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Neue Leitung im Bamberger Tierheim "Berganza"


Autor: Anette Schreiber

Gaustadt, Dienstag, 18. Juni 2013

Das Bamberger Tierheim hat mit Elke Pohl eine neue Chefin. Die Attraktivität des Heimes und die solide Basis des Vereins haben sie bewogen, von Nordrhein-Westfalen nach Bayern zu wechseln.
Auch wenn sie alle Tiere mag, faszinieren Hunde die neue Tierheimleiterin Elke Pohl doch am meisten. Foto: Matthias Hoch


"Tierheim-Tiere sind keine Tiere zweiter Klasse!" Elke Pohl formuliert ihr Credo messerscharf und mit Nachdruck. Dafür wird sie sich in der Öffentlichkeit stark machen, diese Erfahrung sollen möglichst viele Menschen machen. Ihr Blick wird weicher.

Welche Tiere sie persönlich am meisten faszinieren? "Hunde." Daheim habe sie freilich einen Kater. "Zorro." Aus dem Tierschutz. "Natürlich", fügt sie an. Ein "was sonst" schwingt unausgesprochen mit. Die zierliche Person mit dem prägnanten Hochdeutsch weiß genau, was sie will: "Mit Tieren arbeiten." Seit zwei Wochen fungiert sie als Leiterin des Bamberger Tierheims Berganza und Nachfolgerin von Sabine Kohl.

Die sei nach Angaben von stellvertretender Tierschutzvereins-Vorsitzender Marion Hymon-Löffler auf eigenen Wunsch nach einem Jahr ausgeschieden.

"Wir wünschen ihr für die berufliche Zukunft alles Gute und sind dankbar für ihr Engagement." Froh ist man jedenfalls, den Posten mit Elke Pohl neu besetzen zu können. Keine leichte Aufgabe. Aber man ist froh, dass sie gelöst werden konnte. "Gut gelöst, nach intensiver und sorgfältiger Auswahl".

Mehr Gestaltungsmöglichkeiten und Verantwortung
Umgekehrt: Was hat Elke Pohl bewegt, sich über einige hundert Kilometer von Nordrhein-Westfalen Richtung Süden zu verändern? Die Aussicht, weiter im Tierschutz tätig sein zu können und hier nun mehr Gestaltungsmöglichkeiten und Verantwortung zu haben als vorher, sagt sie.

Vorher, das war im Tierheim in Dornbusch, das zum Tierschutzverein Lüdenscheid gehört. Für die Arbeit dort hat sie nach Jahrzehnten eine gut dotierte Stelle als Industriekauffrau aufgegeben. Nachdem sie sich ehrenamtlich für den Verein engagiert und nebenbei noch eine Ausbildung zur Tierheilpraktikerin gemacht hatte. "Ich dachte, ich könnte dem Verein dadurch Geld sparen und möglichst vielen Tieren helfen", macht sie die Beweggründe deutlich.



Mit Tieren zu arbeiten sei im Übrigen schon immer ihr Wunsch gewesen. Die eigenen Tiere, die sie das ganze Leben begleitet haben, sie reichten ihr nicht. Aus Vernunftsgründen hatte sie jedoch zuerst einen anderen Beruf erlernt. Den gab sie dann nach langen Überlegungen und Abwägungen auf, um sich endlich doch noch den lang gehegten Traum zu erfüllen. "Das bin ich mir wert", betont sie, und: "Ich habe es noch keinen Tag bereut." Auch wenn sie die langen Stunden und die schwere körperliche Arbeit betrachtet. Bei Wind und Wetter und an vielen Tagen die Woche. "Ich möchte möglichst vielen Tieren helfen und damit auch den Menschen, denn da hängen oft schlimme Schicksale dran", lautet ihre Erfahrung. Den Menschen könne man als Tierheim oft eine Belastung nehmen. Zumal Elke Pohl mit einem weiteren Vorurteil aufräumen möchte und zwar dem, dass es Tieren nicht gut gehe im Tierheim. Im Gegenteil, hier sei es für manche wohl deutlich besser als dort, wo sie herkommen. "Natürlich können wir hier kein Sofa bieten."

Mit viel Herz
Warum hat sie sich unter den vielen Angeboten für Bamberg entschieden? Da gaben wohl mehrere Fakten den Ausschlag. "Man erkennt, hier wird ganz viel mit Herz gearbeitet." Alles sei sehr gepflegt und es werde intensiv auf Hygiene geachtet. Als gutes Zeichen werte sie den Anbau. Der Tierschutzverein Bamberg und Umgebung mit seinen rund 2000 Mitgliedern stehe - im Gegensatz zu vielen anderen - finanziell auf soliden Füßen. Das Tierheim sei nicht zuletzt von der Lage wie von von der Konzeption her attraktiv.

In der ersten Zeit wolle sie, so Elke Pohl weiter, erst einmal den Betrieb kennen lernen. Wichtig sei ihr auf jeden Fall der Kontakt zu den Tieren. Aus der Wirtschaft kommend ist sie aber auch realistisch genug für die Formulierung des Ziels, dass einmal je 50 Prozent ihrer Arbeit auf die Verwaltung und 50 Prozent auf Kontakt zu Tieren entfallen. Zusammenarbeiten wird sie mit sechs Mitarbeitern und rund 30 Ehrenamtlichen.

Die neue Leiterin freut sich auch auf die Unterstützung, die das Heim ab kommendem Jahr durch einen in Teilzeit beschäftigten Tierarzt erhält. Mit dem will sie eng kooperieren, verspricht sich davon, wie man es heute bezeichnet, "Synergie-Effekte".

Sehnsucht nach "Zorro"
Bis dahin wird hoffentlich auch ihr Lebensgefährte hier einen Job gefunden haben. So dass man nicht weiter pendeln muss und sie den Familienkater "Zorro" wieder öfter um sich hat. Derzeit muss der jeden Abend zumindest einmal in den Telefonhörer schnurren, gesteht sie etwas verlegen ein. Nach Zorros Bedürfnissen erfolgte - natürlich - die Wahl der Wohnung im Landkreis. Doch bis sie den Kater wieder regelmäßig streicheln kann, werden wohl die Fell oder Feder tragenden Gäste des Tierheims die eine oder andere zusätzliche Streicheleinheit der Tierfreundin bekommen.

"Ohne Tier, das ist schrecklich", findet die 42-Jährige. Aber bei derzeit 25 Hunden, 66 Katzen und 54 Kleintieren am Rothofer Weg dürfte sie zumindest während des Arbeitstages genügend dankbare Streichelkandidaten vorfinden. Und später den eigenen Hund...? Leider ganz sicher nicht, denn Zorro hat bei einer "Begegnung" mit einem Hund fast sein Leben eingebüßt.

Marion Hymon-Löffler schaudert, "das ist ja furchtbar". Als echten Glücksfall für den Verein betrachtet sie es hingegen, dass die neue Tierheimleiterin neben Enthusiasmus und Sachkunde (-Nachweisen) für den Tierschutz aus Know-How aus der freien Wirtschaft mitbringt, schließlich müsse sie im Tierheim ja auch "einen Betrieb" leiten.