben: entweder über den Steg in Richtung Untere Sandstraße, über die Markusbrücke oder die Kapuzinerstraße in Richtung Altstadt.

Tourismusdirektor Christel freut sich, dass auch alle mit dem TKS kooperierenden Anbieter von Führungen diese Regeln übernommen haben. Nun komme es darauf an, wie sich das Konzept in der Praxis bewährt. "Wir stehen in Kontakt mit den Gästeführern, beobachten das Busaufkommen und die Routenverteilung", sagt Christel. Vor allem für die Anwohner der Mußstraße solle "die Abwicklung so verträglich wie möglich erfolgen". Die bis zum Herbst gesammelten Erfahrungen und Erkenntnisse werden dem Stadtrat vorgelegt, der entscheiden muss, ob die Probephase zur Dauereinrichtung werden soll.


Anwohner sind skeptisch

In den Reihen der Anwohner herrscht allerdings Skepsis vor. Carolyn Metzner, die inzwischen umgezogen ist, fand schon früher die Reisebusse sehr störend: Bei Hitze und bei Kälte ließen viele Fahrer die Motoren laufen, und die von den Passagieren ausgehende Geräuschkulisse sei auch nicht ohne: "ein dauerndes Geräber". Für eine Wohngegend wie die Mußstraße bedeute die Bushaltestelle eine große Belästigung, urteilt Metzner.

Vor einigen Tagen informierte sich Bürgermeister Christian Lange über die Maßnahmen, die die Tourismusströme entzerren sollen. Auch er sprach davon, dass die Flusskreuzfahrer in der Öffentlichkeit besonders wahrgenommen werden, obwohl sie nur 2 Prozent der Touristen ausmachen. "Das liegt besonders daran, dass sie als Gruppe deutlich erkennbar sind und in der Vergangenheit mitunter geballt auftraten."

Bei dieser Gelegenheit gab Lange bekannt, dass die Aktion "Unser Bamberg - da schau her!" fortgesetzt wird. Damit wirbt der TKS bei den Bürgern für mehr Akzeptanz des Tourismus'. Im Herbst dieses Jahres soll ein "Tag des offenen Schiffs" stattfinden, an dem Einheimische ein Flusskreuzfahrtschiff im Hafen besichtigen können. Im vergangenen Jahr wurden kostenlose Stadtführungen angeboten, um die eigene Stadt einmal aus den Augen der Besucher erleben zu können.